Festivalbericht - Festival-Mediaval 2023 - Donnerstag

Das zweite Septemberwochenende gehört traditionell dem Festival-Mediaval in Selb. In diesem Jahr waren dreieinhalb Tage Festival geplant, so dass wir bereits am Donnerstag nach Franken fuhren, um dabei zu sein. Unter dem Motto "Folk of the World" hatten sich also über dreißig Bands, Einzelkünstler*innen, Artist*innen, Autor*innen und unzählige Helfer*innen auf dem Goldberg versammelt, um den Gästen ein traumhaftes Wochenende zu bereiten.

Nach einer eher unaufgeregten, wenn auch emotionalen Eröffnung, bei der Teamchef Bläcky Schwarz auf die musikalische Vielfalt hinwies und den vielen Helfern und Helferinnen dankte, ging es mit Narrengold los. Die Band musste leider auf ihre Dudelsackspielerin verzichten, aber brachte die versammelte Menge nach wenigen Minuten zum Tanzen. Mit der Sonne am Himmel und den vielen lachenden Gesichtern im Publikum begann also unsere Reise durch die Folkmusik der Welt, die einige Überraschungen bereithalten sollte.


Während es mit Narrengold in den Nachmittag ging, schauten wir kurz im Literaturzelt vorbei, wo gerade Markus Heitz sein neuestes Buch "Die Schwarze Königin" vorstellte. Der Autor, der vor sechs Jahren auch beim allerersten Literaturzelt zu Gast war, las vor einem übervollen Zelt. Im Verlauf der Lesung gab er außerdem einen Ausblick auf das kommende Jahr und seine geplanten Bücher. So wird es zum Beispiel eine Fortsetzung der Reihe um die Albae geben, die in der Welt der Heitz'schen Zwerge zuhause sind. Im Anschluss an die Lesung wurde noch ein Exemplar des neues Buches versteigert – der Erlösung ging an die Deutsche Depressionshilfe, für die auch am ganzen Festival-Wochenende Spenden im Literaturzelt gesammelt wurden. All das brachte dem Autor zusätzlichen Applaus ein, während wir wieder zu den Hauptbühnen schlenderten.


Dort konnten wir noch einen Teil des Sets der tschechischen Band Bran, die sich dem bretonischen Folk verschrieben hat, sehen und hören. Mir persönlich kommt die Interpretation der Prager Musiker immer wie eine warme Umarmung vor. Mit viel Herz und hohem Können bringen Bran auch Eigenkompositionen auf die Bühne, die wie die traditionellen Stücke zum Tanzen anregen, was vom Publikum auch rege genutzt wurde. Die richtige Musik für den späten Nachmittag und auch irgendwie die richtige Einstimmung auf das folgende Konzert.


Auf der Burgbühne standen kurz danach Violons Barbares auf der Bühne. Das multikulturelle Trio hatte neben den vielen traditionellen Instrumenten, die den Sound der Band ausmachen, auch ihr neues Album "Monsters and Fantastic Creatures" im Gepäck. Wie schon bei ihrem Auftritt im Jahr 2016 faszinierten die drei Musiker mit ihren eigenen Stücken, die zahlreiche Anleihen in der Folkmusik der Mongolei, Bulgarien und Frankreich haben. Die Menge vor der Bühne tanzte unter dem mittlerweile dämmrigen Himmel, staunte über die teils ungewohnten Klänge von Pferdekopfgeige, Gadulka und unzähligen Percussionelementen und spendete reichlich Beifall für die Band. Wir lauschten nach gut der Hälfte des Sets von Weitem und genossen dabei ein spätes Abendessen von einem der Stände auf der Food-Meile.


Auf den Headliner auf der Schloßbühne war ich ziemlich gespannt. Mit Carminho aus Portugal war eine besondere Sängerin zu Gast. Die junge Musikerin hat sich dem Fado verschrieben, das hatte ich noch nie live erlebt. Carminho stand scheinbar allein auf der Bühne, von hinten mit einem Spot beleuchtet und in Nebel gehüllt. Bereits vom ersten Ton an schwebte ihre Stimme über dem Goldberg, mit soviel Herz und Emotion angefüllt, dass so mancher im Publikum direkt eine Gänsehaut bekam. Ja, ich musste mich erst darauf einlassen, aber Carminho nahm mich mit in die kleinen Gassen und Höfe ihrer Heimatstadt, wo Fado ein Lebensgefühl ist und nicht einfach nur Musik. Das war absolut headlinerwürdig, wenn auch nicht die Art Musik, die einige Besucher erwartet haben. Besonders wurde es kurz vor Ende des Sets, als Carminho das Mikrofon einfach weglegte und ihre Stimme trotzdem bis zum Ende des Platzes zu hören war. Sehr, sehr beeindruckend!


Das 'geheime Nachtkonzert' im Hafenviertel bestritten dann noch die Kapeiken, aber dort war es in Nullkommanix so voll, dass wir gar keine Möglichkeit mehr hatten, noch dabei zu sein. Deswegen überließen wir das Partyvolk sich selbst und begaben uns in unsere Pension, um für die kommenden Tage Kraft zu tanken.


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Autor: Billie


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