Festivalbericht - Festival-Mediaval 2022 - Sonntag

Auch der letzte Festivaltag begann für uns beim Award, wo wir zunächst davon hören mussten, dass in der Nacht ein Teil der Helfer Opfer eines Raubzugs geworden war. Schnell verfassten wir in Absprache mit der Festivalorga einen Spendenaufruf für die sozialen Medien und bekamen auch mit, dass auf dem Festival selbst eine Spendenbox aufgestellt wurde, um die entstandenen finanziellen Schäden zumindest auszugleichen.

Zeitgleich ging es auf der Theaterbühne mit Fior los, die ihr erstes Album "Manuskript" im Gepäck hatten. Passend zur Spielmannskategorie ging es mit vertonten Gedichten, traditionellen Tanzliedern und Eigenkompositionen durch das halbstündige Set und die Zuschauer hielt es kaum auf den Bänken. Auch die nachfolgenden Reikas Tanz hatten jede Menge Marktmusik dabei und ließen das Publikum tanzen. Die Leipziger Band kann aktuell auf ein erfolgreich abgeschlossenes Crowdfunding zurückblicken, aus welchem eine CD entstanden ist.


Für uns wurde es kurz hektisch, denn wir wollten unbedingt die amtierenden Mittelalterrock-Awardinhaber nicht verpassen. Die Kapeiken eröffneten den Tag auf der Schlossbühne und trotz verringerter Musikeranzahl - Miss Geschick war nämlich leider nicht mit von der Partie - zeigte die Bardentruppe, was sie so drauf hat. Der Stil, den die Formation Larp'n'Roll nennt, greift fantastische Themen wie Ritter, Elfen und andere Rollenspielcharaktere auf und verpackt das Ganze in witzig-frivole Texte, garniert mit barocken Gewandungen und viel musikalischem Können am Mikro und den Instrumenten. Nicht umsonst sind fast alle Bandmitglieder auch Teil der Bardengilde beim Conquest of Mythodea. Und so schickten die Kapeiken das Festivalvolk beschwingt und mit einem Augenzwinkern in den Sonntag und gewannen mit Sicherheit ein paar neue Fans hinzu.


Dann sausten wir zurück zur Theaterbühne, denn erstmals in der Geschichte des Newcomer-Awards stand hier eine Band aus dem Ausland auf der Bühne. Jollyroger kommen aus Großbritannien und hatten Piratenrock vom Feinsten vorbereitet. Die Band hatte wirklich den weiten Weg von der Insel gemacht, um eine halbe Stunde zu spielen. Und wie sie das taten! Mit dem ersten Ton gab es kein Halten mehr, es wurde getanzt, gesprungen und alle hatten ihren Spaß. Zu Recht durften die Briten am Ende den Award mit nach Hause nehmen und haben sich damit einen Slot auf der großen Bühne erspielt. Im kommenden Jahr sind Jollyroger also auf jeden Fall mit in Selb dabei. Well done, mates!


Weiter ging es auf der Burgbühne mit PurPur, die für dieses Konzert wieder einmal Unterstützung von der Harfenspielerin Maria bekamen. Passend zur Mittagsstunde schwebten die Lieder der Zwillinge über den Platz und zauberten einmal mehr ein Lächeln über die Gesichter der Zuhörenden, die sich sanft im Takt wiegten oder mitsangen. Diese Momente sind so typisch für das FM, zeigt es doch, dass Bands hier durchaus mehrfach auftreten dürfen, ohne dass es langweilig wird.

Wir schlenderten mit den Klängen von PurPur im Ohr erstmals über den Handwerkermarkt und plauderten bei einem Kaffee und ein paar Quarkbällchen mit lieben Bekannten, was in den letzten beiden Tagen irgendwie zu kurz gekommen war. Ja, auch das gehört zum Festivalalltag dazu und ohne solche Pausen von der Musik wäre es nicht dasselbe, auch wenn dadurch vielleicht der eine oder andere Gig hinten runter fällt.


Wir machten noch einen kurzen Abstecher zum Lager der Orks von Gorgamosh, bevor wir uns erneut an der Burgbühne einfanden. Dort wartete bereits eine Menge Menschen auf die Herren von Coppelius. Die Formation, die aktuell die Oper "Krabat" in Gelsenkirchen aufführt, kam sichtlich gut gelaunt auf die Bühne, natürlich in Begleitung von Butler Bastille, der für den reibungslosen Ablauf sorgte. Neben den musikalischen Ausflügen in alle Epochen der Bandgeschichte wurde dies vor allem eine festliche Angelegenheit. Zunächst einmal stand Bastille im Mittelpunkt, der an diesem Tag seinen Geburtstag feierte und zu diesem Anlass Kuchenstücke an die Herren verteilte. Extrapunkte gehen an dieser Stelle an Herrn Linus von Doppelschlag, der seinen Anteil mit dem Mund auffing. Gleich danach betraten zwei Frauen aus dem Mediaval-Helferteam die Bühne, um sich gegenseitig das Ja-Wort zu geben. Getraut von Bastille und viel beklatscht von Publikum und Band tauschten die beiden die Ringe - was für ein schönes Ereignis! Den letzten Teil des Sets konnten allerdings nur die Herren im Trocknen verbringen, denn wieder einmal goss es wie aus Eimern in Selb. Aber das tat der allgemeinen Stimmung keinen Abbruch und im Anschluss an den Auftritt stürmten die Menschen den Merchandise-Stand von Coppelius. Wir können also mit Fug und Recht davon sprechen, dass dieses Konzert ein voller Erfolg war.


Schnell ging es dann wieder zur Schlossbühne nach oben, wo die nächste Band schon in den Startlöchern stand. Die Letzte Instanz feierte FM-Premiere und vor der Bühne drängten sich die Fans. Sänger Holly begrüßte das Publikum grinsend und legte direkt los. Auch hier ging es quer durch das Repertoire der Band, die sichtlich Spaß an den eigenen Klängen hatte. Rico Schwibs an der Geige und Benni Cellini am Cello rockten mit den Kollegen um die Wette. Holly sang mal kräftig, mal leise und legte jedes Mal ganz viel Emotion in seine Lieder. Die Menschen vor der Bühne sangen lauthals mit, klatschten im Takt, tanzten und feierten die Instanz. Das hat die Band mächtig beeindruckt, was Holly mehrfach zum Ausdruck brachte. Zum Ende des Sets kniete sich der Sänger auf den kleinen Steg der Bühne und bedankte sich (fast demütig) beim Publikum. Diesen Dank geben wir gern zurück - das war ein toller Auftritt!


Im Anschluss an das Konzert wurde der Goldene Zwerg an die Mannschaft von Jollyroger verliehen und es gab ein kurzes Dankeschön der Helfer, die in der letzten Nacht bestohlen wurden. Durch die aufgestellten Spendenboxen kamen in den wenigen Stunden am Sonntag soviel Geld zusammen, dass allen der entstandene Schaden ersetzt werden konnte und sogar noch Geld für das FM selbst "übrig" war. Das wird im kommenden Jahr in Ausstattung investiert. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass dieses Festival wie eine große Familie funktioniert - danke auch von uns an dieser Stelle!


Ein letztes Mal ging es für uns an den Fuß des Goldbergs, wo Skiltron den Tag beschließen sollten. Die Band, die eigentlich aus Argentinien stammt, hat ihren Standort vor einigen Jahren nach Finnland verlegt und sich ganz dem Folk-Metal verschrieben. Es hieß also Haare schütteln! Mit Gitarren, Dudelsack und Drums feuerten die Argentinier ihre Tracks auf das Publikum ab, welches sich nur zu gern mitreißen ließ. Wir hatten die Band noch nie live gesehen, eine Menge Leute im Publikum waren aber scheinbar mit den Tracks der Formation vertraut. Für den Track "The Rabbit Who Wanted To Be A Wolf" bekamen Skiltron dann auch noch gesangliche Unterstützung von Korpiklaani-Sänger Jonne - wer sich das anschauen möchte, der kann das auf dem Youtube-Kanal von Skiltron tun. Insgesamt ein würdiger Co-Headliner und fast schon das Ende des Festivals.


Einmal machten wir uns noch auf den Weg zur Schlossbühne, um mit den Finnen von Korpiklaani in den Sonntagabend zu tanzen. Vor der Bühne warteten schon eine Reihe Orks und Goblins und unterhielten die Wartenden mit einer kleinen Gesangseinlage über den Buchstabenzug. Sehr, sehr witzig und unterhaltsam, Grüße gehen raus an Gorgamosh! Doch dann kamen Korpiklanni auf die Stage und rockten los. Die Formation, die schon auf allen großen Festivalbühnen stand, hatte nun auch den Weg nach Franken gefunden und legte eine grandiose Show hin. Jonne tanzte über die Bühne, seine Musikerkollegen forderten ihren Instrumenten alles ab und obwohl viele Texte auf Finnisch sind, kam doch der Spaß und die Lebensfreude zum Ausdruck, die die Finnen mitbrachten. Der Folk-Humpaa-Metal der Band geht immer direkt in die Tanzbeine, im Publikum gab es diverse Headbanger zu sehen, die währenddessen die berühmte "Pommesgabel" in die Luft streckten. Die Feierfreude der Menschen war also auch zu diesem Zeitpunkt ungebrochen und welche Band kann schon von sich behaupten, dass in der ersten Reihe die Orks mitsangen. Wir verabschiedeten uns derweil von den Pressekollegen, dem FM-Team und schließlich dem Goldberg. Das Wochenende, inklusive des komplizierten Wetters, hatte uns ganz schön ausgelaugt und so fuhren wir müde, aber glücklich zurück nach Hause.


Fazit: Nur gut, dass es in diesem Jahr ein Festival-Mediaval gab, welches unsere Akkus auf ganz vielen Ebenen auffüllen konnte. Sei es die gute Stimmung, die liebgewordenen Freunde im Presse- und Orgateam, die (Stamm-)Pension am Egerstau oder einfach das Festival an sich - nach Selb zum FM zu fahren ist immer wie nach Hause kommen. Leider war uns in diesem Jahr das Wetter nicht so gewogen, aber dafür kann keiner was. Dafür gab es einen extra Presseparkplatz, neue Programmpunkte, wie die mongolische Reitershow, und das Hafenviertel, die wir leider nicht alle sehen und besuchen konnten. Das FM ist eben immer für eine Neuerung gut!

Für das kommende Jahr haben wir jedenfalls den Termin schon fest in den Kalender eingetragen, denn vom 07. - 10.09.2023 laden die Organisatoren zum nächsten FM ein, dann unter dem Motto "Folk of the World". Aktuell werden in den sozialen Medien schon Bands vorgestellt, die dabei sein werden - es wird spannend! Wir sind dann gern wieder mit von der Partie und bedanken uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen Beteiligten, die das Festival-Mediaval erneut zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Wir sehen uns im nächsten Jahr auf dem Goldberg wieder - versprochen!


Zurück zu Tag 1


Autor: Billie


Galerien des Festivals