Festivalbericht - NCN Special 2021 - Samstag

&thumbnail=1Umso energiegeladener kamen wir am 2. Tag des NCN Specials 2021 im Kulturpark Deutzen an, als der Opener Carpet Waves gerade loslegte. Die Alternative-Band aus Düsseldorf, die mich persönlich vom Stil her an eine Mischung aus Interpol, She Past Away und Muse erinnerte, war genau das passende zum Start in den Tag. Absolut unaufgeregt, mit gutem Sound und wahnsinnig bunten Hemden an den Musikern – das hatte schon was. Beim Stück „Delusions“ beeindruckte Sänger Benni und Gitarrist Tim verausgabte sich so sehr, dass er sogar in die Knie gehen musste beim Abrocken. Die Reihen im Amphitheater vor der Bühne waren schon gut besetzt und jeder wippte im Takt mit. Auch der Applaus konnte sich durchaus sehen und hören lassen, was den vier Jungs sichtlich gefiel. Diese Formation merken wir uns sicher – das hatte echt viel Schönes!


&thumbnail=1Laut wurde es auf der kleinen Stage mit Akalotz. Manja kündigte das Trio als „allerallergeilste Boyband der EBM-Szene“ an, was für Lacher sorgte. Doch zuvor forderte sie lautstarken Beifall für die Technik-Crew ein, der auch prompt aufbrandete. Frontmann Thorsten heizte vom ersten Moment an gut ein, so dass schnell mitgeklatscht wurde. Die Rhythmen waren mitreißend und so ging es auch für uns wieder einmal tanzend in den Festivaltag – und nicht nur uns erging es so, denn es wurde schnell wieder sehr voll auf dem Platz an der Kulturbühne. Und als „Blood pressure“ erklang, hatten sicher einige Zuschauer schon etwas höheren Blutdruck vor lauter Spaß und ausgelassenem Gestompe. Drummer Nico ging es sicherlich so, denn er drosch mit wahrer Inbrunst auf die E-Drums ein. So geht ein guter EBM-Gig – gekonnt ist eben gekonnt!


&thumbnail=1Für alle Militär- und Uniformfans war die folgende Band auf jeden Fall etwas – die Rede ist von Jadu aus Berlin. Die Frontfrau bezeichnet ihren Stil selbst als Military Dream Pop und kommt für mich ein wenig wie die seichtere Version von Üebermutter daher. Die Moderatorin kündigte an, dass ihre Worte uns „umhauen“ werden – bei einigen der Zuschauer hat das auch gut geklappt, denn der Beifall war nicht von schlechten Eltern. Der Mikrofonständer war ein Gewehr und die Outfits von Band und Sängerin bestanden aus Uniformen und Ähnlichem. Zu Stücken wie „Treibjagd“ oder „Uniform“ wurde salutiert und dabei sang sie nicht nur kraftvoll, sie spielte auch Gitarre. Ihre Musiker standen im Schatten im Hintergrund auf der Bühne, doch sie war härter im Nehmen und trotzte dem Sonnenschein am vorderen Bühnenrand – tough. Die Fans rockten gut mit in den ersten Reihen – auch sie hatten Durchhaltevermögen. Wir leider nicht so – ein kühles Getränk musste her und so zogen wir weiter an einen der Gastrostände.


&thumbnail=1Für alle „Electro-Nostalgiker“ standen im Anschluss Sleepwalk aus der Schweiz auf den Brettern, die die Welt bedeuten – dieses Mal die von der Kulturbühne. Anne, deren Mikrofon einen tollen Verzerrer-Effekt hatte, versprach, dass es laut und elektronisch werden würde. Die Band stürmte hervor und kündigte einen „Querschnitt aus 30 Jahren“ an – so lang gibt es die Formation nämlich bereits. Und ganze 12 Stücke hatte es in die Setlist geschafft. Darunter waren etwa „Blood“ oder auch „Life as a gift“ und alles feierten die Fans frenetisch. Allmählich wurde der Beat immer schneller – so konnte die EBM-Party ihren Lauf nehmen.


Uns wurde es zu eng im Tanzgewirr und so nutzten wir die Chance, uns auch noch etwas Leckeres zu Essen zu suchen – wir wurden da auch schnell fündig, denn zum Glück essen wir gerne mal Fleisch. Für Vegetarier oder gar Veganer war es dieses Mal, aufgrund der begrenzten Möglichkeiten, etwas komplizierter.


&thumbnail=1Mit vollem Bauch konnten wir dann eine weitere Band miterleben, die in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum feiert. Gemeint ist hier Age Of Heaven aus Leipzig, die mit ihrem Gothic Rock-Gig aufwarteten und mit „To the clouds“ starteten. „Wir freuen uns heute mit euch hier zu sein“, so glücklich der Frontmann JU Age. Besonders fiel Gitarrist Torsten mit seinem Outfit in Rot und Schwarz auf, während seine Kollegen eher die gedeckteren Farben bevorzugten – das ist schließlich Gothic-Musik und das auch noch in Reinform. Trotzdem war die Stimmung echt ausgelassen, worüber die Musiker aber nicht böse waren: „Schön, dass ihr so gut drauf seid“, war hier das Lob an die Anwesenden. Die Sitze an der Bühne waren allesamt belegt und jedermann genoss den guten Sound.


&thumbnail=1Der nächste Act auf der großen Bühne bot da schon ein etwas anderes Programm. Moderatorin Manja wurde bei ihrer Ansage komplett in Nebel gehüllt und ließ verlauten: „Hallo Partyvolk – jetzt gibt’s was auf die Ohren!“ Damit meinte sie Tyske Ludder, die von Anfang an klarstellten, dass nun eine wilde Fete abzugehen hatte – aber gern doch! Gleich zwei Rampensäue liefen am vorderen Bühnenrand auf und ab – Sänger Claus und Stehdrummer Jay, der auch immer wieder Drumsticks in die Menge warf. „Der Androgyne Held“ legte gut vor und so ging es immer schneller voran. Links und rechts von Claus schossen ab und zu Nebelfontänen gen Himmel und auf der Videoleinwand im Hintergrund liefen die Clips der Band mit. Keyboarder Olaf hatte wahrlich Spaß und himmelte etwa zum „Mexican Mix“ eines der Lieder die Bilder auf der Leinwand an. Auch „Schon alles“ kam hier zu seinen Ehren – ein Track, wofür die Herren schon 2x auf Facebook blockiert worden, was sie selbst total witzig fanden. Die Energie auf der Bühne war absolut ansteckend machte eine noch bessere Laune, als wir sie sowieso schon hatten. Als besonderen Tipp verriet Claus noch sein Geheimrezept – „drei Long Island Icetea“ von der Cocktailbar. Danke Jungs, das war megagenial!


&thumbnail=1Wir hätten gern bis zum letzten Ton mitgefeiert, aber wir wollten noch sehen, was die Kulturbühne zur gleichen Zeit zu bieten hatte. Hier standen Darkwood, die mit ruhigeren Klängen aus der Neofolk-Ecke einen absoluten Gegensatz bildeten, auf dem Plan. Die Sänger Henryk und Manuela verzauberten mit „Lied am Feuer“, wo besonders das Geigenspiel für lächelnde Zuschauer sorgte – echt schön. Der Sound war auch sonst gut – so eine akustische Formation ist eben etwas ganz anderes, als die ganzen elektronischen Formationen des Tages auf der Bühne. Ein Lob an dieser Stelle an die Techniker vor Ort! Als bereits letztes Stück des Gigs gab es dann noch „Stiller Bund“ auf die Ohren, mit viel Hall auf den Sängerstimmen. Die Fans klatschten verzückt und wippten im Takt mit. Auch so etwas gehört eben zur Szene.


&thumbnail=1Die große Bühne hatte im Anschluss viele Mannen zu bieten, denn wie sagte Moderatorin Anne: „Lasst mit ihnen die Seele brennen.“ Dass das auf jeden Fall möglich war, dafür sorgten Tanzwut schon sehr routiniert. Mit all den Instrumenten und Musikern war die Stage echt voll und dennoch gab es Raum zum Tanzen und Performen. Die mittelalterlichen Instrumente wie Horn, Tröte, Dudelsack und Schlagwerk verbreiteten eine besonders gute Stimmung, die ansteckend war. Und selbstverständlich rief Frontmann Teufel des Öfteren dazu auf: „Lasst uns durchdrehen! Reißt euch die Kleider vom Leib.“ Nebelfontänen rahmten die Szenerie ein und bei Liedern wie „Die Tanzwut kehrt zurück“, „Galgenvögel“ oder „Bis zum Meer“ wurde im Auditorium getobt, gesprungen und mitgesungen. Auch ein Meer aus Armen bekam die Band zu sehen. Sogar ein kurzer Stromausfall zwischendurch hielt sie nicht auf, schnell konnte es wieder in die Vollen gehen. Die Gitarristen trugen wechselnde Outfits, was besonders schick war – auch Pest- und Büßermasken waren Bestandteile der Ausstattung. Souverän und gut gelaunt absolvierten die Spielleute ihren Auftritt – wir hatten es nicht anders erwartet! War mal wieder echt schick.


&thumbnail=1Nach dem Feiern war es wieder Zeit für eine Pause, an der Kulturbühne war es außerdem zu voll. So kamen wir rechtzeitig zum Gig von Headliner Diary Of Dreams wieder an die Amphibühne, wo es ebenfalls sehr gut gefüllt war – aber hier war ja auch vergleichsweise mehr Platz. Da die Sonne schon untergegangen war, war es nun recht kühl und klamm und alle Zuschauer warteten gespannt. Als die Herren nach vorn kamen, begrüßte sie ein lautstarker Jubel. Frontmann Adrian lächelte und seine Haare flogen im Wind, als er „Made in shame“ anstimmte. Der Sound war eine Sahne und so war es eine wahre Wonne, hier zu lauschen. Adrian und seine Kollegen an Gitarre und Keyboard feierten am vorderen Bühnenrand und heizten der großen Menge mächtig ein. Die Arme waren schnell oben und überall wurde getanzt. In rotes, blaues und grünes Licht getaucht wirkten die Texte immer unterschiedlich – wie etwa bei „Kindrom“ oder „Ikarus“. „Da sind wir also wieder“, meinte der Sänger verschmitzt und schon ging es weiter in der Setlist. Drummer Dejan verausgabte sich total und sorgte für einen guten Rhythmus. Uns war trotz Tanzen dann aber recht kühl und somit beschlossen wir, als gerade der Klassiker „The curse“ lief, den Weg ins heimische, warme Bett anzutreten.


Der zweite Tag war sehr voll gepackt und bot eine gute Abwechslung – wie würde wohl der Sonntag werden?


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Autor: Trixi


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