Festivalbericht - WGT 2024 - Sonntag

Am Sonntag gab es eine Unwetterwarnung durch die Orga des Festivals. Trotzdem hatten wir uns für die härteren Töne im Heidnischen Dorf entschieden und bis auf ein paar Tropfen sind wir auch gänzlich von den angekündigten bösen Wetterereignissen verschont geblieben. Diese Entscheidung hatten auch viele andere Besucher getroffen, so dass die Warteschlange am Einlass fast bis zur Hauptstraße oben reichte.


Wir trafen uns am Torhaus Dölitz wieder einmal mit lieben Freunden und genossen das muntere Treiben. Und die bereits erwähnten härteren Töne kamen hier zuerst von Vanaheim aus den Niederlanden. Mit ihrem Pagan Metal lockten sie zahlreiche Konzertbesucher an. Neben den Drums waren große Laternen an Ständern zu sehen und Frontmann Zino hielt eben eine solche kleine Lampe in der Hand, als er nach vorn kam. Die Menge war heiß und klatschte schon bei den ersten Tönen mit. Geigerin trug große Kopfhörer, so dass sie ihre Kollegen bei der lauten Stimmung gut hören konnte. Alle Musiker, bis auf die Dame an der Geige, waren im Gesicht dunkel angemalt und wirkten damit noch ein wenig mehr wie einem Schlachtfeld der Wikinger entsprungen. Vor und auf der Stage war zu den Riffs Headbangen angesagt. Zinos Gesang war eine Mischung aus Growlen, Brüllen und intensivem Singen – das war nicht schlecht. Er heizte mächtig gut ein mit Sprüchen wie: „my friends are you here to party with us?“ und sprang zusammen mit den Zuschauern im Takt auf und ab. Bassist Mike übernahm immer wieder die Ansagen, denn als Deutscher waren seine Sprüche leichter zu verstehen für den Großteil des Publikums. Die Songs gingen zum Teil ineinander über, so dass nahtlos abgefeiert werden konnte. „Your outfits are 10 times better than ours“ – das ist doch mal ein Kompliment, das die Band uns da machte. Der Kehlkopfgesang, der bei einem der Tracks zu hören war, beeindruckte besonders. Einige der Tracks waren auch in „Dutch – the language of party“. Das klang schon witzig, funktionierte aber auch und die Haare flogen nur so überall. Metal am Nachmittag – ja, das war echt gelungen und die Fans hatten ihren Spaß.


Dann unternahmen wir erst einmal einen ausgiebigen Rundgang durch das Heidnische Dorf – überall war Staub und die Pollen der Bäume flogen nur so umher, dass es hin und wieder so aussah, als ob es schneien würde. Auf der kleinen Bühne sorgten unter anderem Murkeley mit ihren Dudelsackklängen für eine tanzende Meute und viel Jubel. Im Lager ganz hinten hatten vor allem Kids in der Zwergenburg ihre Freude beim Basteln oder sie lauschten dem Geschichtenerzähler. Die Eltern konnten sich derweil beim Speerwerfen versuchen. Diverse Verkaufsstände buhlten wie immer um die Gunst der Käufer und dazwischen verweilten die Besucher auf mitgebrachten Decken in der Sonne oder im Schatten – jeder wie er oder sie mochte. Die Gastrostände boten auch wieder leckere Dinge an, auch wenn die Preise dieses Mal zum Teil echt etwas happig waren – aber es wird ja alles teurer. Mit unseren Freunden hatten wir trotz allem eine schöne Zeit.


Dann war die nächste Formation auf der großen Bühne an der Reihe. Es ging weiter mit den Folk Metal-Klängen – dieses Mal dargeboten von Dalriada aus Ungarn. Die beiden Sänger András und Laura gingen direkt nach vorn und gaben alles. Sie schwang die Haare im Takt und drehte sich wie ein kleiner Brummkreisel – dass ihr dabei nicht schwindelig wurde. Die Herren der Band hatten allesamt weiße Hemden mit Mustern darauf an – da sah recht schick aus. „We’re fucking glad to be here.“ Die Spielfreude war ihnen auch anzusehen und die Arme waren schnell oben zum mitklatschen oder um die berühmte Pommesgabel gen Himmel zu recken. Das Tempo wechselte immer wieder, aber es gab auch „fast songs“, wo es abging – vor und auf der Bühne. Die Gitarrensoli von Mátyás und András wurden lautstark bejubelt – die Herren haben beim Rollenspiel sicherlich eine Fingerfertigkeit von 100 oder so. Der zweistimmige Gesang war schon anzuhören, verstehen konnten wir aber nichts, denn die Band singt in ihrer Muttersprache – wie etwa bei „Dúvad“. Dafür sorgten die schönen Melodien für Mittanzen und Partylaune. Es ist eben manchmal vollkommen egal, worüber gesungen wird – Musik bringt alle zusammen und gemeinsam haben Publikum und Musiker eine tolle Zeit gehabt.


Von Folk Metal ging es im Anschluss wieder zurück zum Pagan Metal – dieses Mal in der Variante der Iren von Primordial. Es war richtig voll vor der Stage und als Alan und seine Mannen nach vorn kamen, brandete Jubel auf. Frontmann Alan war schwarz und weiß im Gesicht und hatte eine Kapuze auf dem Kopf. Um den Hals trug er die Schlinge eines Galgens. Er war voll motiviert und stellte sich schnell auf die Box, die im Bühnengraben stand, um so noch näher an seinen Fans sein zu können. Stillstehen war bei ihm nicht drin und so lief er auch zwischen seinen Kollegen hin und her. Die Frage „Are you with us?“ wurde lautstark bejaht, was ihm sichtlich gefiel. Ciáran, Michael und Pól – die Herren an den Saiten – gaben echt alles und die Zuschauer hatte ihre Freude daran. Die Arme waren oben und Headbangen war angesagt. Drummer Simon gab dazu den Takt an, auch wenn er hinter seiner Schießbude kaum zu sehen war. Alan meinte verschmitzt: „Hold tight your friends, but hold your enemies closer.” - was ein interessanter Rat. Die Fans brüllten die Texte mit, aber die kraftvolle Stimme des Sänger konnten sie nicht übertönen. Er erzählte zwischen den Liedern etwas über die Texte – wie bei „To Hell order the Hangman“, wo es um einen Mann ging, der seinen eigenen Sohn gehängt hat. Dabei hielt er dann auch die Galgenschlinge in die Höhe und sang mit voller Inbrunst. Seine Präsenz war schon imposant.


Wir machten uns dann aber so langsam auf den Weg zur Agra-Halle, denn dort wollten wir einen besonderen Gig nicht verpassen. Die Gothic-Rock-US-Kultformation Diva Destruction war 20 Jahre lang in Deutschland nicht live aufgetreten und das lockte zahlreiche Zuschauer an. Alle waren gespannt und dann ging es endlich los. Sängerin Debra kam hervor und die Menge jubelte nur so. Sie sah sehr schick aus – mit Mieder und Strapsen und langen Tüchern in der Hand. Diese, wie ihre langen Haare und der Haarschmuck, flogen nur so umher, weil sie vor einem Ventilator stand. Das hatte einen tollen Effekt. Die Lichtstimmung war hier mal in den Farben Gelb und Rosa gehalten und dann wieder in Rot und Weiß, was alles gut zu ihrem Outfit passte. Der Gitarrist stand mit ihr am vorderen Bühnenrand und zeigte sein Können. Hinter den Musikern war der Bandname groß auf der Videoleinwand zu sehen. „We’re so excited to be back.“ Die Frontfrau strahlte die ganze Zeit übers ganze Gesicht – sie war wirklich glücklich und hatte Freude an diesem Gig. Mal tanzte sie zu den eigenen Sounds, dann hielt sie ihre Tücher hoch und ließ sie im Windzug wehen und dann sang sie mit Hingabe. Der Sound war auch nicht schlecht. Die Fans tanzten zu den altbekannten Hits, wie etwa „The Broken Ones“, wo der Beifall frenetisch ausfiel. Für nicht wenige im Saal war dieser Auftritt ein lang ersehntes Event und es wurde zu einem echten Highlight.


Wir suchten uns dann erst einmal etwas Leckeres zu essen und ruhten uns noch ein wenig aus, denn der Abend sollte noch lang werden. Dann war es aber Zeit, um eine weitere Europapremiere mitzuerleben. Moderator Elvis verriet, dass es „speziell“ werden würde. Die Band Prayers aus den USA hatte wohl schon immer den Traum, hier beim WGT spielen zu können und nun war es soweit. Die Zuschauer warteten schon darauf, was nun auf die zukommen würde. Auf einem Podest bezog Rafael Stellung und links und rechts davor stand zwei Herren mit freiem Oberkörper, Sonnenbrillen auf der Nase und in den Händen hielten sie Äxte oder Schwerter – jeweils gekreuzt vor der Brust. Das wirkte schon recht martialisch und passte aber zu dem Sound. Links und rechts standen hinter dem Podest zwei große Leinwände, auf den Videos eingespielt wurden zu den Liedern. Der Sänger trug ebenfalls eine Sonnenbrille und brüllte seine Texte zum Teil ins Mikrofon. Dabei wurde seine Stimme von einem Effekt etwas verzerrt oder er drückte auf einen Knopf und seine Worte hallten noch lange wider. Weiße Lichtstrahlen zuckten umher, während die Herren in rotes Licht gehüllt waren. Mit Stücken wie „Paloma Negra“ oder „Black leather“ ließ die Formation die Menge abtanzen, denn die Beats luden nur so dazu ein. Der Fuß von Rafaels Mikrofonständer sah aus wie das Bandlogo – ein cooles kleines Detail. Bei einem der Songs war auch Rafaels Ehefrau Kat von D zu hören und zu sehen – leider nur auf den Videoleinwänden. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als Killwave – wir würden das Ganze als ein Mix aus Electro-Industrial und Hip Hop bezeichnen.


Uns holte diese Mischung allerdings nicht so ganz ab und so nutzten wir die Zeit ein wenig, um mit Freunden zu schwatzen und die gemeinsamen Stunden zu genießen. So verging die Wartezeit bis zum Mitternachtsspecial an diesem Tag wie im Flug. So war es dann auch schon wieder soweit, dass wir in die Konzerthalle pilgerten, um die Editors anzuschauen. Sie waren noch nie auf dem WGT aufgetreten – somit war das hier schon wieder eine Premiere. Im Nebel bezogen die Herren aus Großbritannien Stellung und starteten mit „Strawberry Lemonade“ voll durch. Sänger Toms Stimme war echt gut und er gab vom ersten Ton wirklich alles. Auch der mehrstimmige Gesang schmeichelte unseren Trommelfellen sehr. Der Bass dröhnte anfangs noch etwas arg, was aber allmählich besser wurde. Frontmann und Fans waren voll in der Musik verloren und tanzten um die Wette. Die Gitarristen Justin und Elliott verausgabten sich ebenfalls und Keyboarder Blanck, wenn auch kaum zu sehen, sorgte für schöne Melodien. Auch Tom selbst haute immer wieder in die Tasten – mal am Keyboard und mal direkt an einem mitgebrachten Klavier. Die Halle war trotz der späten Stunde richtig voll und warm – die Stimmung war großartig und Songs wie „Sugar“, „Formaldehyde“ oder auch „The Racing Rats“ wurden allesamt lautstark beklatscht. Immer wieder bedankte sich der Sänger mit einem „Dankaschön“ und Küsschen ins Mikrofon – dieser Akzent war schon echt knuffig. Die Lichtshow war hier sehr schick – ein echter Hingucker. Das Adamski-Cover „Killer“ und auch der Hit „Papillon“, der als letztes Stück an der Reihe war, wurden so abgefeiert, dass die Musiker nur noch lächeln konnten. Als Special war dieser Gig etwas Besonderes und alle waren ganz beseelt, als es dann irgendwann zu Ende war.


Wir hatten uns, genauso wie Frontmann Tom echt verausgabt und beim Tanzen geschwitzt – also ab in die Herberge, unter die Dusche und dann ab ins Bett – Kraft tanken für den letzten Festivaltag.

Weiter zu Tag 4


Autor: Trixi


Galerien des Festivals