Die „Carpe Noctem – Burgentour 2024“ führte die Spielleute von In Extremo wieder einmal auf mehrere Burgen und Schlösser in Deutschland, um mit musikalischen Gästen besondere Konzerte zu spielen. Am 30.08.2024 waren sie im Wasserschloss Klaffenbach bei Chemnitz zu Gast, mit Osaka Rising im Vorprogramm. Diese Gelegenheit nutzten wir, um die Band nach langer Zeit wieder einmal live erleben zu können.
Vor Ort angekommen, war schnell klar, dass es an diesem Abend sehr voll werden würde, denn viele Fans waren hier angereist und die Schlange am Einlass war echt lang. Bei den warmen Sommertemperaturen füllte sich der Innenhof des wunderschönen Wasserschlosses schnell und alle warteten gespannt auf das, was da kommen mochte. Auf einmal kündigte eine Ansage eine „two men hardrock band without guitar“ an. Die Rede war hier von Osaka Rising und schon kamen Stephan und Tom nach vorn und wurden mit verhaltenem Beifall empfangen. Stephan nahm an seiner Hammond Orgel Aufstellung und haute in die Tasten. Sein Kollege drosch derweil auf sein Schlagzeug ein – der Sound war echt anders, abgefahren und doch klang es wie Hard Rock – eben ohne Gitarren. Für uns klang das Ganze wie eine Mischung aus 60er- und 70er Jahre Rock und Metal – ziemlich wild. Stephans Stimme bei „Cleopatra“ war kraftvoll und seine langen Haare hingen ihm immer wieder im Gesicht. Der Rhythmus war ansteckend und erste Zuschauer klatschten im Takt mit. Das Duo verausgabte sich sichtlich für uns und sie hatten ordentlich Spaß dabei. „Wir freuen uns, hier zu sein.“ Zu „Back in Time“ war Headbangen angesagt und auch das „Lieblingsinstrumental seit der ersten Stunde“ kam beim Publikum gut an. Der Applaus war ihnen auf jeden Fall sicher. Die beiden Erfurter Musiker hatten Tracks von all ihren Veröffentlichungen dabei – so auch „Rising“ von „der ersten Platte“. Bei diesem Stück waren sie der Meinung, dass es „schon immer auf eine große Bühne musste“. Dabei erzeugte Stephan auf seiner Orgel Geräusche, die dann doch sehr an elektrische Gitarren erinnerten. Mit einem seiner Keyboards um den Hals, kam er dann an den vorderen Bühnenrand, wo noch ein zweites Keyboard für ihn bereit stand, und so spielte er dann mit beiden Händen auf zwei Instrumenten. Der Mann hat ganz klar eine Fingerfertigkeit von 10 und mehr – sehr beeindruckend. Er war wohl auch selbst mit seiner Darbietung zufrieden, denn am Ende des Liedes reckte er seine Faust siegesbewusst in den Himmel. Schon im Vorjahr hatten sie das In Ex-Konzert in Klaffenbach eröffnen dürfen. Und so dankten Tom und Stephan dafür, „dass sie uns wieder mitgenommen haben. Wir feiern das sehr.“ Mit „Wild Man“ gaben sie dann noch ein letztes Mal alles und verausgabten sich bis ins Letzte. Beide standen mit ihren Instrumenten am vorderen Bühnenrand – Stephan mit einem Keyboard und Tom mit einer Trommel – und freuten sich, dass die Zuschauer den Text mitbrüllten. Als der letzte Ton verklungen war, verbeugten sie sich lächelnd und dann war das Vorprogramm auch schon wieder vorbei.
Es wurde nun umgebaut und vor der Stage wurde es nun noch enger und voller. Alle waren aufgeregt und freuten sich auf das Kommende. Mit einem lauten Knall, der alle erschreckte, ging es dann endlich los – das Intro erklang. Das Banner, das bis dahin die Bühne verhüllt hatte, fiel und der Jubel war groß. Die Piper Dr. Pymonte und Flex standen zusammen in der Bühnenmitte, Drummer Specki trohnte auf einem großen Podest über seinen Kollegen, die Gitarristen Van Lange und Lutter standen neben ihm auf niedrigeren Podesten und dann kam auch Frontmann Micha dazu und es ging mit „Troja“ in die Vollen. „Hallo Klaffenbach.“ Mit Feuerstößen gen Himmel und Funkenflug, die uns der Pyrotechniker bescherte, sah es wirklich toll aus. Die Menge klatschte vom ersten Ton an mit und es wurde ausgelassen getanzt. Wie der Name schon sagte, ging es bei „Feuertaufe“ richtig zur Sache. Feuer überall auf der Stage – es wurde noch heißer, als es sowieso schon war. Deswegen zog der Sänger dann seine schicke Jacke aus, um so dann etwas entspannter weiter sein Bestes geben zu können. Der Sound an sich und der mehrstimmige Gesang waren richtig gut und die Musiker hatten ihren Spaß – das war ihnen regelrecht ins Gesicht geschrieben.
Micha verkündete dann, dass sie bereits das 11. Mal in Klaffenbach zu Gast seien – und eben dieser Spruch „11 Mal Klaffenbach“ wurde im Laufe des Gigs zum Running Gag, denn immer wenn der Band die Stimmung abzuflachen drohte, rief der Frontmann „11 Mal“ und schon brandete wieder Jubel und Beifall auf – das klappte richtig super. „Schön, dass ihr alle da seid.“ Mit der Ankündigung, dass das neue Album erst am 13.09.24 erscheinen wird – eine Woche später als bisher angekündigt – sorgten sie zwar für lange Gesichter, aber das gab sich wieder, als es schnell weiterging im Programm.
Dr. Pymonte stellte sich in die Mitte an den Bühnenrand – mit seiner kleinen Harfe in der Hand. Dabei wurde er vom Licht toll in Szene gesetzt. Als er begann zu spielen, erkannten die Fans schnell, dass es nun den Hit „Vollmond“ auf die Ohren gab. Die Fans begannen zu singen, noch bevor die anderen Musiker mit einsetzen konnten – ein echter Gänsehautmoment. Micha lief hier dann beim Singen auf der Stage hin und her und brüllte einzelne Textpassagen nur so raus – diese Inbrunst veranlasste das Publikum dazu, die Arme nach oben zu reißen und mitzuklatschen. Den nächsten Track eröffnete dann Specki mit einem Rhythmus und Flex setzte mit seiner Schalmei ein. Auch hier erkannten die Fans schnell den Song – zu „Herr Mannelig“ hatte sich der Sänger eine Cister umgeschnallt und griff ordentlich in die Saiten. Die Stimmung nahm immer mehr Fahrt auf und wirklich jeder im Innenhof des Schlosses sang hier aus vollem Halse mit. Das hätte nicht besser sein können. Besonders beeindruckend finden wir immer das riesige Hackbrett von Pymonte, womit der hier „Unsichtbar“ einläutete. Van Lange und Flex standen vorn zusammen und heizten mächtig ein, während Lichtmann Martin hier alle Register zog. Micha hatte gute Laune und wies wieder einmal auf „11 Mal Klaffenbach“ hin und außerdem sagte er: „Wir bringen ein neues Album raus – nach vier Jahren.“ Der Applaus war hier wieder einmal frenetisch. „Wir lieben Sachen, aber wir lieben Thüringer Bratwürste“ – Ehrenmann! Die Leinwände an den großen Drumpodesten wurden beleuchtet zum Titeltrack des neues Albums „Wolkenschieber“ der an diesem Abend richtig für gute Laune sorgte. Die Musiker bewegten sich alle – außer Specki – immer wieder quer über die Stage und hatten miteinander ihren Spaß – das war zu sehen, dass sie echt Freunde sind und sich mögen. Bei „Liam“ grölten die Massen laut mit und ein Armemeer wogte hin und her – das sah schon schick aus. Der Frontmann verriet, dass es im Lauf der Jahre immer schwieriger geworden ist, eine Setlist für die einzelnen Konzerte zusammenzustellen und die Fans könnten ja für die kommende Tour Vorschläge machen. Dann griff er zum Horn und stimmte damit „Villemann“ an. Der Drummer wurde hierbei richtig toll in Szene gesetzt durch die Scheinwerfer, während alle die Textzeilen mitsangen. Lutter drosch hierbei auch auf die riesige Trommel ein, die über ihm hing. Die Feuershow komplettierte dann diesen großartigen Moment – grandios.
Immer wieder unterbrach Micha mit seinen Ansagen das Geschehen – es war ihm zum Beispiel ein Bedürfnis die anwesenden Eltern dafür zu loben, dass ihre Kinder Gehörschutz trugen. Dann verkündete er, dass die Band nun schon seit 29 Jahren zusammen sei – eine echt imponierende Leistung. Weiter ging es dann mit „Küss Mich“ und „Weckt die Toten“, in der neueren Version vom kommenden Album, die unter anderem auch technoide Sounds enthielt und den Hexenkessel hier echt zum Kochen brachte. Dem Sänger gefiel das so gut, dass er tanzen musste. Zu „Lieb Vaterland“ meinte er noch recht ernst: „auf dass die nächste Generation das nie erleben wird“. Oh ja, das ist ein wahrlich guter Wunsch! Beim Singen wurde er hier mit mehreren Lichtkegeln angeleuchtet – ein Lichtstern entstand so um ihn herum – ein tolles Bild. Specki verausgabte sich hier vollkommen – seine langen Haare klebten ihm schon ganz nass im Gesicht. Nach diesem ernsteren Stück ging es mit „Rasend Herz“ wieder auf zu Abtanzen und Feiern – Michas gutturaler Schrei war einmalig. Zu einem rasenden Herzen passte dann auch wieder die Unterstützung durch Feuer und Pyroshow. Und wer noch Stimme hatte, sollte sich beim folgenden „Sängerkrieg“ „mal richtig den Frust rausschreien“. Gesagt, getan – es wurde mächtig gewaltig laut. Im Song heißt es ja: „ Ein In Extremo, der wird niemals knien.“ Am Ende kniete der Frontmann aber am Bühnenrand und genoss die gute Stimmung. Ach und übrigens – Micha hielt einen Zettel hoch, auf dem „11 Mal Klaffenbach“ zu lesen war. Das sorgte immer wieder für Jubel und auch für vereinzelte Lacher. Das Lichtermeer zu „Moonshiner“, das sich die Band dann erbeten hatte, war herrlich – alle hatten ihre Handys oder Feuerzeuge hervorgeholt. Micha wurde hier beim Singen von unten angeleuchtet, was ihn sehr mystisch aussehen ließ. Seine Stimme war fest und ein Trommelfellschmeichler – der Mann kann es eben – auch noch mit mittlerweile 60 Jahren. Die Fans konnten nicht nur Tanzen – auch Schunkeln ging ganz gut, denn der Rhythmus zu „Sternhagelvoll“ lädt ja regelrecht dazu ein. Und beim Schunkeln laut mitgrölen – das klappt noch besser. Als dann auch noch massenweise Seifenblasen von der Bühne aufstiegen – dann war der absolute Höhepunkt erreicht. Es konnte gar nicht mehr besser werden. Oder doch?! Die Band legte immer noch eine Schippe oben drauf und dabei grinsten die Musiker die ganze Zeit übers ganze Gesicht. Micha forderte dann noch einen fetten Applaus für ihre gesamte Crew und Pyro-Mann Timo ein, der wahrlich laut ausfiel. An dieser Stelle auch ein großes Danke an den Lichtgott Martin - das war wieder einmal ganz großes Kino – die ganze Show über. Mit „Störtebeker“, der mitgesungen wurde, und „Frei zu sein“ ging das eigentliche Set dann seinem Ende zu.
Die Fans sangen die Songs dann immer allein zu Ende und forderten lautstark eine Zugabe ein. Diese wurde dann auch ganz schnell gewährt. Die Formation ließ verlauten, dass das 30. Bandjubiläum im nächsten Jahr gefeiert wird, und zwar mit einem riesigen Konzert auf der Loreley. Und wenn es schon um ein Jubiläum ging, hatten sie für uns den Song in petto, mit dem „alles angefangen“ hat – „Ai Vis Lo Loop“. Nicht nur Pymonte und Flex bliesen hier in ihren Dudelsack/Sackpfeife, auch Micha hatte sein Instrument dabei und so wurde dieser Klassiker mit Fangesängen zelebriert. Zu „Rotes Haar“ war die Lichtstimmung selbstverständlich ganz in Rot gehalten – sehr schick. Der „Spielmannsfluch“ und „Pikse Palve“ bildeten dann den Abschluss für einen wunderbaren Konzertabend. Licht- und Pyromann zeigten nochmal alles, was Pyrotechnik und Scheinwerfer hergaben und beim letzten Ton schoss hinter der Stage ein Feuerwerk gen Himmel. Wow! „Es hat mega Spaß gemacht. Vielen Dank für eure jahrzehntelange Treue. Bis Bald.“ Damit verabschiedete sich eine ausgepowerte, aber zufriedene Band. Am Ende verbeugten sich die sechs Herren noch und das obligatorische Fanfoto wurde geschossen.
Wir hatten wahnsinnig viel Spaß an diesem Abend und nicht nur wir lächelten zufrieden. Das Zusammenspiel von Musik, Licht und Pyroshow sucht seinesgleichen und dieser Konzertabend zeigte wieder einmal – gekonnt ist eben gekonnt und kann kaum übertroffen werden. In Extremo und die Vorband Osaka Rising haben alle Fans sichtlich begeistert. Diese machten sich glücklich nun auf den Heimweg. Die Band aus Berlin hatte versprochen, wiederzukommen – na, das ist ja wohl ein Muss. Schließlich muss auf „11 Mal“ auch 12 Mal werden. Da werden wir bestimmt wieder mit von der Partie sein – und ihr?
Autor: Trixi