Festivalbericht - WGT 2024 - Montag

Noch einmal sammelten wir all unsere Reserven zusammen und zogen los zum vierten und letzten Tag des 2024er Wave-Gotik-Treffen, das noch einmal verschiedenste, musikalische Highlights parat hielt.


Noch ein letztes Mal statteten wir dem Heidnischen Dorf einen Besuch ab, denn wir waren mit Freunden verabredetet und auch das Programm auf der großen Stage dort bot ein paar Schmankerl. Den Anfang machten Deloraine aus Tschechien, die mit ihrem Mix aus Pagan- und Fantasy-Musik lockte. Die Schamanin Victoria eröffnete den Gig und dann kamen ganze acht Musiker nach vorn, die hier zeigten, was in ihnen steckt. Am Didgeridoo erkannten wir einen alten Bekannten – Daphyd von Thundercrow. Der mehrstimmige Gesang von Maria und Spars war echt nicht von schlechten Eltern – mal melodisch und dann wieder roh und speziell – Kehlkopfgesang ist schon was Feines. Immer wieder tanzte Victoria zwischen ihren Kollegen hin und her und sah dabei in ihren Outfits absolut toll aus. Die Geigerin Turmawen konnte richtig was und beeindruckte mit ihrem Solo. Spars holte bei einem der Songs eine Querflöte hervor – dieses Instrument ist nicht so häufig auf den Bühnen zu sehen und sorgte für viel Beifall. Überhaupt kam hier eine Vielzahl an Instrumenten zum Einsatz – Boudhran, Bouzouki, kleine Trommeln, ein E-Bass und noch mehr. Die Aufforderung „Let’s dance together“ hätte es kaum gebraucht, denn auch so war schon vor der Bühne ordentlich Bewegung. Für uns hatte die Mischung aus Pagan und Balkan-Rhythmen echt was für sich – da war Stillstehen absolut keine Option. Es wurde mitgeklatscht und Stücke wie „Ostara“, wo über zwei Gottheiten gesungen wurde, kamen gut beim Publikum an. Hierbei wurde auch der Wunsch der Band erfüllt – die Zuschauer vollführten Kreistänze in Stil des Balfolk, was toll aussah. Die meisten Besucher am Torhaus hatten sich in die Schattenplätze verzogen, doch vor der Bühne war es die ganze Zeit über voll und die Stimmung hätte nicht besser sein können.


So ging das noch eine Weile weiter. Während wir ein kühles Getränk genossen, denn die Sonne brannte heiß vom Himmel. Die nächste Band bot vom Stil her etwas ganz anderes – der Mix aus Punkrock und Irish Folk macht die Power von The Feelgood McLouds aus dem Saarland. Nach dem Intro stürmten die sieben Musiker*innen hervor und gingen direkt in die Vollen. Die Fans waren vor Ort und klatschten vom ersten Song an im Takt mit. Der Banjospieler war besonders wild drauf und verausgabte sich absolut. „Habt ihr Bock, mit uns zu tanzen?“ Na klar! Die Zuschauer konnten sich dieser Energie nicht entziehen und wippten und tanzten zu den Beats mit. Alle auf der Stage trugen die gleiche coole Bomberjacke, die aber schnell ausgezogen wurde, weil es echt warm war. Gitarrist Ben und sein Kollege wechselten sich beim Singen ab – wie etwa bei „Mad O’Riley“. Die gute Laune ergriff hier jeden. Die Geigerin und ihre Kollegen stellten sich immer wieder auf die Boxen im Bühnengraben und heizten noch mehr ein – es wurde gesprungen und Party gemacht – „so dass das ganze Heidnische Dorf wackelt“. Das erzeugte eine Staubwolke über dem Publikum, was aber niemanden störte. Bei „Cold old river“ beeindruckte der Frontmann mit seinem Dreck in der Stimme – sowas mögen wir echt. Leider waren die zweiten Stimmen oftmals zu leise, es war trotzdem toll. Dieser saucoole und energiegeladene Gig machte uns klar, dass wir diese Formation unbedingt im Auge behalten und nochmal an anderer Stelle live erleben wollten. Geiles Ding!


Dann war es Zeit, sich vom Heido zu verabschieden – nach einem letzten Rundgang ging es auf, um ins Täubchenthal zu fahren, denn was wäre ein WGT für uns ohne den Horrorpunk am Montagabend?! Nichts – also waren wir auch in diesem Jahr mit von der Partie. Dort bekamen wir gerade noch den Schluss von der ersten Formation des Abends mit – die Stimmung war schon gut, es konnte also nur fein werden. Als dann umgebaut war, waberte viel Nebel über die Stage und dann kamen die fünf Herren von Zombeast nach vorn. Ihr Stil war schnell und kraftvoll und sofort wurden die Haare nur so im Takt geschüttelt. Frontmann Mario sah mit seinem grauen Backenbart sehr wild aus – außerdem hatte er beim Singen so oft seine Haare vorm Gesicht – das wirkte schon energisch. Bis auf einen Gitarristen trugen alle eine Lederjacke – sie hätten auch von einer Rockerbande sein können. Die Musik passte auf jeden Fall dazu und die Zuschauer feierten diesen Sound richtig ab – wie etwa bei „Call of the Wild“. Es war auch recht voll im Saal – auch die Empore oben.Der Frontmann war gut drauf und stand oft am vorderen Bühnenrand und genoss die klasse Atmosphäre. Es wurde überall getanzt oder mitgewippt.Sogar The Other-Frontmann Rod feierte in der Meute mit. „We’re from Phoenix/Arizona – we’re happy to be here“, so die begrüßenden Worte der Musiker, bevor sie “Cthulhu” anstimmten. Die tiefe, düstere Stimme des Sängers kam hier besonders gut an. Die Band hatte hier alte und neue Hits in petto – auch die aktuellste Single „The Cycle“ war mit dabei. Es wurde mitgeklatscht und immer war Bewegung im Publikum. Drummer Kyle drosch so intensiv auf sein Schlagzeug ein, dass nach einer Weile nochmal alles festgezogen werden musste, damit es nicht auseinanderfiel. Das war schon ein ziemlich cooler Horrorpunk-Rock’n’Roll-Gig. Uns war die Lüftung im Saal dann aber etwas zu kalt und stark eingestellt, so dass wir den Rest dann lieber von draußen anhörten und etwas aßen.


Apropos Essen – das Gastro-Angebot im Täubchenthal ist zu dieser Veranstaltung leider immer etwas dürftig – nur ein Foodtruck ist vor Ort, der lediglich Burger, Currywurst und Pommes anbietet. OK, das ist besser als nichts, aber die Auswahl ist vor allem für Veggie- oder Vegan-Anhänger etwas eingeschränkt. Da war es sogar am Alten Stadtbad mehr, wo es zwei Anlaufstationen für Food gab – sogar mit veganen Auswahlmöglichkeiten. Von der Vielfalt im Heidnischen Dorf oder an der Agra brauch ich ja gar nicht anfangen – da ist wahrlich für jeden Geschmack etwas dabei und es ist so ziemlich alles auch lecker – über die Preise hatten wir ja bereits geschrieben.


Die nächsten im Horrorpunk-Reigen waren an diesem Abend The Hellfreaks aus Ungarn. Sängerin Shakey war ein rechter Wirbelwind und stand mal hier und dann wieder da, ging in die Hocke beim Singen und ließ ihre langen Haare fliegen oder kreiseln. Sie sang nicht nur, sondern gab auch tiefes Groulen zum Besten, was von den Zuschauern bejubelt wurde. „I appreciate to be back here.“Das letzte Mal waren sie nach eigener Aussage wohl vor 12 Jahren hier und da wurde es nun mal wieder Zeit. Es war erfrischend, endlich mal wieder eine Band in dem Genre mit Frontfrau erleben zu können. Shakey verausgabte sich sichtlich und tanzte mal lasziv und dann wieder wild – toll. Die Gitarrensoli von Tamas waren nicht von schlechten Eltern. Die Band ließ dem Publikum immer kaum Zeit zum Verschnaufen und trieb alle immer weiter an. Der zweistimmige Gesang hätte gut klingen können, aber hier gab es leider arge Soundprobleme – die Drums von Adam waren richtig zu laut und die Stimme von Shakey war zu leise, was sich zumindest etwas besserte nach und nach. Insgesamt war es aber leider nicht so gut abgemischt – es dröhnte alles ziemlich - so dass wir dem Ganzen nicht lange lauschen mochten. Das war echt schade! Der Menge im Saal war das wohl aber egal – es wurde trotz allem mit den Ungarn zusammen Party gemacht.


Zu den Bloodsucking Zombies From Outer Space war es dann so richtig voll im Täubchenthal – es war wohl mittlerweile auch Einlassstop. Moderator Oliver kündigte die Österreicher als eine seiner „absoluten Lieblingsbands“ an, was wir durchaus nachvollziehen können. Die fünf wurden mit viel Beifall empfangen und legten mit „This Ain’t No Halloween Costume“ direkt los. Die Fans waren schon so heiß, das vom ersten Ton an mitgegrölt und getanzt wurde. Der schnelle Rhythmus ließ aber auch keine Option – da konnte niemand stillstehen. Frontmann Dead Richy stand mal auf einem Podest am Bühnenrand, damit ihn auch die hinteren Reihen sahen, und dann rannte er zwischen seinen Kollegen hin und her. Die Jungs waren mächtig gut gelaunt und hatten Bock – eine tolle Spielfreude. Bassist Dejan gab cool die Rhythmen an. Seine Kollegen an den Saiten stellten sich hin und wieder zu ihm und gemeinsam wurde abgerockt. Sie alle sahen mit ihrem typischen Zombie-Makeup irre aus und die großen Bühnenaufsteller mit großen Händen darauf vervollständigten das düstere Image. „Habt ihr uns vermisst?“ Ich denke ja, denn vor der Bühne war es richtig wild. Richy zog seine Jacke aus, um sich bei „Shockrock Romance“ noch freier und wilder bewegen zu können. So war sein Fransenhemd zu sehen – er wirkte damit wie ein Zombie-Elvis – die Frisur passte auch ein wenig dazu. Dann wurde von einem Monster ein großer Kessel auf die Bühne geschoben, wo der Sänger ein Skelett herauszog und liebkoste. Hiernach verschwand der Kessel und ein großer Kinderwagen trat an seine Stelle – der kleine Babywerwolf war schon knuffig. Für diese Showeinlagen ist die Band bekannt und beliebt – das war ein richtiges Rundum-Unterhaltungs-Programm mit derartig guter Horrorpunk-Musik – das war für uns das große Highlight des Tages. Vor der Stage wurde gepogt und wir tanzten im Hintergrund noch eine Weile mit, als z.B. die Bibel des auf der Bühne anwesenden Priesters in Flammen aufging. Als die Band dann außerdem noch verkündete, dass sie gegen die Machenschaften der FPÖ und der AFD seien, gab es kein Halten mehr – völlige Eskalation und wilde Fete. Was hätte sich die Band noch mehr wünschen können. Geile Nummer!


Den Headliner des Abends gaben schließlich Blitzkid, die ihren Gig im Vorjahr krankheitsbedingt hatten absagen müssen. Und so wurde das Ganze eben in diesem Jahr nachgeholt. Zur Titelmusik von Outer Limits als Intro kam das Trio nach vorn und wurde mit Applaus empfangen. Die Kultband aus den USA ging vom ersten Ton ab und die Fans genossen die Sounds ausgelassen tanzend. Bassist Argyle war ein absolutes Phänomen – er sprang auf und ab, stand mal halb auf dem Schlagzeug im Hintergrund oder ging in den Bühnengraben zur ersten Reihe und sang mit – alles ohne sich zu verspielen. Dabei grinste er die ganze Zeit. Sein Kollege – Sänger TB Monstrosity – war dagegen sehr gelassen und sang intensiv, während er sich kaum von der Stelle bewegte. „Are you motherfuckers ready?“ war eine Frage, die sich ob der Stimmung vor der Bühne fast erübrigte – Pogo war angesagt. Der zweistimmige Gesang wurde noch von der Menge unterstützt – da hatten wahrlich alle ihre Freude dran. Der Sound war hier erste Sahne – bei Stücken wie zum Beispiel „Hellraiser“, „Starlite Decay“ oder Pretty in a casket“. Der Drummer heizte gut ein. Der Frontmann bedankte sich noch bei den anderen Bands des Abends und gab dann selbst sein Bestes – so muss das sein. Der Zusammenhalt in der Horrorpunk-Szene ist groß und so wurde das hier ein wahres Fest und ein guter Abschluss des Tages.


Das war doch mal fein. Wir machten uns dann müde und zufrieden auf, um den Heimweg anzutreten. Insgesamt war es dieses Mal wieder ein spannendes und abwechslungsreiches Treffen der schwarzen Szene in Leipzig. Es gab Neues zu entdecken und alte Helden zu feiern. Die Technik hat fast immer mitgespielt auf den Bühnen und die Securities waren in allen Locations, die wir besucht haben, absolut freundlich und zuvorkommend – sehr angenehm. Auch das Wetter hat, entgegen vorherigen Ankündigungen im Großen und Ganzen ganz gut mitgespielt, was es nochmal schöner machte. Das WGT 2024 war damit zu Ende und wir freuen uns schon jetzt auf Pfingsten 2025. Ihr seid doch sicher auch wieder mit dabei, oder?!

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Autor: Trixi


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