Festivalbericht - Gothic meets Klassik 2022 - Klassik-Tag

Der Abend im Gewandhaus zu Leipzig legte bei den Erwartungen noch einmal eine Schippe oben drauf und so war es auch bei uns. Viele schick gekleidete Menschen strömten in den Konzertsaal und nahmen gespannt Platz. Die Spannung war fast greifbar. Nicht alle Ränge waren gefüllt, aber das machte gar nichts. Wir alle wollten die Darbietungen genießen und warteten auf das, was da kommen mochte.


Zuerst kamen die Musiker des Philharmonieorchesters Leipzig hervor und wurden mit Beifall begrüßt. Dann kamen der Dirigent Michael Köhler und Jörg von In Strict Confidence nach vorn – gefolgt von Dennis Ostermann, der mit seiner Jacke, die Federn an den Schultern hatte, echt gut aussah. Jörg nahm am Klavier Platz und alle warteten auf die ersten Töne. Die Scheinwerfer warfen in rot und weiß Muster an die Wände und dann erklang „Forbidden fruit“ in der klassischen Version – wow. Mit geschlossenen Augen genoss auch Dennis die Musik und sang mit viel Gefühl. Seine tiefe Stimme passte vorzüglich zu den Klängen der Geigen. Jörg und er wurden dabei mit Spotlights toll in Szene gesetzt, während das Orchester rot angestrahlt wurde. Den Text untermalte der Sänger mit Gestik. Die Fans waren verzückt und applaudierten laut und anhaltend. „Vielen Dank für den netten Empfang“, so Dennis. Dann erinnerte der Sänger an die schwierigen Zeiten in den letzten Jahren und meinte zum Publikum: „Lehnt euch zurück und genießt den Abend.“ „Set me free“ war das nächste Stück und hier war Gänsehaut garantiert. Die Musik war hier sehr dramatisch. Der Frontmann war gut drauf und lief beim Singen am Bühnenrand auf und ab. Die Aufregung war ihm anzusehen, doch seine Stimme war fest und gefühlvoll. Die Kompositionen waren so gestaltet, dass wir die Tracks schnell erkennen konnten, was gut ankam. „Das hier ist ein sehr besonderer Moment für mich“, so Dennis. Er erinnerte sich an die 30-jährige Bandgeschichte und immer noch hat er „dieses beschissene Lampenfieber“, was an diesem Abend besonders groß war. Aber „es hat sich gelohnt“. Dann bekam „Seven lives“ seine Chance in neuer, klassischer Variante zelebriert zu werden. Wieder war der Sänger voll bei der Sache und gestikulierte ausgelassen zum Text. Jörg gab alles am Klavier und lächelte zufrieden. Nach so vielen verschiedenen Locations in Leipzig, waren sie dieses Mal eben im Gewandhaus zu Gast und „Ich weiß noch nicht, was die Steigerung davon ist nächstes Mal.“ Das könnte spannend werden. „Morpheus“ erklang und Dennis sang hier auch den Teil, den sonst seine Kollegin Nina sang und auch das klappte super. Dann zog er die Jacke aus, um noch einmal alles geben zu können, denn was an diesem Abend auf gar keinen Fall fehlen durfte, war natürlich das allseits beliebte „Zauberschloss“. Der Jubel war groß und die Umsetzung hätte nicht besser sein können. „Den haben wir seit 20 Jahren dabei“. Die Lichtshow dazu war sehr stimmungsvoll und so wurde es ein ganz spezielles Erlebnis – atemberaubend! Auch an diesem Abend bedankte sich Dennis beim Veranstalter Mawi Concert GmbH, bei den Technikern, Conrad Oleak, dem Mann, der für alle Kompositionen des Abends verantwortlich war, dem Orchester, seinem Dirigenten und dem Konzertmeister an der ersten Geige Holger Engelhardt. „Es war fantastisch mit euch!“ Bei Standing Ovations verbeugten sich die Herren von In Strict Confidence noch einmal und mit einer Umarmung bedankte sich der Sänger nochmals beim Dirigenten Michael Köhler.


Der Beifall wollte kaum enden, doch irgendwann verschwanden Jörg und Dennis und schon warteten wir gespannt auf den nächsten Künstler. Max von Drangsal kam im Anzug und barfuß nach vorn und wurde frenetisch begrüßt. Auch er wirkte aufgeregt und ein wenig eingeschüchtert von der überragenden Stimmung des Abends in dieser tollen Konzerthalle. Mit einer Verbeugung begrüßte er uns und dann übernahm das Orchester. „Eine Geschichte“ bildete hier den Anfang und Max‘ Stimme war überragend – kraftvoll und klar. Wahnsinn! Sie füllte den ganzen Raum aus und die Fans bekamen fast feuchte Augen, so schön war das. Dabei wurden die Musiker in grünes Licht getaucht, was toll wirkte. Weiter ging es dann mit „Will ich nur dich“. Wir hatten ja hier auch den Vergleich zum Vorabend, als dieses Stück auch Teil des Sets war – aber diese Version war vollkommen anders und auch wahnsinnig schön. Der Sänger war vollkommen bei der Sache, sang mit viel Emotion in der Stimme und hielt sich dabei am Mikrofon fest. Wieder fiel der Applaus anhaltend und laut aus und Max wirkte fast etwas verlegen. Hiernach erklang „Do the dominance“, wo er selbst zu den Klängen mitwippen musste. Er gab stimmlich wirklich alles und immer wieder sorgte das für Gänsehaut. Nach jedem einzelnen Stück bedankte sich der Sänger und genoss die Atmosphäre, die Musik und die Zuschauerreaktionen mit einem Lächeln im Gesicht. „Love me or leave me alone“ war genauso grandios wie alles andere vorher. Der Spaß war Max anzusehen und seine kräftige Stimme betörte uns alle. „Ich freu mich sehr, dass ich das machen darf. Es wäre nicht möglich, ohne die hinter mir.“ Damit bedankte er sich sichtlich beeindruckt bei der Philharmonie Leipzig und beim ganzen Team. Als letztes Lied wurde noch „Turmbau zu Babel“ in der klassischen Variante dargeboten, was echt toll geworden ist. Der Beifall war laut und lang und mit Kusshänden bedankte er sich beim Dirigenten. Weil die Standing Ovations so lang waren, kam er noch einmal nach vorn – „Chef hat gesagt, das macht man so.“ Mit diesem Lacher war der Auftritt dann aber schon wieder vorbei. Es war atemberaubend und besonders. Davon hätte ich gern ein ganzes Album! Wer das verpasst hat, hat echt was verpasst – und das sage ich nicht nur als Fan von Drangsal.


Das mussten wir erst einmal verarbeiten und da kam die Konzertpause wie gerufen. Mit Freunden genossen wir einen Drink und genossen die tolle Stimmung und die schicken Konzertbesucher – alle sahen so gut aus. Doch dann rief uns der Gong zum letzten Highlight des Abends. ASP war an der Reihe, seine Werke mit Orchester zu präsentieren. Dass er so etwas kann, wissen wir spätestens seit den vielen Akustik-Tourneen des Künstlers, doch hier wurde der Level noch ein wenig nach oben geschraubt. Erst kamen wieder die Musiker und der Dirigent hervor und dann betrat ASP Spreng die Bildfläche und die Fans jubelten lautstark. In seinem Anzug sah er sehr gut aus und lächelte zufrieden. Mit „Stille der Nacht“ ging es dann in die Vollen und es hätte kaum genialer sein können. Mit seiner tiefen Stimme sang er dabei mal in jede Richtung des Saals. Dabei beeindruckte er mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Gestik. Die Fans waren zufrieden und applaudierten langanhaltend, was den Sänger glücklich machte. Passend zu Leipzig stimmte er als Nächstes „Astoria verfallen“ an. Am vorderen Bühnenrand lief er auf und ab und sang die ersten Reihen an. Die Stimmung war einzigartig. „Meine Damen und Herren, ich glaube es ist an der Zeit gemeinsam zu singen“, so ASP. Das meinte er wortwörtlich und das Publikum nahm ihn beim Wort. „Wann hat man schon mal die Gelegenheit, meinem einem echten Symphonieorchester zu singen?“ Die gesamte Zuschauerschaft sang mit dem Sänger und der Klang war atemberaubend – ASP spielte mit uns und das klappte alles genial. So laut war der ganze Chor – Gänsehaut pur! „Ihr schönen Menschen hier in Leipzig“, so sein Dank für diesen vollen Einsatz. Er offenbarte, dass er sich bei seinen Konzerten immer wieder schwer tut, die Setlist zu gestalten. An diesem Abend aber sollte es lediglich Stücke aus zwei bis drei Alben geben – aus „Weltunter“ und „Astoria“. Er berichtete von seinen Gedanken zum Hotel Astoria im Herzen von Leipzig und von einigen Erlebnissen mit Leipziger Taxifahrern. Das war so unterhaltsam – er ist eben der geborene Entertainer. Musikalisch ging es schließlich weiter mit „Loreley (Die traurige Ballade der Hannelore W.)“, einem Stück über „eine dämonische Liebe“ aus dem „Verfallen“-Album, wobei besonders das Spiel der ersten Geige imponierte. Seine Stimmgewalt war fulminant und er war so aufgeregt, dass er dann grinsend verkündete: „Ich habe die Loreley im Gewandhaus in Leipzig gesungen.“ Das klang nach einem erfüllten Lebensziel. Mit einem Licht-Spot auf den Dirigenten wurde danach „Ruhe vor der Sturm“ angestimmt – dem absoluten Höhepunkt des Sets. Es war dramatisch, toll und erstklassig. Das Geigenspiel sorgte für Gänsehaut und auch ASP selbst war so ergriffen, dass er sich am Bühnenrand ans Herz griff beim Singen. Als der letzte Ton verklungen war, sprangen die Zuschauer auf um zu jubeln und zu applaudieren. Der Sänger hatte feuchte Augen und meinte: „ist das unglaublich, was hier passiert.“ Er war gerührt und berichtete davon, dass er vom Veranstalter oft gefragt wurde, hier dabei zu sein und dieses Mal sagte er endlich zu, denn „Einmal mit einem Orchester gemeinsam – das konnte ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen.“ Dann forderte er uns alle auf, aufzustehen und mitzusingen – „Heeeeeey-joooooo“. WOW! Das ging echt ab und war ein toller Moment. Dann gestand er noch, dass er „selten so die Hosen gestrichen voll“ hatte wie an diesem Abend. Mit einem Hüftschwung und einem Tango ging es noch einmal in die Vollen und sogar Dirigent Köhler tänzelte zu den Rhythmen. Das nenne ich mal Spaß bei der Arbeit. Doch aller Spaß muss einmal ein Ende haben. „Vielen Dank für den unglaublichen Abend.“ Der Sänger stellte nochmals Dirigent und erste Geige vor, bedankte sich ebenfalls bei Conrad und Mawi, bei allen Helfern und seinen Kollegen an diesem Abend. Dazu holte er In Strict Confidence und Drangsal nochmals nach vorn, wo sie sich gemeinsam den minutenlangen Begeisterungsstürmen des Publikums stellen konnten. Dabei verbeugten sie sich alle zusammen mehrfach und lächelten zufrieden. Und damit war es auch schon wieder vorbei.


Das war doch mal richtig extravagant und absolut besonders. Auch wir möchten uns hier beim Veranstalter Mawi Concert GmbH bedanken, denn an diesen Oktober-Abenden haben sie uns etwas präsentiert, was einzigartig war. Drangsal, ASP, In Strict Confidence und Blitz Union war motiviert und haben richtig gut abgeliefert und auch Musiker der Philharmonie Leipzig hat gezeigt, was sie können. Echt top! Wir hatten viel Spaß und freuen uns schon auf kommendes Jahr, wofür mit Lord of the Lost und Welle:Erdball schon die ersten Bands feststehen. Seid ihr auch wieder mit von der Partie?!


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Autor: Trixi


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