Konzertbericht - Blind Guardian - 09.09.2022 Alter Schlachthof Dresden

Mit ihrer „Somewhere far beyond – 30th Anniversary”-Tour waren Blind Guardian am 09.09.2022 im Alten Schlachthof in Dresden zu Gast. Nachdem die Tournee gleich 2x aus bekannten Gründen verschoben werden musste, war es nun endlich soweit und viele Metalfans waren angereist, um die sechs Herren live erleben zu können. Schnell war der große Saal im Schlachthof gefüllt und es war schon vor Showbeginn echt warm. Das würde also ein schweißtreibender Abend werden.


Die Bühne war mit einem großen Banner verhangen und das Bandlogo wurde darauf projiziert. Nicht wenige „Guardian“-Rufe waren zu hören, als endlich das Licht ausging und auf der Behelfsleinwand wurde „The Documentary“ gezeigt. In dem etwa 10-15-minütigen Filmchen waren Videoaufnahmen aus der Zeit vor 30 Jahren zu sehen, als das Album „Somewhere far beyond“ entstanden ist. Die alten Bilder waren sehr amüsant zu sehen – die Jungs haben sich im Vergleich zu heute schon etwas verändert – aber wer nicht?! Das Ganze wurde mit Songs aus der Scheibe untermalt und die ersten Fans sangen schon laut mit.


Dann fiel die Mitte des Banners und es konnte losgehen – der Jubel war grandios. Sofort waren die Arme zum Mitklatschen oben und Drummer Frederick wurde von den Scheinwerfern angestrahlt. Auf den restlichen Bannern links und rechts wurden die Gitarristen in groß gezeigt, dann fiel der Stoff und die Herren waren live zu erblicken. Mit „Time what is time“ ging es in die Vollen. Sänger Hans kam direkt an den Bühnenrand und sog die gute Stimmung, die ihm entgegenschwappte, auf. Die Zuschauer waren super drauf und brüllten von der ersten Zeile an alles mit – das war cool! „Einen wunderschönen guten Abend“, so die ersten Worte von Hans. Er war sichtlich beeindruckt und erinnerte sich an die Show vor 5 Jahren, als sie das letzte Mal in Dresden gespielt haben. Weil es damals so „legendär“ war, wollten sie unbedingt wiederkommen und er fragte sich, ob das Publikum diesen Abend von damals noch übertreffen könne. Das blieb abzuwarten und so stimmten sie „Journey through the dark“ an. Die Haare flogen auf und vor der Stage nur so. Der Bassist Johan der Formation sprang nur so umher und war voll bei der Sache. Die Gitarrensoli von Marcus und André waren sensationell – das fanden auch die Zuschauer und applaudierten mächtig laut. Mit „Black Chamber“ meinte der Frontmann im Anschluss: „Die Stimmung geht runter.“ Damit hatte er aber nicht Recht, denn auch dieses ruhige Stück kam super an und es wurde ausgelassen mitgeklatscht. Die Gitarristen machten hierbei auch eine kleine Pause, denn der Gesang wurde lediglich von Keyboarder Michael begleitet. Dabei kam Hansis Stimme besonders toll zur Geltung – ein schöner Moment! Doch so ruhig konnte es selbstverständlich nicht bleiben und so sagte Hansi: „Wenn ihr Lust aufs Quälen habt…“ Der monumentale Sound von „Theatre of pain“ blies und schier weg und auch die Lichtshow war großartig. Frederik kam noch einmal mehr aus sich heraus und verdrosch seine Drums ordentlich. Die Party war gut um Gange und auch die Band meinte nur „Mega“ dazu. Das Album „Somewhere far beyond“ wurde hier Song für Song gespielt und die Musiker zeigten mit all diesen Songs, was sie so alles drauf haben. Die „Epic-Kiste“ „The Quest für Tanelorn“ war das nächste Schmankerl. Die Fans rissen die Arme nach oben, um entweder im Takt mitzuklatschen oder die Pommesgabel im Takt zu heben. Und auch „Gevatter Tod“ war an diesem Abend mit im Saal – beim lauten Mitgröhlen der über 1700 Kehlen zu „Ashes to Ashes“ bekam aber sicher sogar er Angst und würde das Weite suchen. Dann kam eines der Highlights zu seinen Ehren. Bei keinem Konzert der Guardians darf dieses Lied fehlen. „Ihr wisst, was passiert, wenn sich diese beiden Herren setzen.“ Gemeint waren die Gitarristen, die zu Akustikgitarren gegriffen hatten. Selbstverständlich war es Zeit für „The Bard’s Song (in the forest)“. Und wie immer war das ein genialer Moment, wenn die Musik einsetzt und ab da die Fans so lautstark singen, das die Herren auf der Bühne kaum noch zu hören sind. Gänsehaut pur! Das Bild hinter dem Drummer hatte sich zwischenzeitlich geändert und das Coverartwork der hier gespielten CD war nun zu sehen. Nach „The Hobbit“ wurde endlich der Titelsong der Scheibe gespielt. Hierbei stand Hansi in einem Lichtkegel und auch die Drums wurden von den Scheinwerfern toll in Szene gesetzt. Vor der Bühne wurde es im Moshpit richtig wild, währenddessen das Publikum drum herum mitsang und feierte. Am Ende standen alle Gitarristen vor Frederik und spielten ihn an.


Das war schon phänomenal – diese megatolle Stimmung und die Textsicherheit der Fans – einzigartig! Hansi verbeugte sich beeindruckt und meinte: „Es ist vollbracht. Ihr habt die Pflicht mit Bravour gemeistert.“ Das Album war nun in Gänze live präsentiert und nun folgte die „Kür“. Und weil es gerade so schön passte, erklang „The Lord of the Rings“. Das Auge Saurons wurde auf mehreren Bildschirmen auf der Bühne eingeblendet und auch hier waren die Zuschauer bei jeder einzelnen Zeile sicher. Einzelne sprangen im Rhythmus auf und ab, aber die meisten frönten einfach dem Headbangen. Das gehört ja auch zu einem Metalkonzert dazu. „Hammer, hammergeil Dresden.“ Der Abend von vor fünf Jahren wurde wohl doch noch getoppt. Wir blieben „tolkienisch“ mit „Nightfall“. Die Bildschirme zeigten einen Sternenhimmel und die Gitarrensoli waren wieder einmal ein echtes Meisterstückchen. „Ihr habt Kondition im Gegensatz zu uns.“ Diese Aussage sorgte für Lacher und trotzdem ging es immer noch weiter im Programm. „Man merkt, ihr mögt das alte Zeug.“ Aber klar doch! Aber auch neues Material musste hier geehrt werden, denn vor wenigen Tagen war das neue Album „The God Machine“ erschienen und einer der Tracks wurde zelebriert und vom Dresdner Publikum auch für feierwürdig befunden. Und als Hans noch eine Tour zum neuen Album im kommenden Jahr ankündigte, waren die „Guardian“-Rufe wieder laut. Doch wir waren ja an diesem September-Abend angereist, um eben die alten Klassiker zu hören. Das wusste auch die Band und so gab es zu „Time stand still (at the Iron Hill)“ ein „Meer“ aus Pommesgabeln, das hin und her wogte. Die grüne und rosa Lichteffekte sahen hierbei wieder einmal echt schick aus. Und wie hätte es nicht passender sein können? „And the story ends“ bildete den Schlusspunkt des Sets. Johan verausgabte sich noch einmal und auch Michael nickte etwas mit, wo er doch sonst fast still steht hinter seinem Keyboard. Marcus genoss die Partystimmung mit geschlossenen Augen und Frederik gab als Finale ein erstklassiges Drumsolo zum Besten. Mit einem Winken und „Wir lieben euch – bis zum nächsten Mal“ verabschiedeten sich die Guardians von uns.


Fast augenblicklich waren Zugabe-Rufe zu hören und die Band ließ sich nicht lange betteln. Wieder war ein Intro zu hören und schon kamen die Jungs wieder nach vorn. Frederik ließ sich etwas feiern und drosch wieder drauf los zu „Sacred worlds“. Die Arme der Fans bildeten ein wogendes Meer aus Pommesgabeln und zwischendrin flogen schon wieder die Haare. „Ihr wart unfassbar geil.“ Ihr aber auch! Mit „Valhalla“ folgte ein weiterer Song, der auf keinem ihrer Konzerte fehlen darf und wieder sang das Publikum fast lauter, als die Musik aus den Boxen dröhnte. Wie besonders das ist, weiß nur, wer das schon einmal live miterlebt hat. „Dass alle bis in die letzte Reihe mitsingen, haben wir selten. Ich seh euch da hinten und habe es sehr genossen“, so der absolut geflashte Hansi. Die Zuschauer stimmten aber schon wieder den Refrain von „Valhalla“ an und so warteten die Musiker, sitzend vor den Drums, ab, wie lang wir wohl durchhalten würden. Nachdem aber keine Ermüdungserscheinungen aufkamen, kam der Sänger doch wieder ans Mikrofon und berichtete von vier Problemen, die er nun habe. Eines davon war, dass er Marcus „noch NIE“ auf der Bühne hat Bier trinken sehen – bis zu diesem Abend. Das Gelächter war groß! Doch wir waren für die Musik da und bevor mit „Mirror Mirror“ das letzte Stück angestimmt wurde, meinte er noch „Es war megagenial! Wir kommen wieder – gar keine Frage.“


Damit wurde es aber für uns Zeit, den Heimweg anzutreten. Die Fans sangen und feierten noch zu Ende. Wir waren mehr als zufrieden und wieder einmal schwer beeindruckt, wie eine Band, nur mit der Musik und ohne aufwendige Bühnenshow so eine Stimmung in die Bude bringt – sensationell!!! Unsere Stimmbänder waren vom lauten mitbrüllen etwas angekratzt, aber das machte gar nichts. Es hat sich jeder Ton gelohnt und auch wir kommen gern wieder, wenn Blind Guardian wieder einmal in der Nähe ist. Danke an die Veranstalter von In Move Gmbh – das war großes Kino!


Autor: Trixi


Galerie des Abends