Anfang September rief uns der Goldberg in Selb wieder zu sich, denn dort fand vom 06.-08.09.2024 die 15. Auflage des Festival-Mediaval statt und da durften wir nicht fehlen. Schließlich gehört die Veranstaltung in Oberfranken zu einem unserer Lieblingsfestivals und wir waren von Anfang an mit dabei. Das Wochenende hielt einige Besonderheiten für die Gäste bereit, aber wir fangen mal vorn an.
Bereits vor dem offiziellen Einlass hatten sich am Goldberg lange Schlangen gebildet, so lang wie seit Jahren nicht. Nicht nur wir wollten das 15. Jubiläum des FM feiern, sondern natürlich auch unzählige Besucher und Besucherinnen. Bläcky Schwarz und sein Team hatten für dieses Jahr ein buntes Programm vorbereitet. Für jedes Festivaljahr sollte es genau eine Band geben, so dass der Bühnenplan ein wenig übersichtlicher war als in den letzten Jahren. Am späten Nachmittag eröffneten das Team und der Bürgermeister traditionell das Festival, die Stadt Selb ist seit langer Zeit ein großer Unterstützer der Veranstaltung. Bläcky stimmte alle Anwesenden auf das Wochenende ein, erzählte ein wenig über die Historie des FM und verschenkte am Ende seiner Rede noch jede Menge CDs, Shirts und andere Kleinigkeiten.
Danach begann an allen Spielstätten das bunte Festivaltreiben und die Gäste konnten sich ihre bevorzugten Programmpunkte anschauen. Auf der oberen Bühne standen als erstes Seed aus den Niederlanden und spielten zum Tanz auf. Die Band ist ein bekannter Vertreter des Pagan Folk, die Musiker verstehen ihr Handwerk perfekt bis ins kleinste Detail, schließlich sind die meisten schon lange im Geschäft, wie zum Beispiel Joe Hennon (ehemals Omnia) und die Brüder Lars und Koen van Egmond. Die Musik verleitete bereits nach wenigen Augenblicken die Menschen vor der Bühne zu ausgelassenen Tänzen. In der Nachmittagssonne begann also das Festival und wir ließen uns nach den ersten Liedern über das Gelände treiben, besuchten ganz kurz das Literaturzelt, wo Isa Theobald aus ihrem neuen Roman vorlas, begrüßten Freunde und Bekannte und genossen einfach das Feeling des Festivals.
An der unteren Bühne entdeckten wir bei unserem Rundgang eine Attraktion für die kleinen Besucher. Auf der Wiese, die sonst den Tross oder das Schachfeld beherbergte, hatte ein riesiger Drache Platz genommen. Es handelte sich hierbei aber um eine harmlose Art, denn der "Feuerdrache" ist eine aufblasbare Hüpfburg mit Rutsche, die diejenigen, die bereits das FM in Ash besucht haben, schon kannten. Das 'Ungetüm' war das gesamte Wochenende lang ein beliebter Anziehungspunkt für die vielen Familien, die alljährlich auf dem Festival zu Gast sind - und die Kids hatten hier jede Menge Spaß.
Das musikalische Programm auf der unteren Bühne versprach als nächstes eine Best Of-Show von Corvus Corax, die ebenfalls seit dem ersten FM im Jahr 2008 ein gern gesehener Gast in Selb sind. Mit ihren 'Klassikern der mittelalterlichen Musik' begeistert die Berliner Formation seit 35 Jahren ihr Publikum und auch zu diesem Konzert füllte sich der Platz vor der Bühne recht schnell. Corvus Corax tat das, was sie am besten können. Mit Dudelsäcken, Trommeln und Gesang holten sie das Mittelalter nach Oberfranken, die Leute vor der Bühne tanzten und klatschten begeistert im Takt und feierten mit den "Königen der Spielleute" ein rauschendes Fest. Ich gebe an dieser Stelle zu, dass mich diese Art Musik nicht (mehr) wirklich abholt, also überließen wir der tanzenden Menge das Feiern und machten uns auf die Suche nach einem Abendessen.
Langsam zog dabei auch die Dämmerung auf dem Goldberg ein und es war zu beobachten, dass sich viele Leute auf den Weg zur oberen Bühne machten. Es galt, sich gute Plätze zu sichern, denn mit In Extremo sollte das Programm auf den großen Bühnen an diesem Abend bereits enden. Viele Gäste waren wohl eigens dafür angereist und füllten die Wiese vor der Bühne. Kurz nach 20 Uhr betrat ein gut gelaunter Micha Rhein mit seiner Band die Bühne und wurde mit viel Applaus begrüßt. Die Formation, deren neues Album "Wolkenschieber" einige Tage nach dem Festival erschienen ist, hatte sowohl brandneue Tracks, aber eben auch beliebte Klassiker im Gepäck und startete direkt durch. Gewohnt professionell führte Frontmann Micha Rhein durchs Programm, bedankte sich für den Applaus und achtete darauf, dass jeder seiner Mitstreiter gewürdigt wurde. Bei "Feuertaufe" flogen Feuerbälle aus dem Bühnenrand nach oben, für diese Effekte ist die Band bekannt und auch das wurde gebührend beklatscht. Das Publikum war über das komplette Set hinweg sehr textsicher und zauberte der Band das eine oder andere Lächeln ins Gesicht. Wir sahen uns die Show von weiter hinten an, um in den Genuss der ausgeklügelten und durchaus beeindruckenden Lichtshow zu kommen. Bei diesem Auftritt stimmte einfach alles - ganz großes Kino, In Extremo! Nach gut 90 Minuten war der Spaß aber schon wieder vorbei und das Freitagsprogramm fast zu Ende.
Das 'spontane' Releasekonzert von Tini Rauscher zu ihrer neuen CD "Day Is Done", welches auf der Theaterbühne zeitgleich zu In Extremo lief, haben wir leider verpasst. Das nächtliche Volksliedersingen mit Marcus van Langen im Literaturzelt auch, aber wir hörten, dass bei beiden Programmpunkten die Bänke gefüllt waren und die Besucher und Besucherinnen reichlich Applaus gespendet haben. Aber so ist das in Selb - wir können uns leider nicht zerteilen und das Beamen wurde auch noch nicht erfunden, so dass eben immer Auftritte auf der Strecke bleiben.
Wir beendeten den Abend also vergleichsweise zeitig und verzogen uns für's Erste in unsere Unterkunft.
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Autor: Billie