Festivalbericht - Festival-Mediaval 2022 - Freitag

Das zweite Septemberwochenende stand für uns ganz im Zeichen des Festivals, welches für uns wohl das schönste des Jahres darstellt - das Festival-Mediaval in Selb. Nachdem im vergangenen Jahr gar kein FM und 2020 "nur" der Kulturbiergarten als Miniversion stattfinden konnten, freuten wir uns umso mehr auf ein Wochenende in Franken. Dieses Jahr gab es ein Rock- und Metalspecial und wir können schon jetzt sagen, dass unsere Erwartungen nicht enttäuscht wurden - bis auf die vom Wetter vielleicht.


Los ging es, wie gewohnt, bereits am Freitagnachmittag mit der großen Eröffnung auf der Schlossbühne. Das gesamte Team war zusammengekommen und Veranstalter Bläcky begrüßte sichtlich emotional das anwesende Publikum, welches zwar zahlreich erschienen war, jedoch die Besucherzahlen der letzten Jahre nicht erreicht hatte. Besonders schön fanden wir in diesem Zusammenhang, dass die Helfer im dreizehnten Festivaljahr eine Art Hymne präsentierten. Auf die Melodie des Shantys "The Wellermann" sangen sie "Wir sind das Mediaval" und zeigten damit, welch familiären Charakter dieses Event hat. Außerdem wies Bläcky noch auf die Bemühungen zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz hin und erklärte, dass sich das FM an der Aktion "Wo geht's denn hier nach Panama?" beteiligt. Dies ist eine Möglichkeit für Menschen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, unsicher fühlen, um beim gesamten Team (Helfer, Orga, Händler) um Hilfe zu bitten. Das finden wir super und sind der Meinung, dass jedes Festival soviel Augenmerk auf den Schutz des Publikums legen sollte, vor allem im Bezug auf psychische Ausnahmesituationen oder sexuelle Belästigung. Danach konnte das Festival starten!


Den Anfang machten Firkin aus Ungarn, die bereits schon einmal in Selb zu Gast gewesen waren. Nun standen sie mit neuem Sänger wieder auf der Schlossbühne und präsentierten Irish Folk. Optisch und musikalisch ging das Ganze sehr in Richtung Fiddler's Green, wenn auch ohne viel E-Gitarre. Die Musiker nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Pubs, wo es neben den "Klassikern" auch diverse Eigenkompositionen der Band zu hören gab. Firkin leben dieses Genre wirklich aus und das tanzende Publikum gab ihnen Recht. Nicht umsonst hat die Band, die seit dreizehn Jahren weltweit unterwegs ist, eine internationale Fanbase und nach diesem Auftritt in Selb, der nur vom Wetter ein wenig getrübt wurde, sind sicherlich ein paar neue hinzugekommen.


Weiter ging es auf der Burgbühne am unteren Goldberg-Ende mit der hauseigenen Piratenband The Blackbeers. Diese hatten zum Kulturbiergarten ein durchaus beeindruckendes Debüt in Selb präsentiert und durften nun auf die große Bühne. Auch hier gab es einen musikalischen Neuzugang zu verzeichnen, denn Flo von Grex Confusus unterstützt die Piraten, die ihre ersten Bandschritte auf dem Floß der Selber Goldbergbucht machten, seit einigen Monaten mit diversen Instrumenten, wie der Nyckelharpa, der Schalmei und der Drehleier. Dadurch bekommt die Mischung aus Folk und Metal noch ein besonderes Extra, allerdings war das manchmal noch ein wenig unharmonisch, was wir mal auf mangelnde Probenmöglichkeiten auf Grund der Pandemie schieben wollen. Fakt ist, die Blackbeers begeisterten die tanzende Menge, in der sich erstaunlich viele Piraten tummelten - wie sollte es auch anders sein.


Wir machten uns zurück auf den Weg an die Schlossbühne, wo wir durchaus angestrengt ankamen. Ja, da war noch was und ja, wir hatten den Berg nach zwei Jahren "Abstinenz" unterschätzt! Oben warteten Harpyie auf uns, die den Weg nach Franken das erste Mal angetreten hatten. Unsere letzte Begegnung mit den Herren aus Ostwestfalen liegt schon lange zurück und so waren wir positiv überrascht über die Band, deren Passion Folkmetal ist. Von weitem sah das Ganze aus wie Lord of the Lost oder Combichrist, musikalisch ging es mit viel Gitarre und derben Drumbeats rund. Vor der Bühne rockten die Fans mit der Band, die einen Überblick über ihr Repertoire gab. Stimmlich sehr kraftvoll und insgesamt mit einer überzeugenden Präsenz gaben Harpyie ihr FM-Debüt und es bleibt zu hoffen, dass sie nicht das letzte Mal zu Gast waren. Persönliches Highlight des Sets war für mich das Luna Luna-Cover zu "Wenn ich tot bin" - well done und Danke dafür!


Zwischenzeitlich wurde es langsam dämmrig und wir nutzten die Zeit für einen kurzen Schwenk über die vergleichsweise ausgedünnte Foodmeile des Festivals, um schnell etwas Leckeres zu essen, bevor es auf der Burgbühne weiterging. Dort hatten sich schon eine Menge Leute versammelt, die allesamt auf Tanzwut warteten. Frontmann Teufel stürmte mit seinen Musikern die Bühne und es ging direkt in die Vollen. Verwunderlich war für uns nur, dass die Bandmitglieder irgendwie nicht so zum Bild passen wollten. Im Nachgang erfuhren wir, dass ein Teil der Band krankheitsbedingt nicht in Selb sein konnte und Teufel auf eine Art "Ersatzband" zurückgreifen musste. Das tat allerdings dem Auftritt keinen Abbruch. Professionell, gut gelaunt und wie eine Maschine tobten Tanzwut über die Bühne, ließen alte und neue Tracks auf die feiernde Masse los und der Frontmann feuerte immer wieder zum Durchdrehen auf. Der Hinweis auf die Puppenspielbühne, die Teufel im Gepäck hatte und die sich an den folgenden Tagen auf dem Händlermarkt größter Beliebtheit erfreute, war allerdings neu für uns. Also alles irgendwie wie immer, aber eben trotzdem nicht langweilig - und das ist auch gut so!


Den Tagesabschluss bildete ein Musiker, der ebenfalls noch nie in Selb zu Gast war. Mit ASP stand für viele Besucher, aber auch Teammitglieder, ein Wunschkandidat auf der Schlossbühne und wir waren wirklich gespannt. Die Band um den Frankfurter Alexander Spreng hatte sich für das FM ein besonderes Set überlegt und ein sichtlich bestens gelaunter Frontmann kam mit strahlendem Lächeln auf die Bühne. Das wartende Publikum begrüßte den Headliner mit viel Beifall, bevor es musikalisch durch die verschiedenen Welten von ASP ging. An der Violine konnte die Band an diesem Abend die Geigerin Shir-Ran Yinon begrüßen, die eine eigene Vorstellung durch den Sänger und damit auch einen extra Applaus von allen Anwesenden bekam. Die Musikerin zeigte dann auch gleich bei "Krabat" ihr Können und die Fans quittierten sowohl ihr Spiel, als auch den Track selbst mit viel Jubel. Und so zogen sich die Begeisterung der Besucher, die gute Stimmung auf der Bühne und die Vielfalt von ASPs Welten durch das ganze Set. Glasklar hallte die Stimme des Frontmanns über den Goldberg, der übrige Sound war satt und kräftig und spätestens hier wurde jedem klar, dass die Band ein würdiger Headliner für dieses Festival war.

Klar hätten auch Wardruna diesen Slot perfekt ausgefüllt, aber die konnten 2022 nicht gebucht werden, was zwar irgendwie traurig ist, aber mit Blick auf die ASP-Show auch wieder nicht. Wir hätten sonst nämlich ein grandioses und vielfältiges Konzert verpasst und sowas will ja keiner! In diesem Sinne sagen wir "Danke" an ASP und seine Band für diesen Auftritt.


Damit endete auch der erste Festivaltag für uns, schließlich warteten noch zwei Tage auf uns und wir hatten uns in diesem Jahr vorgenommen, den Newcomer-Award anzuschauen und der beginnt erfahrungsgemäß immer ziemlich zeitig. Also ging es ab in die Pensionsbetten!


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Autor: Billie


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