Festivalbericht - E-Only Festival 2022 - Freitag

Das 12. E-Only konnte am 29. & 30.07.2022, nachdem es noch einmal verschoben werden musste, endlich seine Pforten im Alten Stadtbad in Leipzig öffnen und wir waren wieder einmal für euch mit dabei. An zwei Tagen erwarteten uns letztendlich 15 Bands und Künstler aus Schweden und Belgien – es wurde somit ein Zwei-Länder-Special. Und weil es auch hier noch kurz vorher einige Absagen gegeben hatte, musste das Team um Veranstalter Holger Troisch hier wahnsinnig fix reagieren und hat noch kurz vor knapp das Programm umgestellt – Respekt an dieser Stelle für die schnelle Umgestaltung der beiden Tage.


Als wir dann also am Freitag anreisten, waren schon ein paar Konzertwillige vor Ort, wobei sich die meisten, ob der warmen Außentemperaturen noch im Freien tummelten. Wir begrüßten erst einmal alle anwesenden Freunde und waren wie alle gespannt auf das, was da an diesem Tag kommen sollte.


Die erste Formation des Tages und des Festivals waren schließlich Abu Nein aus Malmö. Das Trio trat aus dem Nebel auf der Bühne und begann einfach mit seinem Gig. Die Mischung aus Darkwave und elektronischen Elementen wurde abgerundet von der tiefen Stimme von Sängerin Erica. Ihr durchsichtiges Oberteil bot dazu außerdem ein optisches Highlight. Im Hintergrund war auf zwei Videoleinwänden das hübsche Logo der Formation zu sehen. Die Musiker Dennis und Anders zeigten im Wechsel an Gitarre, Bass und Keyboard ihr Können, wobei sie aber die gesamte Zeit über eine finstere oder konzentrierte Miene zeigten. Die Frontfrau untermalte ihren Gesang mit ausladender Gestik und ließ am Ende der Lieder oft den Kopf hängen und genoss den Beifall. Bei „Dying Into A Dance“ griff sie sich dann ihr Mikrofon und tanzte zu den eigenen Klängen. Das Publikum ließ die düstere und eher ruhige Musik anfangs nur auf sich wirken, doch allmählich wurde auch hier mitgewippt. Nach und nach wurden die Songs aber immer schneller und so kam dann immer mehr Bewegung auf. Auch der Saal füllte sich immer mehr, so dass die Anzahl der Zuschauer stetig stieg. Anders sang auch mal mit, wobei seine Stimme mit einem Effekt stark verzerrt war. Während „Rotten Garden“ verschenkte Erica etwas an die Fans in der ersten Reihe – ich habe es nicht genau erkannt, aber ich glaube es waren wohl Aufkleber. Das war dann auch leider die einzige Interaktion mit den Zuschauern, denn ansonsten spielte das Trio nur einen Song nach dem anderen. Bei „God in me“ war Erica dann auf einmal allein – die Jungs hatten sich kurz in den Backstage zurückgezogen, kamen dann aber doch wieder und gemeinsam spielten sie das Stück zu Ende. Immer wieder standen die drei in weißen Lichtkegeln und waren so in ihren schwarzen Outfits vor dem schwarzen Hintergrund auch mal besser zu erkennen. Stimmung kam noch nicht wirklich auf – dafür war die Musik einfach zu langsam und melancholisch. Mit einem sanften „Thank you“ und Kusshänden verabschiedeten sie sich schließlich von uns. Der seichte Einstieg in das Festivalwochenende war also gemacht.


Nach der obligatorischen Umbaupause erschien auf den Videoleinwänden ein Timer, der runter zählte. Dann erklang eine Sirene und Kriegsgeräusche schallten aus den Boxen. Unter dem Jubel der Fans sprangen schließlich Torny und Martin hervor und so nahmen Cryo Fahrt auf. Die lauten Beats dröhnten durch den Saal und von Anfang an tanzten die Zuschauer im Rhythmus drauf los. „Leipzig, it’s time to run. Here we go!“ Die ersten Reihen wurden angesungen, während die beiden auf der Stage unermüdlich hin und her liefen. Torny machte dabei immer wieder an seinem Keyboard oder den E-Drums Halt, um Tasten zu drücken oder auf die Felle einzudreschen. Dabei verschwanden die beiden auch zeitweise in großen Nebelschwaden. „It’s been so long. Are you ready to dance with us?” Das brauchten sich die Fans der gepflegten elektronischen Musik nicht zweimal sagen lassen – es wurde ausgelassen zu den Beats gestompt und getanzt. Auf den Leinwänden waren mal alte Videos oder Muster zu sehen. Das angeleuchtete Bandlogo bildete dazwischen den Mittelpunkt. Die Mischung aus „old school“ und neueren Stücken kam super an. Zu „Hit me once“ wurde mitgeklatscht und bei „Smile forever“ zierte das allseits bekannte Smiley-Gesicht die Leinwände. Später zeigte das Duo hier Bilder aus „Guantanamo Bay“, als der gleichnamige Track zelebriert wurde – Martin trug hierbei einen orangen Overall und später auch einen schwarzen Sack über dem Kopf, wie ihn die Insassen des Gefangenenlagers auch anziehen müssen. Zu „Believer“ ließ sich Torny auf die Knie fallen und bei „Control“ konnten die Zuschauer den Text von den Leinwänden ablesen und mitgrölen. Die Scheinwerfer setzten die beiden mit rotem, grünem und weißem Licht in Szene. Und als Martin einen blutverschmierten Arztkittel anzog, hieß es mit „Sanitarium“ „The doctor is here“. „It’s a fucking honour to be here.“ Entgegen dem Songtitel „Valium” drehten sie letztendlich noch einmal richtig auf und Torny zerlegte sein Keyboard, indem er es auf den Bühnenboden drosch und darauf herumtrat. Wir hoffen ja, dass er für den nächsten Gig ein Ersatz-Instrument findet. Wie zu Beginn wurde auch am Ende dieses Auftritts lautstark gejubelt und die beiden Herren verbeugten sich zufrieden lächelnd. Wir hatten hier richtig Spaß und sagen Danke!


Nach zwei schwedischen Bands ging es dann musikalisch nach Belgien mit Absolute Body Control. Dieses Kult-Projekt, bestehend aus Sänger Dirk Ivens und Musiker Eric Van Wonterghem, wurde vom Publikum sehnlichst erwartet und so war der Saal recht voll. Ein paar technische Probleme sorgten für eine kleine Verzögerung, doch dann konnte das Duo endlich loslegen. Der Beifall war laut und mit einem fröhlichen „Good evening“ ging es mit „Invisible Touch“ in die Vollen. Eric trug eine Sonnenbrille und Kopfhörer und widmete sich seiner Technik, während Dirk am vorderen Bühnenrand ausgelassen hin und her tanzend sang. Es war so laut, dass der Boden in der Stadtbad-Halle vibrierte – wir waren hier echt dankbar für unseren Gehörschutz. Dazu passte auch die Textzeile „Silence is over“. Dem folgte „Waving Goodbye“ – wollte die beiden denn schon wieder gehen? Aber nein, ganz im Gegenteil. Sie drehten immer weiter auf. Die Menge tanzte zufrieden zu den EBM-Klängen mit Stücken wie „Is there an exit?“. Eric drehte an Knöpfchen, schob Regler hin und her und war immer gut beschäftigt. Dirk grinste und tanzte und verausgabte sich regelrecht. Das war echt beeindruckend, denn wenn wir ehrlich sind, ist Dirk nicht mehr der Jüngste. Dabei brüllte er die Texte auch mal schier heraus. Wir mussten dann aber erst einmal eine kurze Pause an der frischen Luft machen, denn es war sehr warm geworden. Als wir dann wieder rein kamen, erklang gerade „Never seen“, wobei alles in Blau erstrahlte. Der Kultsong „Give me your hands“ wurde beklatscht und die Fans feierten zufrieden ihre Party. Die Arme waren oben und dazu waren auf den Leinwänden wilde Muster zu sehen. Uns persönlich waren die Rhythmen etwas zu monoton und so überließen wir den Zuschauern das Feld, als es nach dem eigentlichen Set noch Zugabe-Rufe gab, die dann auch noch erhört wurden. Am Ende waren Musiker und Auditorium mehr als zufrieden und wirklich jeder musste sich nun erst einmal wieder abkühlen. Die Barmannschaft hatte hier echt gut zu tun.


Als letzte Band des ersten Abends waren dann noch Agent Side Grinder an der Reihe für gute Stimmung zu sorgen. Die Schweden waren an ihrem leuchtenden Bandlogo – einem Kreuz – schon vorab zu erkennen und dann erschien das Trio auch endlich auf der Bildfläche. Alle drei wurden mit einem Spotlight angestrahlt, was toll wirkte. Frontmann Emanuel war gut gelaunt und gab vom ersten Ton an alles. Der mehrstimmige Gesang gemeinsam mit Johan war ein Trommelfellschmeichler. Bei „Inner Noises“ setzte Johan Klangstäbe aus Metall ein, mit denen er einen Rhythmus einspielte. Kollege Peter war dabei ganz und gar auf seine Tasten konzentriert. Der Sänger tanzte ebenfalls hin und her und meinte verschmitzt: „I wanna be like Dirk Ivens.“ Damit meinte er bestimmt auch, dass er in dem Alter auch noch fit sein möchte. Und dann stimmte er das Absolute Body Control-Lied „Love at first sight“ an. Optisch gab es auch einen Hingucker, denn neben dem Bandlogo in der Mitte der Bühne leuchteten auch die Keyboards links und rechts – ein toller Effekt. Die Scheinwerfer wanderten immer wieder zwischen den drei Schweden umher und wechselten zwischen blau, lila und weiß. Zurück zu eigenen Stücken präsentierten sie einen Song von der kommenden EP, dass sie an diesem Abend „for the first time“ live gespielt haben. Der Text wurde hierbei von Emanuel rausgebrüllt. Auch hier war die Mischung aus Bekanntem und Neuem sehr gelungen. So folgte „an old song“, bei dem die große Klangfeder zum Einsatz kam, die wir bisher bei noch keiner anderen Band auf einer Bühne gesehen haben. Peter entlockte seinen technischen Geräten auch spezielle Sounds und so erschufen sie einen speziellen Klangteppich. Torny von Cryo feierte hier in der ersten Reihe mit den Zuschauern gemeinsam ab – ja, auch Musiker können Fans sein. Nicht nur uns wurde beim Tanzen warm, auch der Frontmann schwitzte von seiner ausgelassenen Darbietung. Nichtsdestotrotz gab er alles mit „Giants fall“, wo er in die Hocke ging und das Publikum direkt ansang. Der Sound war gut und die zum Teil technoiden Sounds ließen uns kaum stillstehen. Bevor es zum Smashhit „This is us“ ging, stellte der Sänger sich und seinen Mitstreiter namentlich vor und jeder bekam seinen verdienten Applaus.


Mit diesem Highlight in den Ohren machten wir uns dann schließlich auf den Heimweg – die Hitze drinnen und draußen hatte uns ganz schön geschlaucht. Dennoch hatten wir schon an diesem ersten Festivaltag viel Spaß und freuten uns auf weitere musikalische Höhepunkte an Tag 2.


Weiter zu Tag 2


Autor: Trixi


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