Konzertbericht - Seigmen - 16. & 17.12.2023 Støperiet Tønsberg

Was war das für ein großartiges Seigmen Wochenende in Tønsberg!!!

Lange Zeit war es still um Alex Møklebust, Kim Ljung, Noralf Ronthi, Marius Roth Christensen und Sverre Økshoff, die fünf Musiker der norwegischen Band Seigmen, bis vor wenigen Wochen wieder erste Lebenszeichen, in Form von Fotos aus dem Tonstudio, in den sozialen Medien auftauchten. Schnell keimte die Hoffnung auf neue Musik auf und kurze Zeit später wurde aus der Hoffnung tatsächlich Gewissheit.


Für den 15.11.2023 wurde die neue Seigmen-Single „Berlin“ angekündigt. Kurze Zeit später folgte die Ankündigung, dass es nicht bei dieser einen Single bleiben würde, sondern dass es mit „Kollaps“ eine zweite Single geben würde, die am 17.01.2024 veröffentlicht werden soll. Und damit nicht genug, am 12.04.2024 wird das bereits fertiggestellte Album „Resonans“ das Licht der Welt erblicken.

Treue Seigmen-Fans hofften nach all diesen wunderbaren Neuigkeiten, dass es vielleicht schon in diesem Jahr wieder ein Vorweihnachtskonzert geben könnte. Zuletzt standen Seigmen im Dezember 2019 auf der Bühne, denn gegen die Pandemie kamen leider auch Seigmen nicht an und wurden anschließend auch noch durch ernsthafte gesundheitliche Probleme ausgebremst.
Einem kleinen Weihnachtswunder gleich, wurde tatsächlich ein Konzert in Tønsberg, der Heimatstadt der Band, angekündigt und was soll ich sagen, es war in wenigen Stunden restlos ausverkauft. Denn eins war schnell klar, vier Jahre ohne ein einziges Seigmen-Konzert waren definitiv viel zu lang!!!
Daraufhin wurde mit einigen Terminen jongliert und ein Zusatzkonzert für den darauffolgenden Abend auf die Beine gestellt. Das war eine kleine Herausforderung für Marius, den Gitarristen der Band, der am selben Nachmittag bereits einen Auftritt in einer anderen Stadt mit Jul med Marius Roth Christensen & Bel Canto Vestfold hatte. Aber hey, zwei verschiedene Konzerte in zwei verschiedenen Städten am selben Tag, was ist das schon? Vorab soviel - er hat es großartig gemeistert!

Am Freitag machte ich mich also, voller Vorfreude auf ein wunderbares Konzertwochenende, auf den Weg nach Norwegen, wo ich am späten Abend bei frostigen -12°C gelandet bin.

Am Samstag ging es für mich dann bereits mittags zum Soundcheck in die Støperiet, um einige Bilder zu machen. Es war unglaublich schön Alex, Kim und alle anderen endlich wieder zu treffen. Seigmen haben sich sehr viel Zeit für den Soundcheck genommen, denn sie sind echte Perfektionisten und versuchen, alles was sie machen, so gut wie nur irgend möglich zu machen. Für mich war das super, denn ich bekam ein kleines Privatkonzert und muss zugeben, dass ich dort in der dunklen Halle nicht nur einmal Pipi in den Augen hatte. In solchen Momenten bin ich halt auch nur ein Fan, der seine Lieblingsband sehr vermisst hat.

Um 20:00 Uhr öffneten sich die Türen und die Halle füllte sich überraschend schnell. Bisher hatte ich immer den Eindruck, dass die Konzertgäste in Norwegen eher später zu Konzerten kommen, aber an diesem Abend war das nicht der Fall.
Um 21:00 Uhr startete das Konzert mit der Vorband Astoria. Das junge, Elektro-Duo aus Tønsberg, bestehend aus den Cousins Edvard und Henrik Mortensholm, überzeugte mit seinen mystischen und zugleich kraftvollen Klängen. Synthesizerklänge verschmolzen gekonnt mit dem satten Bass, der Gitarre und dem Gesang. Mir hat es sehr gut gefallen und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in Zukunft noch viel von Astoria hören werden.

Nach einer kurzen Umbaupause erloschen um 22:00 Uhr die Hallenlichter und der erste Nebelschwaden waberte durch das Gegenlicht auf der Bühne. Alex eröffnete das Konzert alleine mit einem elektronischen Intro, an dessen Ende ebenfalls unter tosendem Applaus auch Kim, Marius, Sverre und Noralf die Bühne betraten. Ziemlich überraschend startete die Band mit dem Song „Døderlein“, auf den die Fans normalerweise etwas länger warten müssen. Aber hey, warum nicht nach vier Jahren mit einem Kracher starten. Die Stimmung in der ausverkauften Halle war von Anfang an super und das Publikum sang aus vollen Kehlen mit.

Es folgten die Songs „Ohm“, „Colosseum“, „Juvel“ und „Trøst“ und mit jedem Lied merkten die Anwesenden, wie die die Anspannung immer mehr von der Band abfiel und sie sich auf der Bühne wieder wie zu Hause fühlten. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich ihnen die lange Live-Pause nicht angemerkt. Nach dem alten Song „Rosa Boots“, der damals noch unter dem Namen Klisne Seigmenn veröffentlicht wurde, war es Zeit für die neue Single „Berlin“ und diese funktionierte live hervorragend - sehr energiegeladen und perfekt zum Mitsingen und Auspowern auf und vor der Bühne geeignet.

Sehr passend wurde es anschließend mit „Agnus Dei“ deutlich ruhiger, so dass die Fans eine Verschnaufpause einlegen konnten. Marius überzeugte bei diesem klassischen Lied, unterstützt von Kim und Sverre und einem sehr stimmungsvollen Licht, mit seiner fantastischen Stimme. Einmal mehr konnte er sein Talent als Opernsänger unter Beweis stellen. Das war es dann aber auch erst einmal mit den ruhigen Klängen, denn mit „Fra X til Døden“ ging es mit voller Power weiter, gefolgt von den Klassikern „Metropolis“, „Slaver av Solen“ und „Dråben“, dem letzten Song des regulären Sets.

Aber das war natürlich noch nicht das Ende. Die Zugabe begann mit einem meiner (vielen) Lieblingssongs – „Performance Alpha“, von der etwas unterschätzten Platte „Radiowaves“. Besonders live finde ich den Song großartig! Mit den beiden letzten Songs „Mesusah“ und „Hjernen er alene“ erreichte das Konzert einen weiteren Höhepunkt und einen grandiosen Abschluss!

Meine Erwartungen an den Abend wurden zu 100% erfüllt und das wiederholte sich auch am nächsten Abend. Die Setlist am zweiten Abend war identisch. Auch die Stimmung und Energie auf und vor der Bühne standen der des ersten Abends in nichts nach. Der einzige Unterschied, der mir auffiel, war, dass Alex, Kim, Marius, Sverre und Noralf etwas gelöster waren und den Abend von Anfang an genießen konnten. Die Energie und Liebe, mit der Seigmen auf der Bühne immer alles geben, lässt erahnen, wie sehr auch sie diese Live-Momente und den Austausch mit den Fans in den letzten Jahren vermisst haben.


Immer wieder stelle ich fest, dass Seigmen einfach lieben, was sie tun und dass sie bei jedem Konzert dankbar dafür sind, dass ihre Fans sie so sehr unterstützen und feiern. Ich habe in all den Jahren noch nie erlebt, dass sie den Applaus als selbstverständlich hinnehmen. Sie geben immer alles, um ihn sich zu verdienen. Und das haben sie sich wirklich verdient, gerade nach den wirklich schwierigen Jahren, die jetzt zum Glück hinter ihnen liegen.

Im Sommer 2024 werden Seigmen auf einigen der größten norwegischen Festivals spielen, darunter Tons of Rock (26.-29.06.2024), Ravnedalen Live (19.07.2024) und Midgardsblot (14.-17.08.2024).


Vielleicht überraschen sie uns auch mit Konzerten zum neuen Album, wir hoffen es auf jeden Fall. Dass die fünf Norweger für Überraschungen gut sind, haben wir ja in den letzten Wochen gesehen. Ich freue mich auf jeden Fall schon riesig auf die neue Musik und weitere Konzerte! Ab jetzt geht es mit neuen Meilensteinen in die Zukunft - Seigmen 4.0!!!


Autor: Silke


Galerie des Abends


Englische Version des Berichtes