Messebericht - Leipziger Buchmesse & Manga-Comic-Con 2024 - Donnerstag

Wer Bücher liebt, musste auch in diesem Jahr selbstverständlich auf der Leipziger Buchmesse – kurz LBM – mit dabei sein. Und die LBM findet ja nicht allein statt. Sie teilte sich dieses Mal bereits zum 10. Mal die Hallen mit der Manga-Comic-Con – kurz MCC – und lockte so ein sehr breites Publikum an. Und auch ich musste wieder mit dabei sein und mich für zwei Tage ins Getümmel stürzen. Da mir die Wochenend-Tage immer zu voll sind in den fünf Messehallen, war ich wieder einmal am Messe-Donnerstag und –Freitag für euch unterwegs. Lest hier, was ich so alles für Eindrücke sammeln konnte.


Am ersten Messetag fuhr ich gen Leipziger Messe und direkt im Wagen vor mir saßen zwei junge Mädels, die großen Ohren mit Fell trugen – ob es Fuchs- oder Katzenohren waren, konnte ich allerdings nicht erkennen. Jedoch musste ich da schon lächeln – denn auch das macht das Event aus – viele Cosplayer strömten zur MCC, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen. Kurz nach Eröffnung der Hallen war auch ich dann endlich vor Ort und direkt mittendrin im Gewusel. Von Anfang an war es recht voll, aber noch im erträglichen Rahmen. Es war auch vom ersten Moment an recht laut – die vielen Menschen und die Musik an den Ständen oder die Lesungen und Panels, die gehalten wurden – das ist schon eine beachtliche Geräuschkulisse.


Die erste Stunde schlenderte ich erst einmal in aller Ruhe durch Halle 1, die ganz der MCC gehörte. Neben vielen Verkaufsständen, die zahllose Stofftiere, Merchandise verschiedener Fandoms, Sammelfiguren, japanische Lebensmittel und Geschirr oder Überraschungspakete feil boten, die sich zum Teil auch recht häufig wiederholten, gab es hier auch wahnsinnig viele kleine Stände von Künstlern und Makern. Und was es da alles gab – Wahnsinn! Da war so viel Schönes und Tolles und Wunderbares und Beeindruckendes dabei – irre. Hier mussten sich die potentiellen Käufer wirklich genau überlegen, wieviel Platz in den heimischen Hallen hätten, um all das Großartige dann auch entsprechend zu drapieren, damit es dem Kunstwerk gerecht würde. Es gab dort wunderschöne Bilder, Reliefs, Figuren, Plakate, aber auch Schmuck, Magnete, Buttons, Shirts… ich könnte hier noch eine ganze Weile aufzählen und wäre immer noch nicht fertig. Es waren auch Zeichner und Künstler vor Ort, die der ein oder andere vielleicht von Instagram kennt – auch ich habe da einige entdecken können, die ihre Kunst nun hier in greifbarer Form präsentierten und hatte da auch schon einige Fangirl-Momente. Aber ich hätte gar nicht so viel kaufen können – ich hab daheim keinen Platz mehr an den Wänden. Die Maker selbst hatten sich oftmals auch selbst aufgehübscht und so standen da auch gern mal Menschen mit Geweih, Katzenohren, Tentakeln oder bunten Haaren vor dir. Das machte wirklich Spaß, denn überall gab es etwas zu entdecken.

Die bereits erwähnten Cosplayer tummelten sich zwischen all den nicht ganz so auffälligen Besuchern und waren schnell die Hingucker, die oft fotografiert wurden – leider hin und wieder auch ungefragt. Besonders grinsen musste ich über ein älteres Pärchen, die sich zur Feier des Messetages als Madame Mim und Merlin aus dem Disney-Klassiker „Die Hexe und der Zauberer“ verkleidet hatten – die zwei waren so zuckersüß, wie sie Händchen haltend durch die Gänge wanderten.

Natürlich gab es hier auch Bücher und das waren nicht nur Mangas oder Comics, wie es bei einer Manga-Comic-Con zu vermuten wäre. Aber natürlich waren davon ebenfalls zahlreiche Exemplare vorhanden und wurden von den Messe- und Con-Besuchern direkt in die Hände genommen und durchgeschmökert. Dafür gab es in jeder Halle kleine Leseecken mit gemütlichen Sitzsäcken, Sitzkissen und Bänken. Da einen freien Platz zu finden war mitunter nicht einfach.

Dann kam ich in Halle 3 – auch hier war die MCC noch vertreten – aber neben Büchern wurden hier auch die Spiele zelebriert. Es gab einen Bereich, wo Liebhaber von Sammelkartenspielen gegeneinander antreten konnten, Nintendo hatte einen großen Stand, wo gezockt werden konnte und auch Pen-und-Paper-Games wie Das Schwarze Auge (DSA) konnten hier bestaunt und Regelwerke und Abenteuerhefte erstanden werden.


Die Gestaltung der einzelnen Stände war in allen Messehallen zum Teil absolut einfallsreich und schick. Gerade in der Abteilung, wo die Fantasy-Verlage sich sammelten – der Bereich, wo ich mich am meisten aufgehalten habe. Hier fand ich auch in diesem Jahr das kleine Sammelheft der „Schöne Bücher“ – mehrere unabhängige Kleinverlage hatten sich wieder einmal zusammengeschlossen und ein Heft gestaltet, in dem die Messebesucher Aufkleber von jedem vertretenen Messestand sammeln konnten. Auf diese Weise entdeckten die Sammelnden das Angebot der einzelnen Verlage und kamen so in gleich drei Messehallen ordentlich rum. Wenn eine bestimmte Anzahl an Klebchen erreicht war, konnte sich an einem der Verlagsstände noch ein kleines Geschenk abgeholt werden – die Wahl fiel dabei aber schwer, denn jeder Vertreter bot hier ein anderes Gimmick an. Das Ganze empfand ich wieder einmal als gelungene und tolle Idee und hatte beim Sammeln absolut meinen Spaß und hab tolle Gespräche führen können mit den Vertretern der teilnehmenden Verlage. Am Ende hab ich dann auch glatt vergessen, mir ein Geschenk abzuholen – aber sei's drum.


In den Hallen war es wie schon gesagt recht laut und so war es an den einzelnen Leseinseln, vor allem jene, die kaum mit Wänden abgegrenzt waren, schwierig den Vortragenden folgen zu können, so dass ich das erst einmal ließ und lieber weiter durch die fünf Messehallen schlenderte, um befreundete Verlage und Autoren zu besuchen und hier und dort ein Schwätzchen zu halten. Dabei gab es so viel zu entdecken. Etwa wurde da an einem Stand, der sich mit Büchern für Blinde beschäftigte anhand von Klemmbausteinen (z.B. Lego) erklärt, wie überhaupt die Blindenschrift funktioniert – tolle Idee. Überall war etwas los – auch die Freisitze zwischen den Hallen waren gut gefüllt, denn die Sonne schien an diesem Tag. Wer auf Geschenke-Jagd war, hatte fast überall Erfolg und konnte so schnell seinen Sammelbeutel füllen mit Lesezeichen, Stiften, Leseproben verschiedenster Werke und mehr. Auch waren zahllose Besucher zu sehen, die einen Kopfschmuck mit Federn (aus Pappe) wie der Gallier Asterix trugen, den sie sich am Stand der Asterix-Comics abgeholt hatten. Ich ruhte mich zwischendrin im Bereich der Musikverlage aus und lauschte einer Klavierdarbietung, wo im Musik-Café unter dem Namen „Abendklänge – Nachtgesänge“ Werke von Komponistinnen vorgestellt wurden – das war echt schön. Ich saß zwar mehr am Rand, aber konnte mich so echt ein wenig entspannen und etwas essen und trinken – denn gerade Trinken ist bei diesem Messetrubel sehr wichtig und nicht wenige sagten sich immer gegenseitig – „Stay hydrated“.


Nachdem ich dann wirklich durch alle fünf Messehallen gepilgert war – ich musste mich schon sehr am Riemen reißen, nicht alle Bücher, die mir gefielen und die spannend klangen, zu kaufen, denn auch in meinen Regalen daheim hab ich nur noch begrenzt Platz. Dann nahm ich Platz an der Großen Halle der MCC in Halle 3 und schaute mir noch die restliche Präsentation der Nominierung für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis an. Mehrere Jugendjury-Gruppen stellten hier mit einem kurzen Rollenspiel ihre Favoriten vor, was wunderbar kreativ war und nach jeder Vorstellung gab es aus dem großen Publikum mächtig Applaus. Die Preisverleihung dafür findet erst später in diesem Jahr statt – es bleibt also noch spannend.


Moderator Cosmo, er war wieder einmal als Präsentator für die Große Bühne zuständig, unterhielt die Zuschauer im Anschluss ein wenig und machte einige Ankündigungen – so nannte er prominente Gäste, die in diesem Jahr noch auf der MCC vor Ort sein würden. Dann war es aber auch schon Zeit und er kündigte das Panel mit Synchronsprecher Sven Plate an. Einige von euch kennen ihn sicherlich als Stimme von Bugs Bunny, Will Wheaton oder eben auch einiger bekannten Anime-Figuren wie Kage aus „Ranking of Kings“. Der Mann war hier im Gespräch mit Steffen Volkmer, einem Vertreter der Panini Verlags GmbH. Die beiden unterhielten sich über Svens Arbeit als Synchronsprecher und über seinen Werdegang in diesem Beruf, was echt interessant war. So verriet er etwa, dass er als Sprecher nie die ganze Story eines Animes kennt, da er ja nur seine Szenen einspricht und das war es. Er berichtete auch von seiner Arbeit an dem Videoprojekt „Der Ein-Minuten-Star“ in dem er auch viele seiner Synchronkollegen vorstellt und das immer erfolgreicher wird. Er freut sich, dass auch Synchronsprecher immer anerkannter und beliebter werden und sieht die Entwicklung mit KI recht zwiespältig. Angst um seinen Job hat er aber nicht. Für mich war das wieder mal ein kleiner Fan-Moment, denn natürlich gab Sven hier einen seiner berühmtesten Sprüche zum Besten – „Is was Doc?“ als Bugs Bunny – als er das raushaute, brach regelrechter Jubel aus im Saal. Ab da konnte ich nur noch grinsen und mich freuen. Am Ende es Panels gab es noch die Möglichkeit, dass einige Fans aus dem Zuschauerraum Fragen stellen konnten, die Sven gern beantwortete.


Dann pilgerte ich wieder ein wenig umher und fand mich dann an der Leseinsel der Jungen Verlage ein zur Lesung der „Bücherpoetinnen“. Alina Schmolke und Marie Gdaniec präsentierten hier ihre neuen Bücher, die direkt am Vortag beide erst erschienen waren – wie passend, genau zur LBM. Eigentlich sind beide Damen Poetry-Slammerinnen, die ihre Werke ja im Stehen vortragen, doch hier nahmen sie an einem Tisch Platz und empfanden das auch mal als eine tolle Variante. Alina begann dann mit dem Vortragen von Texten aus ihrem Werk „Was bei mir so geht“. In diesem Text berichtete sie von ihren Erlebnissen vor ihrer Brustverkleinerung – welchen Sprüchen sie sich stellen musste und dass ihr das alles egal sei, denn sie hat es ja für sich getan. Ein tolles und sehr ehrliches Statement, was ich arg gefeiert habe, denn auch die Art und Weise und der Vortrag an sich waren recht unterhaltsam. Die beiden lasen im Wechsel und so gab Marie einen Text über sich zum Besten – „Bin ich Autorin“ aus „Gemischte Tüte“ zeigte ihre innere Sinnkrise zwischen Studentinnen-Dasein und „Social-Media-Trulla“ und eben auch Autorin. Das Leben als Schreibende kann eben auch seine Tücken und Tiefen haben. Beide Damen hatten ihre neuen Bücher selbst illustriert und waren darauf mächtig stolz. Also wenn ihr sie mal trefft, fragt sie doch mal, wer die tollen Bilder in den neuen Büchern gemacht hat. In einem weiteren Text brachte Marie die Idee auf, was denn wäre, wenn die Genitale eines Menschen leuchten würden, wenn Mann oder Frau Lust verspürt – Mensch, war das witzig. Wer kommt nur auf so eine Idee?! Nachdem dann beide noch einen zweiten Text zum Besten gegeben hatten, war die halbe Stunde Lesezeit mit den sympathischen Frauen, die sehr selbstsicher wirkten, deren Texte aber auch ihre Unsicherheiten offenbart hatten, schon wieder vorbei und es gab viel Beifall.


Ich ließ den Messetag danach auch so langsam ausklingen, denn ich hatte schon längst ein Schritt-Ziel von 10.000 Schritten überschritten und war voll mit so vielen Eindrücken und mein Rucksack war voll mit neuen Büchern, die ich nach Hause bringen wollte. Und so verabschiedete ich mich für diesen Tag von Freunden und Bekannten und machte mich auf den Heimweg, der mich leider noch zwei Stunden in einem Stau gefangen hielt. Aber irgendwann kam ich heil und müde an und ruhte mich für den Messe-Freitag aus.


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Autor: Trixi


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