Festivalbericht - NCN Special 2021 - Freitag

Eine ganze Weile war es aufgrund der pandemischen Situation unsicher, ob das NCN 2021 stattfinden kann. Dann war klar, dass die geplante Variante mit vielen internationalen Gästen leider so nicht umsetzbar war – dazu waren die Auflagen zu beengend. Und so stellte das Team um Organisator Holger Troisch wie schon im Vorjahr ein NCN Special auf die Beine. Doch auch diese spezielle Nocturnal Culture Night sollte etwas Besonderes werden. Kurzfristig vor Beginn noch auf 1500 Zuschauer begrenzt, sollte der Kulturpark Deutzen vom 10.-12.09.2021 Schauplatz des Geschehens sein. Das Hygienekonzept, das ja bereits zum E-Only gut funktioniert hatte, wurde noch ein wenig angepasst und so konnte es losgehen. Wir waren selbstverständlich für euch mit an Bord.

Bei schönstem Wetter kamen wir an und nahmen wie immer erst einmal die Location in Augenschein – zum Freunde begrüßen auf dem Weg und um zu schauen, wo alles ist – vor allem die Gastro-Angebote und dergleichen. Dabei folgten wir der großzügig ausgeschilderten Einbahnstraße über das Gelände.


&thumbnail=1Aber wir waren ja vor allem vor Ort, um Livemusik erleben zu können und los ging es mit der Electro-Pop-Rock-Formation Metallspürhunde „aus der schönen Schweiz“. Keyboarderin Marion bewies, dass sie auf dem Theremin eine Fachfrau ist und schon erklang „Der König“ vom neuen Album „Oh, Hamlet“. „Hallo NCN, es ist so schön, nach so langer Zeit auf der Bühne zu stehen“, so Frontmann Michel. Marion tanzte zu den eigenen Rhythmen und die ersten Fans taten es ihr gleich. Die Ränge vor der Amphibühne füllten sich schnell und die gute Laune nahm Fahrt auf. „Disharmonie“ gab es nur als Songtitel, ansonsten war der Sound echt top. Alle vier verausgabten sich sichtlich und hatten dabei Spaß – so konnte jedermann gut die „Netflixbäuche abtrainieren“. Dabei machte Ersatz-Gitarrist Andy aus Leipzig seine Sache hervorragend – es hatte fast den Anschein, als ob er schon immer mit den Schweizern auf der Bühne stehen würde. Dafür bekam er auch einen Extra-Applaus. Bei weiteren Hits wie „Kalaschnikow-Liebe“ mussten wir uns aber erst einmal etwas Schatten suchen – die Musiker dagegen schmorten und rockten weiter in der Sonne – Respekt! Das war ein mehr als gelungener Einstieg in das Festivalwochenende.


&thumbnail=1Auf der Kulturbühne legten zeitgleich Paralyzzer, das Nachfolgeprojekt von Paranoid, als Opener vor. Vor der kleinen Stage war es recht voll und da war auf jeden Fall Bewegung im Spiel. Frontmann Michael strahlte und lobte das Publikum mit den Worten: „Ihr seid geil!“ Tanzend wurde zu den Beats von „Perfect crime“ mitgeklatscht und gejubelt. Der Takt regte auch uns direkt zum Mitwippen an und grinsend sahen wir den Electro-Fans beim Stompen in der Sonne zu. Nach einigen weiteren Tracks, wie „Dominate you“ war der Gig dann aber schon zu Ende und es wurde direkt nach einer Zugabe geschrien – das ist bei der ersten Band echt stark. Und weil es so schön war, gab es den Nachschlag sogar noch. So konnte es weitergehen!


&thumbnail=1Schnell erfrischten wir uns etwas an einem der Getränkestände und dann beobachteten wir, wie Blind Passenger mit einem „Augenschmaus und Hörgenuss“, wie Moderatorin Manja es versprach, aufwartete. Mit einem Megaphon liefen die Damen und Herren und die Zuschauerschaft auf die Bühne, wo erst einmal Didgeridoo-Klänge für einen völlig anderen Höreindruck sorgten – genial! Ich persönlich mag dieses Instrument echt gern. Doch dann wurde es natürlich elektronisch. Allesamt mit Sonnenbrillen auf den Nasen legten Nik Page und seine Kolleg-innen mit „Shake hands“ los. Haydee und Olivia sahen in ihren Lack-Outfits echt sexy aus und das gefiel nicht nur den männlichen Fans. In „Tanzlaune“ waren die Anwesenden auf jeden Fall und so wurde bei „Electrocop“ oder den „Jugendsünden“ des Sängers, wie etwa „Born to die“ gut abgetanzt. So gefiel es dem großen Berliner, der sein Bestes gab.


&thumbnail=1Wir wanderten aber weiter, denn Die Kammer rief schon zu einem kleinen, ruhigen Konzert. In einer Minimalbesetzung als Quartett hatten Marcus und Matthias mit ihren Mitmusikern die Amphibühne schon in eine recht melancholische Stimmung getaucht – das war wahrlich das Richtige, um nach der stressigen Arbeitswoche runterzukommen. Besonders bei „Fate/Illusion“ bewies Sänger Marcus, dass er eine wahnsinnig beeindruckende tiefe Stimme hat und diese auch einzusetzen weiß. Gänsehaut war hier garantiert. Vor jedem Stück erklärten er und Matthias etwas zum Inhalt des Liedes, wie etwa „unsere Songs triefen vor Sarkasmus“ oder „fröhlichen Mindfuck“ – irgendwie musste ich dabei auch immer wieder grinsen. Zu „Intoxication Intravenous“ wurde die Band in grünes Licht getaucht, was schön aussah. Später wurde alles orange, aber auch das war toll zu betrachten. Bassist Dennis sah mit seiner Sonnenbrille irgendwie arschcool aus, Marcus riss nur die coolen Sprüche und kündigte unter anderem eine „Hymne an die Freundschaft“. Was mir persönlich dann die Tränchen in die Augen trieb, war der Track „Mirror“, wo es im Refrain heißt: „Right here, right now – I’m alive…“ und genau dieses Gefühl habe ich jedes Mal, wenn der Song erklingt. Und nicht nur mir ging es so – alle Fans und die Musiker fühlten sich genau in dem Augenblick wahrlich lebendig! Gewidmet war das Stück „allen, die beinahe auf die andere Seite gegangen wären“ in den Zeiten der Pandemie. Das machte das Gefühl noch intensiver und ich hatte am ganzen Körper Erpelpelle. Danke Jungs für diesen schönen Moment!


&thumbnail=1Wir hatten an diesem Freitag noch nicht alle Kräfte gesammelt, denn die Arbeitswoche hatte uns schon arg geschlaucht, doch eine Sache musste unbedingt noch sein – Das Ich live auf der großen Bühne. Manja meinte auch bei ihrer Einleitung: „An denen kommt keiner vorbei.“ Recht hatte sie. Noch vor der eigentlich angekündigten Uhrzeit ging es in die Vollen – die Band wollte uns noch mehr bieten. Bruno kam in gewohnter Aufmachung nach vorn und ließ wilde Geräusche aus einer Art elektronischem Instrument erklingen, in das er hineinpusten musste. Er und Keyboarder Sven hatten mobile Tasteninstrumente am Start, so dass immer Bewegung war auf und dann direkt auch vor der Bühne als „Die Propheten“ aus den Boxen dröhnten. Frontmann Stefan kam mit wildem Haar und ganz in Rot nach vorn und ließ seine markante Stimme erklingen. Dabei beeindruckte er außerdem mit seiner absolut irren Mimik und ausdrucksstarker Gestik. Auch Brunos Stimme war ein absoluter Trommelfellschmeichler – wir hatten unsere wahre Freude dran. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ihr uns gefehlt habt“, so Bruno mit einem Lächeln im Gesicht. Den Song „Engel“ widmeten die Urgesteine der „Gruftie“-Szene dem kürzlich verstorbenen Radiomoderator Lord Asmodis. Stefan wurde hierbei von unten mit Licht angestrahlt und sah so noch weltfremder aus. Mit „Kain und Abel“ und „Kannibale“ folgten Hits, zu denen mitgeklatscht wurde. Und immer liefen die drei Herren durcheinander auf der Stage umher – was ein Gewusel. Die Stimmung hätte nicht besser sein können und mit DEM Kracher „Gottes Tod“ in den Ohren machten wir uns erschöpft schon auf den Heimweg.


Für den Rest des Festivaltages reichte es leider nicht mehr. Aber die Menge hielt tapfer durch und feierte noch bis in die Nachtstunden. Wir schlummerten da schon im heimischen Bett und sammelten neue Energie.


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Autor: Trixi


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