Festivalbericht - Castle Rock 2023

Bereits zum 21. Mal rief das Team um Michael Bohnes zum Castle Rock Festival nach Mülheim an der Ruhr und Dank der tollen Location und des hervorragenden Lineups folgten die Besucher auch in diesem Jahr.


Freitag


Die Jungs von Soulbound eröffneten den ersten Festivaltag auf der Bühne im Schlosshof. Bei herrlichstem Sonnenschein spielten die Jungs um Frontmann Johnny ein energiegeladenes Set, das jedoch mit ihrem Megahit „Alive“ nach nur vierzig Minuten ein viel zu frühes Ende fand.


Von den Metalheads aus Bielefeld zu den Folk-Metallern aus Neuss - Storm Seeker enterten die Bühne und hatten selbstverständlich ihr aktuelles Album „Nautic Force“ im Gepäck. Das mittlerweile ordentlich angeheizte Publikum sang aus voller Kehle alte wie neue Stücke textsicher mit, bis auch hier nach gut vierzig Minuten der Changeover anstand.


Null Positiv waren als nächstes an der Reihe. Die Band um Frontfrau Elli Berlin stand an diesem sonnigen Nachmittag einmal ohne Tänzerinnen auf der Bühne, aber die kraftvolle Musik und Bühnenpräsenz der Sängerin reichten auch völlig aus, um den Schlosshof zum Beben zu bringen.


Hiernach läuteten die Kriegskönige von Warkings, mit stimmkräftiger Unterstützung von Morgana le Fey, den Endspurt am ersten Festivalabend ein. Wer die Band noch nicht kannte, konnte hier eine Mischung aus Powerwolf-Konzert, Game-of-Thrones- und Vikings-Reenactment miterleben, was sowohl die Musik, als auch die fantasievollen Kostüme anbelangte. Die Herren lieferten eine Stunde Powermetal vom Feinsten ab und heizten mit Pyrotechnik und dem textsicheren Publikum gewaltig ein.


Die Headliner von Megaherz ließen es dagegen schon fast beschaulich angehen – das Ganze war aber nicht minder grandios. Es läßt sich sicherlich trefflich darüber streiten, welcher Alex eine bessere Figur oder Stimme der Kultrocker abgibt – für mich boten Megaherz an diesem ersten Festivalabend einen großartigen Abschluss mit einer feinen Auswahl an Klassikern und neuen Tracks. Und selbstverständlich durfte die aktuelle Single „Alles Arschlöcher!“ nicht fehlen.


Samstag


Der Castle Rock Samstag startete musikalisch und wettertechnisch etwas verhaltener. Es mag auch am Regen gelegen haben, dass mich der Auftritt von Seelensturm eher negativ beeindruckt hat. Viel mehr störte jedoch der völlig übersteuerte, scheppernde Bass, der mir körperliche Schmerzen bereitete. Da konnte sich Sänger Olli Bölke, stilecht in rotem Hawaiihemd und Basecap gewandet, abmühen wie er wollte, während der Tontechniker im FOH-Zelt am Smartphone daddelte, suchte ich erstmal das Weite.


Circus of Fools kamen an Startposition Nummer 2 ebenfalls in den zweifelhaften Genuss, gegen die sprichwörtliche Dauerberieselung von oben antreten zu müssen. Die gar nicht mal so gruseligen Clowns entschieden sich dafür, den Regen einfach mit brachialem Sound wegzupusten. Das kam auch bei den mittlerweile dezent angefeuchteten Fans gut an, so dass Frontmann Tim Strouken am Ende eine Polonaise durch den Schlosshof anführte.


Mit Voodoma stand als nächstes ein weiteres Dark-Rock-Urgestein aus NRW auf der Bühne. Seit über 20 Jahren machen die Jungs bereits Musik und diese Erfahrung ist sehens- und hörenswert.


Die Jungs von Nachtblut lieferten im Anschluss eine energiegeladene Show mit düsteren Klängen und starker Bühnenpräsenz. Ihr Auftritt war eine packende Mischung aus Melancholie und Härte, alten und neuen Stücken, die das Publikum begeisterte.


Heldmaschine boten danach einen soliden Gig mit kraftvollem Sound und mitreißenden Riffs. Die Performance war intensiv und Frontmann René überzeugte mit seiner charismatischen Stimme. Das Publikum war begeistert und feierte zu den rockigen Hymnen der Band, die zusätzlich auch noch eine abwechslungsreiche Bühnenshow bot.


Seit dem M’era Luna 2018 steht Sänger Julian Larre an der Spitze von Lacrimas Profundere. Seitdem hat sich die Band musikalisch verändert, der großartige Sound und die starke Bühnenpräsenz bleiben jedoch unverändert. Für eine ganze Stunde feierte das Publikum die sympahischen Dark-Rocker, bis Sänger Julian den Auftritt mit einem Bad in der Menge beendete.


Mit End of Green näherte sich auch der zweite Festivaltag langsam dem Ende. Die Band präsentierte eine ausgewogene Setlist, die sowohl ihre bekannten Hits als auch einige neue Songs enthielt. Die Zuschauer ließen sich von der Musik mitreißen und feierten enthusiastisch mit. Insgesamt war es ein gelungenes Konzert, das auf das kommende Finale einstimmte.


The 69 Eyes begeisterten als Headliner auf dem Castle Rock 2023 mit einem eindrucksvollen Auftritt. Ihr einzigartiger Gothic-Rock-Sound sorgte für eine dynamische Atmosphäre und ein unvergessliches Konzerterlebnis. Das Publikum tanzte ausgelassen zu den eingängigen Melodien und feierte die Formation. Mit charismatischer Bühnenpräsenz und mitreißenden Songs bildeten sie einen würdigen Abschluss für das Festival.


Das Castle Rock 2023 bot wieder einmal einen kleinen aber feinen Höhepunkt im sonst überladenen Festivalsommer der Superlativen: Hier gibt es kein Riesenrad, kein VIP-Camping und Zweit-, Dritt- oder Fünftbühne. Dafür eine unvergleichliche Kulisse, ein hochmotiviertes und ursympathisches Veranstaltungsteam sowie Jahr für Jahr eine sehr gute Auswahl an Bands. Das Gelände mag kleiner sein als manche Shoppingmeile auf größeren Events, dafür bietet das Castle Rock auf Schloss Broich eine unvergleichliche familiäre Atmosphäre, wie kaum andere Locations. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr und bedanken uns beim Veranstalter und allen Bands für dieses tolle Wochenende.


Autor: Matthias Irrgang

Galerie des Festivals