Festivalbericht - Retromantic Fest 2023

Als das Retromantic Fest vom Veranstalter In Move GmbH für den 28.07.2023 angekündigt wurde, wussten wir sofort, dass das eine tolle Veranstaltung werden würde. Nicht allein weil mit Ash Code, Actors und vor allem Kite drei besondere Live-Gigs angekündigt wurden. Nein, auch die Location – das Wasserschloss Klaffenbach bei Chemnitz - versprach ein tolles Ambiente. Also mussten wir da auf alle Fälle mit von der Partie sein.


Als wir ankamen, trafen wir direkt lang vermisste Freunde und die gute Laune war somit vorprogrammiert. Das Wetter spielte auch mit und der angesagte Regen hatte sich schon verzogen – was wollten wir also mehr?! Nachdem sich der Innenhof des Wasserschlosses allmählich gefüllt hatte, waberte Nebel über die Bühne und aus den Boxen erklangen die ersten Töne der italienischen Darkwave-Formation Ash Code. Frontmann Alessandro trug eine Sonnenbrille, nur einen Handschuh an den Händen und begrüßte die Zuschauer mit den Worten: „Hello, wir sind Ash Code and we are happy to be here.“ Er beeindruckte mit seiner tiefen Stimme. Beim Singen lief er immer wieder hin und her – links lehnte sich die Keyboarderin Claudia immer wieder mal an seine Seite und auf der anderen Seite gab derweil Bassist Adriano sein Bestes. Dieser war recht reserviert und schaute die meiste Zeit nur nach unten auf seine Saiten. Schnell legten sie alle ihre Jacken ab, denn es war doch recht warm an diesem Tag. Claudia tanzte zu den Rhythmen von „Nite Rite“, während der Sänger zwischen einem „normalen“ Mikrofon wechselte und einem, das mit Effekten seine Stimme etwas abwandelte. Bei „Empty Room“ drückte nicht nur die Lady der Band auf Tasten herum, sondern auch Alessandro bediente hier Tasten und Knöpfe. Der Applaus wurde nach jedem Stück lauter, denn es kamen in der Zwischenzeit immer mehr Konzertgäste auf dem Gelände an. Außerdem wurde auf und vor der Stage getanzt. Mit einem knappen „guten Abend“ begrüßte uns dann auch Claudia, die das Mikrofon übernahm und den einen oder anderen Track darbot – sie wechselte sich dann immer wieder mit Alessandro ab. Dabei sang sie mit viel Gefühl und geschlossenen Augen. Manchmal sangen sie sogar gemeinsam Wange an Wange in ein Mikrofon – der zweistimmige Gesang gefiel den Fans sichtlich. Adriano gab aber nicht das ganze Set über den Bassisten – einmal nahm er auch am Keyboard Aufstellung, während sein Bruder die Saiten zupfte und Claudia wieder einmal sang oder aber er drosch zu „Fear“ auf E-Drums ein, der spezielle Sounds parat hatte. Alle drei gingen mit ihren eignen Klängen mit, aber ein Lächeln kam ihnen dabei selten über die Lippen – außer, wenn das Publikum vor Freude jubelte. Claudia bedankte sich nach jedem Stück, dass sie zum Besten gaben, so auch nach „Betrayed“. Der Lichtmann zeigte an diesem Abend, dass er echt was drauf hat und schon hier wurde das Trio mit Lichtfächern in verschiedenen Farben in Szene gesetzt, was super wirkte – auch wenn es noch nicht sehr dunkel war – mal war es lila und dann wieder rot und weiß – sehr schick. Aber auch der Soundtechniker wusste, was er tat, denn am Sound gab es absolut gar nichts zu meckern. Beim Smashhit „Dry your eyes“ griff Alessandro dann zum Schellenring und gab den Beat an und die Fans klatschten sogar ein wenig im Takt mit. Am Ende flackerte auch das Licht in Form eines Stroboskops mit. Mit einem ehrlich gemeinten „Thanks for coming“ und einer Einladung, die drei am Nachgang am Merchandise-Stand zu treffen, verabschiedeten sich die Italiener und wurden mit Beifall von der Stage begleitet. Mir hat hier ein wenig die Spielfreude des Trios gefehlt, aber eine Darkwave-Formation kann wahrscheinlich nicht so aus sich heraus. Trotzdem war der Anfang gelungen und wir fühlten uns ganz gut unterhalten.


Nach einer kurzen Umbaupause ging es auch schon weiter mit der nächsten Band – das war in diesem Fall Actors aus Kanada. Deren Auftritt in Leipzig war abgesagt worden, so dass die Musiker an diesem kleinen Festival teilnehmen konnten und Ticketinhaber von Leipzig waren dadurch auch für diesen Termin eintrittsberechtigt – so musste niemand leer ausgehen und bekam noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Das Quartett stürmte sichtlich gut gelaunt die Bühne und Frontmann Jason rief alle herbei: „Everyone come a little closer.“ Dann gingen sie mit ihrem Hit „Love U More“ in die Vollen. Sofort kam bei den Fans Stimmung auf und leichte Soundprobleme wurden schnell behoben, so dass auch dieser Gig ein Highlight wurde. Bassistin Kendall und Keyboarderin Shannon sahen in ihren Outfits sehr schick aus und boten somit auch noch etwas fürs Auge. Auch hier war von Anfang an die Lichtshow ein echter Hingucker – noch einmal ein Lob an den Mann am Lichtpult. Die Menge jubelte laut mit, was Jason sehr freute. Seine Präsenz war fast greifbar – da war der Spaß an der Sache wahrlich erkennbar. Der mehrstimmige Gesang von ihm und den beiden Mädels kam gut anund so wurde zu Liedern wie „Like Suicide“ oder „Only Lonely“ vor und auf der Stage gerockt und abgetanzt. Immer wieder sang der Frontmann mit voller Inbrunst und griff dabei in die Saiten seiner Gitarre. Kendall grinste dann meist, denn auch ihr schien zu gefallen, was ihre Kollegen da ablieferten. Drummer Adam gab den Rhythmus an und seine Mitmusiker gingen gut ab dabei. Die Damen sangen mal und dann hauchten sie auch hin und wieder ihre Zeilen ins Mikrofon – sehr sexy. Die Fans hatten die Arme oben und klatschten mit und nicht wenige freuten sich, wenn Jason sie direkt ansah und ansang – der Typ weiß echt, wie Entertainment geht. Das machte echt Freude, weil die Band ihren Spaß hatte und das auch offen zeigte! Eine Freundin von uns meinte hierzu scherzhaft: „Man kommt sich als Publikum so unprofessionell vor“ – gemeint war – die Band liefert absolut großartig ab und da hinkt man als Zuschauer etwas in der Darbietung hinterher. Wir mussten über diesen Spruch echt lachen. Aber der Sänger war dennoch begeistert davon, wie das Klaffenbacher Auditorium sie empfing: „Thanks for being here with us.“ Mal blau und rosa und dann wieder lila und gelb wanderten die Lichtkegel zwischen den Musikern hin und her, während Kendall ihren Drummer anspielte oder als Jason emporsprang und abfeierte. Dann stellte er sich und seine Kollegen vor und schon ging es mit einem Grinsen zum nächsten Stück. Einzelne Fans riefen in den Pausen immer wieder einen Song, von dem er versprach, dass er noch kommen würde, was für noch mehr Beifall sorgte. „It’s almost dark – we sound better in the dark.“ Also für uns klangen sie in der Dämmerung auch schon richtig gut. Mit einem Arschwackeln zeigte Jason, dass auch er tanzen kann, was für Jubel sorgte. Weiter ging es mit „We don’t have to dance“ oder auch „Face Meets Glass“ und bei „PTL (Post Traumatic Love)“ fragte die Jason: „Would you sing with me?“ Aber selbstverständlich taten ihm die Zuschauer den Gefallen – ein toller Moment. Und nicht nur die Damen konnten sexy – auch der Sänger flüsterte bei „Strangers“ einzelne Textzeilen. Er verriet dann, dass er sich auf „our friends from Kite“ freue und forderte einen fetten Applaus für Ash Code ein. Mit einem Track „about holes“ und „Bury me“ ging dieser Auftritt dann aber schon zu Ende, obwohl die Anwesenden sicherlich gern noch länger mit den Kanadiern abgerockt hätten. Wir hatten die Band vorher noch nicht live erlebt und waren total überrascht, dass uns so etwas Gutes bisher entgangen war. Das holen wir aber bestimmt nochmal nach – also bis zum nächsten Mal. Das war wirklich großartig!


Wieder wurde eine kleine Weile auf der Bühne umgebaut und wir suchten uns einen Platz noch näher an der Stage – das Kommende mussten wir uns aus der Nähe anschauen. Da es nicht übermäßig voll war, war das auch recht einfach möglich. Die ersten Fans waren schon ungeduldig und klatschten sich warm. Und dann war es endlich soweit. Nicklas und Christian von Kite nahmen im Nebel Aufstellung an ihren vielen Keyboards und all dem anderen Technikkram und schon erklang „Demons & Shame“. Dabei wurde das Ganze von Blitzlichtern aus den Scheinwerfern beleuchtet und der Jubel in der Menge war groß. Die gute Laune vor der Stage griff auch gleich auf die Musiker über, denn die lächelten alle beide und tanzten zu den eigenen Sounds. Nicklas‘ Stimme sorgte von der ersten Silbe an für Gänsehaut bei den Zuschauern – absolut irre! Beim Singen zeigten seine Finger immer wieder das Victory-Zeichen. Währenddessen zeigte Christian sein Können, indem er mit zwei Händen gleichzeitig auf zwei Keyboards spielte – sehr beeindruckend. Die Lichtshow war auch hier sehr abgefahren – zum Teil wurden die Schweden nur von hinten beleuchtet, so dass sie als Silhouetten erschienen oder aber es leuchteten kleine Lampen an den Keyboards, die ihre Gesichter von unten in Szene setzten. Beim Bespielen der Tasten kam der Sänger oft ganz nah heran oder aber er kniete sich zwischen all die Technik und spielte so weiter. Dann zogen die Herren ihre Jacken aus und dann wurde es noch ausgelassener. Der Refrain von „Changing“ wurde mit Kopfschütteln und Tanzbewegungen begleitet. Das Publikum war mittlerweile auch schon vollkommen im Bann von Kite und tanzte was das Zeug hielt. Weiter ging es mit Stücken wie „True Colours“ oder auch „Hand Out the Drugs“ und wirklich jedes wurde mit Beifall und Jubelstürmen bedacht. Von Zeit zu Zeit verschwand das Duo in riesigen Nebelschwaden und tauchte wenig später wieder daraus hervor, was den mystischen Charakter der Musik noch unterstrich. Nicklas war absolut gut drauf und kam bei „I can’t stand“ auch mal an den Bühnenrand. Aber dann musste er wieder an seine Keyboards zurück, sonst hätte dem Sound ja auch etwas gefehlt. Ein absoluter Höhepunkt des Gigs war „Bocelli“, als er zur ruhigen Musik mit viel Inbrunst sang und hinter ihm ein blauer Laserstrahl gen Himmel strahlte, der am Ende des Liedes immer breiter wurde. Die Gänsehaut hatte hier selbst Gänsehaut – einfach monumental! Der Applaus wollte danach kaum aufhören, doch die Musik ging unaufhörlich weiter und die Herren verausgabten sich schier. Mal wurde geheadbangt und dann wieder beidhändig Tasten gestreichelt. Nebel und rotes Licht machten die Stage zu einer Art Hölle und daraus hervor erklang himmlische Musik – was ein Gegensatz. Die Fans waren selig und rasteten aus vor Begeisterung. Die Beats waren laut und gut – soundtechnisch hätte es nicht besser sein können. Es wurde auch mitgesungen oder im Takt mitgeklatscht. Das gefiel dem Duo und wir sahen ein Grinsen auf ihren Gesichtern. Beim letzten Track „Nocturne“ setzte sich Nicklas an den Rand seines Technikpults und dann sang er drauf los. Hier waren die beiden nur als Schatten zu sehen – ein wunderbares Bild! Die beiden Musiker waren glücklich über den Abend und umarmten einander, bevor sie mit einem Winken im Dunkel der Stage verschwanden und das Lied allein beendete. Und als dann der letzte Ton verklungen war, war der Applaus einem Sturm gleich. Wir finden nur ein Wort für diesen Auftritt – OUTSTANDING! Wieder einmal hat Kite bewiesen, dass sie etwas Besonderes sind und wirklich jedes Mal abliefern. Wer diese Formation noch nicht live erleben durfte, sollte das unbedingt nachholen – es lohnt sich sowas von.


Wir hatten an diesem Abend wirklich mächtig viel Spaß und bedanken uns beim Veranstalterteam von In Move GmbH und selbstverständlich bei allen Musikern von Ash Code, Actors und vor allem Kite. Das Wetter war gut, die Musik noch viel besser und die Stimmung suchte ihresgleichen. Das schreit unbedingt nach einer weiteren Ausgabe des Retromantic Festes im schönen Wasserschloss Klaffenbach. Wir kommen auf jeden Fall wieder.


Autor: Trixi


Galerie des Abends