Nachgelesen - "Bromley - (k)ein Agentenroman" - Christian von Aster

Der Leipziger Autor Christian von Aster ist ja bekannt für seine Eloquenz und Bildmalerei in seinen Werken. Er legt sich nicht so gern auf ein Genre fest und macht auch mal Dinge, die ziemlich abgefahren sind. Und oft, so sagt er selbst, verfolgt er Ideen, die zwar absolut fantastisch klingen, aber mit Sicherheit keinen Profit abwerfen, sondern lediglich einfach nur toll sind. Und dafür lieben ihn seine Fans und auch ich.

Mit dem Roman „Bromley – (k)ein Agentenroman“ hat Christian wieder einmal den Vogel abgeschossen. Verzeiht dieses kurze Urteil, aber was für ein abgedrehter und kranker Scheiß – und das meine ich nicht im negativen Sinne. Ich möchte manchmal wirklich im Hirn des Autors spazieren gehen können, um zu sehen, was für irre Ideen da noch so rumspuken. Dieses Buch ist so verrückt und auch spannend – das was das Lesen echt wert.

Doch worum geht es hier eigentlich? Ganz zu Beginn treffen wir auf den Geheimagenten Bromley, der mitten in einem Auftrag ist. Ort des Geschehens ist ein Hotel, das dafür bekannt ist, dass hier die Agenten verschiedenster Organisationen ein und aus gehen. Der Agent sondiert die Lage und schätzt seine Chancen ab, seinen Auftrag erfolgreich über die Bühne zu bekommen.

Doch bereits auf Seite 3 des Romans ist etwas komisch – das Schriftbild des Textes ist ganz anders und es reden zwei vollkommen andere Figuren miteinander. Sie klingen dabei, als ob sie sich darüber im Klaren sind, Figuren in einer Geschichte zu sein. Und sie suchen jemanden – jemanden, der „schreibt“. Was hat das denn zu bedeuten?

Dann geht es wieder weiter mit dem Agenten in dem Hotel. Seine Verhandlungen mit einer geheimnisvollen Rothaarigen laufen nicht so gut wie erhofft und die Situation spitzt sich zu. Doch dann – auf einmal ist über den Text ein Brief geklebt – scheinbar vom Autor an seine Verlegerin gerichtet. Was soll das denn jetzt wieder? Ich war hier vollkommen verwirrt. Die Situation in der Lobby des Hotels eskaliert vollkommen. Viele Agenten sterben oder werden verletzt – dann wieder ein kurzer Brief des Autors, der mittendrin abbricht und …

Das Textbild ist wieder anders und es bleibt zu vermuten, das dem Autor irgendetwas passiert sein könnte, denn die beiden Figuren von ein paar Seiten weiter vorn, stellen fest, dass sie ihn nicht getötet haben, sondern er nur bewusstlos ist. Was zum… Ich war vollkommen durcheinander.

Bevor das 2. Kapitel startet, ist ein Brief an eine ominöse Val eingefügt. Diese stellt sich in dem folgenden Kapitel als Valeria Vendetta vor – eine Revolverheldin, die das Hotel, gemeinsam mit ihren Schergen, mal so eben übernommen hat. Sie möchte, dass sich alles nur um sie dreht und sie die Hauptperson des Buches wird. Bromley und andere Überlebende aus der Agentenwelt sind sichtlich verwirrt, wollen sich aber damit nicht abfinden und ab diesem Punkt wird es wild. Die Buchfiguren werden sich immer mehr dessen bewusst, dass sie eben Figuren einer geschriebenen Geschichte sind und versuchen aus ihren Rollenbildern auszubrechen. So spielt etwa ein Liftboy, der eigentlich keinen Text haben sollte im Roman, eine immer größere und wichtigere Rolle und dabei wächst er den Lesern immer mehr ans Herz.

Ich kann nur ganz schlecht beschreiben, was hier alles passiert. Die Geschichte entwickelt sich auf so vielen Erzählebenen – im wahrsten Sinne des Wortes – dass es ab und an schwierig ist, dem Ganzen zu folgen und den Überblick zu behalten. Auch wechseln die Erzählorte zwischen verschiedenen Buchwelten hin und her, das ist ein wilder Ritt. Die Figuren erzählen die Story hier selbst – der Autor ist nämlich wirklich entführt worden und muss erst einmal wieder entdeckt und befreit werden. Das übernehmen selbstverständlich Bromley und seine Mitstreiter. Dabei tauchen immer wieder andere Textbilder auf, die die Erzählebenen darstellen und Zeichensetzung und dergleichen spielen eine ganz wichtige Rolle. Wer das nicht versteht – lest dieses Buch, dann wisst ihr was ich meine. Jedes Kapitel wird von diesen dubiosen Briefen an Val eingeleitet, die auch immer eine Grenze bilden, die es zu überwinden gilt. Ich sagte ja bereits, das alles ist absolut abgefahren und so neu und wild, das kann nur gut sein und ist es auch wahrlich. Wer alles drauf geht und warum, ob der Autor wieder aus seinem Buch befreit werden kann – all das sind Fragen, die ihr nur klären könnt, wenn ihr euch diesen Roman vornehmt – aber passt auf, dass ihr euch nicht von den Figuren überlisten lasst – lest es auf jeden Fall bis zum Ende durch. Mich hat es auf jeden Fall begeistert – das war mal wirklich was ganz anderes! Ich hätte gern mehr von diesem krassen Zeug, Herr von Aster…

Autor: Trixi

Veröffentlichungsdatum: 05.10.2022

Verlag: Zweitausendeins

Format: 319 Seiten

ISBN: ‎ 978-3963181511

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