Nachdem im vergangenen Jahr das E-Only Festival abgesagt werden musste, konnte es nun dieses Jahr wieder in die Vollen gehen. Nachdem am Vorabend bereits ein WarmUp mit vier Band stattgefunden hatte, öffneten am 16.03.2024 im Alten Stadtbad die Türen zum Festivaltag, für den sich zehn Formationen und Künstler angesagt hatten. Wir waren für euch selbstverständlich mit vor Ort, um Augen und Ohren offen zu halten.
Kurz nach Einlass kamen wir am Stadtbad an und begrüßten erst einmal lang vermisste Freunde – so ein Festival bietet auch immer die Möglichkeit, Freundschaften zu pflegen. Dann war es auch schon bald Zeit, dass die erste Formation die kleinere der beiden Bühnen betrat. Den Anfang machten hier Strikkland aus Schweden. Das EBM-Duo kam gut gelaunt hervor und Frontmann Henrik, dessen Körpergröße echt beeindruckte, tanzte direkt zu den eignen Beats drauf los und sang „Strikkland is back“ – eine Zeile des Songs „Levitate“. Keyboarder Henric war ebenfalls voll bei der Sache und hüpfte im Takt auf und ab. Noch war nicht so viel vor der Stage los, aber die, die schon da waren, hatten auch vom ersten Ton an Spaß und bewegten sich zu Tracks wie „Gone swimming“ oder „Chumming“ mit. „First time in Leipzig and we really enjoy it.“ Das war ihnen anzusehen. Mit intensiver Mimik und Spielfreude heizten uns die beiden ein und die gute Laune griff um sich. Die Texte waren zum Teil auf Englisch und auch auf Schwedisch – eine schöne Mischung. „This is very angry music, but we’re full of love.” Mit diesem flotten Spruch sorgte Henrik für Lacher. Uns gefiel der Auftritt richtig gut – tolle EBM-Klänge mit einem absolut sympathischen Duo – ein gelungener Einstieg in den Festivaltag.
Die große Bühne lockte dann bereits mit dem ersten Highlight – Torul aus Slowenien gaben sich hier die Ehre. Leider spielte hier der Sound aber etwas verrückt. Zu Beginn dröhnte es nur so aus den Boxen, was zum Glück nach und nach dann behoben werden konnte. Die Mikrofone von Mastermind Torulsson und Sänger Maj waren zu leise eingestellt, aber auch das wurde allmählich besser. Vor der Bühne war hier schon etwas mehr los als noch bei der ersten Band. Die Jungs hatten aber Bock und spielten bei „Now I die inside“ mit den Fotografen, die traditionell bei den ersten drei Songs im Fotograben an der Stage ihre Arbeit taten. Maj tanzte umher und lief immer wieder zwischen seinen beiden Kollegen hin und her. „Thank you for being here with us“, so der Gruß an die Anwesenden. Der zweistimmige Gesang bei einem der slowenischsprachigen Tracks kam gut rüber – wobei ich persönlich ja finde, dass diese Sprache irgendwie putzig klingt und das ist nicht bös gemeint. Immer wieder war die Formation nicht so recht zu erkennen, denn Nebel waberte in regelmäßigen Abständen über die Stage. Leider holte mich die Darbietung an diesem Abend nicht so recht ab, denn die Soundprobleme und ab und an kleine stimmliche Einbrüche bei Torulsson und Maj schmälerten das Vergnügen. Außerdem hatten das Trio vorrangig neue Tracks und wenig Bekannteres im Gepäck – erst gegen Ende kamen Hits wie „All“ oder „Saviour of love“ zu ihren Ehren. Das Mittanzen funktionierte trotz allem in den ersten Reihen ganz gut.
Dann ging es wieder zurück – immer im Wechsel wurden die beiden Stages bespielt und im kleineren Konzertraum waren nun Mildreda an der Reihe. Das belgische Duo musste sich durch den Nebel kämpfen und war dann aber auch immer wieder zu erblicken. Frontmann Jan hatte seine Augen geschminkt, während sein Kollege Christophe sein halbes Gesicht mit einem Tuch verhüllt hatte. Es ging „Awakening“ vom aktuellen Albums „Blue-devilled“ los – der Albumname wurde auf der Videoleinwand eingeblendet - und die Zuschauer gingen zu den düsteren Beats und dem gebrüllten Gesang von Jan gut ab. Strobolicht flackerte dazu im Takt herum und machte die Stimmung noch wilder. „Hallo Leipzig“, so die knappe Begrüßung. Dann breitete der Sänger die Arme aus und stimmte „Inner Judgement“ an. Nicht wenige im Publikum ließen sich von den Rhythmen zum Tanzen anregen. „Thank you for being here so early – that means a lot to us.” Na, aber gern doch! Einer der dargebotenen Lieder wurde einem anwesenden Fan gewidmet, der sich sichtlich freute – das nenne ich mal Fanliebe. Der Sound war hier ganz gut und die Musiker und ihre Anhänger hatten wirklich Spaß. Nicht wenige sagten hinterher, dass dieser Gig eine echte Entdeckung gewesen sei und sich der Bandname unbedingt gemerkt würde.
Von Belgien ging es dann nach Skandinavien, denn nun standen Piston Damp auf der großen Bühne bereit. Das dänisch-norwegische Duo strahlte übers ganze Gesicht und dann setzte die Musik zu „Making the world great again“ ein – aber irgendetwas stimmte da nicht. Frontmann Jonas, Bruder von Stefan Groth von Apoptygma Berzerk, gab wirklich alles, aber der Klang war voll leise. Nach dem ersten Track wurde schnell abgebrochen, denn die großen Boxen waren ausgefallen und der „soundguy“ musste mal eben schnell alles fixen. Als nach dieser kleinen Unterbrechung dann alles wieder mitspielte, starteten die beiden Herren mit dem Track „I’m losing you (a new tale)“ wieder voll durch. Auf den Videoleinwänden war hier der entsprechende Clip zu sehen. Der Synthpopsound war wirklich schick, auch wenn es ruhig mehr Bässe auf den Boxen hätte geben können, aber eventuell war doch noch nicht alles wieder so, wie es sein sollte. Das tat der guten Laune der Band keinen Abbruch. Sie gaben alles – tanzten und sangen, was das Zeug hielt, und animierten zum Mitklatschen, was auch klappte. Einzelne Soundeffekte gefielen uns besonders – schon toll, was so ein Keyboard alles von sich geben kann. Bei „Sacrifice“ wurde die Herren in rotes Licht und viel Nebel getaucht und das The Cure-Cover „The Walk“ wurde lauthals mitgesungen. Als dann bei „Hearts on fire“ auch noch ein riesiges Herz auf den Videoleinwänden zu sehen war, hatten sich die Piston Damp sicherlich einige neue Fans erspielt – fein gemacht!
Nun folgte dann eine Band, die als elektronische Formation etwas Ungewöhnliches auf der Bühne bot – nämlich einen Live-Drummer – aber nicht mit E-drums, sondern mit einem richtigen Schlagzeug. Die Rede war hier von Autodafeh aus Schweden. Soundtüftler Anders betrat zuerst die Stage und verkündete: „Good evening Leipzig, good evening E-Only – it’s nice to be back.“ Das fanden auch die Fans, den das Quartett wurde mit viel Beifall empfangen. Frontmann Mika warf direkt erstmal eine Mütze aus dem Merch-Bestand in die Menge und dann standen er und Kollege Jesper mit ihren coolen Sonnenbrille still an ihren Mikrofonen. Drummer Thomas gab hier gut den Rhythmus an. Es wurde immer enger vor der Bühne, denn viele hatten sich auf diesen Auftritt gefreut und tanzten nun ab. Das mehrstimmige Brüllen der Texte wurde noch durch die Stimmen der Fans ergänzt – wie etwa bei „One man“, „Mother Green“ oder auch zu „Identity Unknown“. Die Beats der EBM-Formation waren echt mitreißend und die gute Laune war förmlich greifbar. Die Lichtstimmung war mal in grün-weiß gehalten und mal in rot – Nebel machte das Ganze dann düsterer. Insgesamt eine tolle Mixtur und die vier Herren und ihre Musik kamen mehr als gut an – das machen wir bitte nochmal.
Musikalisch blieben wir dann direkt in Schweden, denn nun waren Emmon auf der großen Stage an der Reihe. Die selbst ernannte Clash Queen hatte ihren Kollegen am Keyboard dabei und dann ging es mit „Skin“ in die Vollen. Auf den Videoleinwänden waren ihr Bandlogo und wilde Muster zu sehen. Vor der Bühne wurde es immer voller – hatten doch viele die Formation schon beim vergangenen NCN gesehen und wollten diesen Genuss nun wiederholen. Und wir können das echt verstehen – was da geboten wurde, war wahrlich eine Augenweide und ein Ohrenschmaus. Sängerin Emma tanzte ausgelassen, strahlte übers ganze Gesicht und ihre gute Laune war einfach nur ansteckend. Es wurde überall mitgetanzt und alle hatten ihren Spaß an Liedern wie „The Game“ oder „Machines“. Ihre Stimme kam so gut an, dass der Applaus von Mal zu Mal zunahm. „First time E-Only – second time Leipzig“ – es war, als wäre sie schon immer hier und hätte hier ihr zu Hause. Die treibenden Beats waren echt klasse und stillstehen war keine Option. Mitten im Set kündigte sie ihre neue EP „XCEPTION“ an und stellte uns direkt den Titelsong vor, der ebenfalls lautstark beklatscht wurde, auch wenn er etwas ruhiger ausfiel. Bei „Dark“ kam sogar noch ein Gastsänger mit nach vorn – es war niemand Geringeres als Agent Side Grinder-Frontmann Emanuel Åström. Die beiden Stimmen harmonierten super und die Menge feierte das Duett richtig ab. So etwas macht eben Festival-Gigs aus – ab und zu kommt es eben zu Überraschungen. Danke dafür!
Da Douglas McCarthy aktuell gesundheitsbedingt alle Live-Auftritte absagen musste, wurde der Auftritt von Fixmer/McCarthy kurzerhand in ein DJ-Set von Terence Fixmer umgewandelt, was als Nächstes den Floor an der kleinen Stage füllen sollte. Und so kam es dann auch. Es war kaum mehr ein Reinkommen in den kleinen Saal und alle tanzten ausgelassen zu den wilden Rhythmen, technoiden Sounds und harten Bässen, die Terence da für uns parat hatte.
So nutzte ich an dieser Stelle die Chance, um mich am Foodtruck vor der Tür etwas zu stärken und Gespräche mit lieben Freunden fortzusetzen. Das muss eben auch hin und wieder sein.
Frisch gestärkt ging es dann zurück in den großen Saal im Alten Stadtbad, denn nun wurde es wieder wild. Die Herren von Tyske Ludder hatten wir lang nicht live erleben können und so freuten wir uns auf den Gig, denn die Band war ein Garant für harte Bässe und gute Stimmung. Und diesem Ruf wurden sie auch an diesem Abend beim E-Only gerecht. Nach einem langen Intro, das auf einen Countdown endete, kam Sänger Claus nach vorn und begrüßte uns alle mit den Worten: „Hallo Zuckergrufties – seid ihr gut drauf?“ und dann erklang der Hit „Androgyner Held“. Die Musiker verschwanden hin und wieder hinter Nebelfontänen, aber dafür war die Musik umso lauter und die Fans gingen dazu ab. Auf den Videoleinwänden waren zu den Tracks die entsprechenden Clips zu sehen, aber dafür waren die beiden Jungs an den Keyboards, die direkt unter den Leinwänden standen, kaum zu erkennen. Es war im Hintergrund einfach viel zu düster. Claus war absolut agil, rannte hin und her und auch mal auf einem Podest am vorderen Bühnenrand. „Habt ihr Bock? Dann hauen wir uns jetzt die Schädel weg – Olaf fahr ab“ und so ging es auf zu Tracks wie „U-Boot“ oder „Zeichen der Zeit“. Eine besonders tolle Geste war, dass der Frontmann einen ordentlichen Applaus für alle anwesenden Fotografen einforderte, weil die schließlich immer eine gute Arbeit ablieferten. Die harten Rhythmen, die ab und an auch technoid ausfielen, waren ein Garant für Partystimmung und zum Abschluss rollte die Formation auf ihrem „Panzer“ von dannen – gut abgeliefert!
Den Headliner auf der kleinen Stage gaben im Anschluss die Herren von Placebo Effect. Die Band, die eine Vorreiterrolle im Bereich des Dark Electro einnahm, bot eine Bühnenshow die ohne Übertreibung als Gesamtkunstwerk bezeichnet werden kann. Über die Bühne verteilt standen mehrere Schaufensterpuppen, die anfangs noch mit Folie abgedeckt waren, dann aber von Frontmann Axel enthüllt wurden. Die Keyboarderin trug ein üppiges Outfit mit einem großen Federkragen – sehr hübsch. Und Axel kam mit einer Pestmaske nach vorn. Später setzte er sich eine Art Dornenkrone aufs Haupt und performte mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik. Dabei trug er eine Lampe in der Hand, die er immer wieder an sein Gesicht hielt. So gab er Lieder wie „Evil Dead Trap“, „Devoid of Soul“ oder auch „Mistress“ zum Besten. Die Fans jubelten jedes Mal auf und tanzten ausgelassen. Es wurde immer enger in dem kleinen Raum, so dass wir uns zurückzogen und es der feiernden Menge überließen, ihre musikalischen Helden zu feiern.
Und dann war es Zeit für die letzte Band auf der großen Bühne. Da standen SONO auf dem Plan und alle Fans warteten schon ungeduldig auf die ersten Klänge. In oranges und blaues Licht getaucht kamen Florian, Martin und Sänger Lennart heraus und schon konnte zu „Amplify“ abgetanzt werden. Der Frontmann gab sein Können auf der E-Gitarre zum Besten und grinste über die gute Stimmung im Saal. Der zweistimmige Gesang war hier wie immer ein besonderer Trommelfellschmeichler. „Guten Abend Leipzig – geht’s euch gut?“ Das wurde lautstark bejaht und gemeinsam konnte nun Party gemacht werden. Das Hamburger Trio weiß einfach wie es geht und heizte uns mächtig ein mit Tracks wie „New Kid in Town“ oder „All those city lights“, wo die Zuschauer laut mitsangen und jubelten. „Ich hab so Bock“, so Lennart – das war ihm echt anzusehen. Er zog sein Shirt aus, so dass er nur noch ein ärmelloses Shirt trug und so noch ausgelassener zu den eigenen Klängen abfeiern konnte. Sein Hüftschwung machte die Mädels im Publikum lächeln. Nach „Never die“ oder auch „Flames get higher“ mussten wir uns dann aber verabschieden. Fans und Band hatten aber noch eine ganze Weile ihren Spaß zusammen. Was auch sonst?! SONO geht eben immer!
Der Tag war lang und mit tollen Eindrücken gefüllt. Die wenigen technischen Probleme schmälerten den Spaß aber auf keinen Fall und so wurde es ein gelungenes kleines Festival im altehrwürdigen Alten Stadtbad zu Leipzig. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß und kommen auch im nächsten Jahr gern wieder, wenn es am 14. & 15.03.2025 heißt – herzlichen Willkommen zum 14. E-Only Festival.
Autor: Trixi