Jedes Jahr veranstalten die Herren von The Other unter dem Namen Hell Nights die kleine Festivalserie, bei der neben der Band selbst auch andere Vertreter aus den Genres Horrorpunk, Rock’n’Roll, GothRock oder ähnlichem mit von der Partie sind. In diesem Jahr gab es gleich drei Termine, wo The Other zusammen mit Nekromantix, The 69 Eyes, Zombeast und Mad Sin (diese nur in Leipzig) alles gegeben haben, um den Konzertbesuchern einen tollen Abend zu bereiten. Am 02.11.2024 machte der Tross im Felsenkeller in Leipzig Station und wir waren für euch mit dabei, denn dieses Line Up versprach viel Spaß.
Nachdem der Einlass mit etwas Verspätung dann endlich losging, konnten wir uns einen guten Platz im Saal sichern, von wo aus ein guter Blick auf die Bühne garantiert war. Dabei entdeckten wir auch die großartigen Aktionskünstler, die als Walking Acts durch den Saal liefen oder in ihrer eigens eingerichteten Fotoecke in Särgen posierten. Die sahen richtig toll aus – passend zu Halloween und beliebten Horrorfilmen. Während wir dann auf die erste Band warteten, genossen wir die Rock’n’Roll-Musik, die eingespielt wurde.
Dann war es endlich soweit und Zombeast aus Arizona machten den Anfang. Frontmann Mario begrüßte uns nach den ersten Tönen mit einem knappen „Welcome to Hell Nights“. Mit seinem buschigen, grauen Backenbart und den langen Haaren, die ihm immer wieder vor dem Gesicht hingen, sah er sehr wild aus und erinnerte irgendwie an einen Werwolf. Er und seine Mitmusiker trugen Lederjacken, Cowboystiefel und dunkle Jeans – sie sahen schon sehr düster aus. Das passte auch zu den Horror-Metal-Klängen. Der Sound war allerdings leider anfangs auch etwas düster bzw. dumpf, besserte sich aber zum Glück nach und nach. Die Gitarristen machten mächtig Stimmung, indem sie wiederholt am vorderen Bühnenrand in die Saiten griffen und so zum Mitklatschen animierten. Die kräftige tiefe Stimme von Mario kam gut an – mal growlte er, mal röhrte er und mal sang er laut und mit viel Inbrunst. Bei den Refrains sangen die Herren an den Gitarren mit, was toll klang. Dabei wurden sie in rotes, blaues oder weißes Licht getaucht. Der Saal füllte sich immer mehr und in den ersten Reihen kam auch auf Bewegung auf. Der Takt von Drummer Kyle tat hierbei noch sein Übriges. Ab und an warf er auch einzelne Drumsticks in die Menge. „How you doing tonight?“ Der Jubel darauf sprach wohl Bände. Es wurde vor und auf der Stage geheadbangt und abgerockt. Songs wie „Cthulhu“, „In Nightmares“ oder auch „Call of the Wild” wurden beklatscht. Der Rhythmus nahm allmählich immer mehr Fahrt auf – genauso wie die gute Laune des Publikums. Schnell verging die Zeit und der Auftritt war schon wieder an seinem Ende. Die Musiker machten dann noch ein Foto mit den Zuschauern und verabschiedeten sich mit einem „Thank you“.
Nach einer Umbaupause, die wieder mit alten Rock’n’Roll-Klassikern vom Band gefüllt war, sprangen die Gastgeber selbst bereits hervor und gingen mit „A Party at Crystal Lake“ in die Vollen. „Hallo Leipzig, schön dass ihr alle da seid. Wir haben richtig Bock.“ Frontmann Rod war super drauf, lief auf der Bühne hin und her und heizte dem Publikum ein. Vor der Stage bildete sich in den ersten Reihen ein kleiner Moshpit, als die Band „Bloodsucker“ anstimmte. Die Fans sangen lautstark mit. Das machte echt richtig Spaß und immer mehr tanzten zu diesen Sounds. Das gefiel den Musikern, denn sie konnten sich das Lächeln nicht mehr verkneifen. Sie hatten also einen richtig guten Abend in ihrer „zweiten Heimat“, wie der Frontmann es nannte. „Schön, dass ihr so verdammt viele seid.“Rods Stimme war kräftig und zusammen mit seinen Mitstreitern präsentierten sie, mehrstimmig, Tracks von allen Alben. So bereiteten sie uns eine mega gute Show. Da war etwa „Tarantula“ dabei oder „Dreaming of the devil“, „Der Tod steht dir gut“ oder auch „Back to the cemetery” – und alle wurden mitgegrölt. Die Fans in Leipzig bewiesen wirklich Textsicherheit. Einen der Songs widmete die Bands dann noch allen Anwesenden – „Hyde inside“, der erste Song, mit dem die Formation bekannt wurde. Die Gitarristen hatten auch ihren Spaß, wenn sie mal zusammen standen und sich gegenseitig zu mehr Höchstleistung antrieben oder die Plätze an den Mikrofonen tauschten. Die Songs von The Other sind mal mehr oder weniger tanzbar, aber alle sorgten für Bewegung im Saal und mächtig Partystimmung. Die Arme waren immer wieder oben und es wurde im Rhythmus mitgeklatscht. Der Frontmann hatte hieran seine Freude und genoss das auch ab und zu mit ausgebreiteten Armen und einem diebischen Grinsen auf den Lippen. Auch ihre Spielzeit war leider viel zu schnell vorüber. Doch mit „Beware of ghouls“ durften sie noch eine kleine Zugabe, nach der selbstverständlich verlangt wurde, geben, doch dann machten sie die Bühne frei für die restlichen Bands des Abends. Wir hatten auf jeden Fall wieder einmal viel Freude – The Other geht einfach immer.
Wieder wurde flott umgebaut und dann war es Zeit für Mad Sin. Die Psychobilly-Formation aus Berlin kam mit einem riesigen beleuchteten Kontrabass daher, der uns beeindruckte. Auch die Frisuren der Herren waren sehr beeindruckend – fast alle hatten ein akkurate Bürste oder hochgestellte Haare, wo nicht ein Haar in einer andere Richtung zeigte. Und die Frisuren hielten, auch wenn ihre Träger während des Gigs herumsprangen und herumwirbelten – saustark. Aber Frontmann Köfte und seine Kollegen waren ja nicht als Frisurmodels da, sondern um mit ihrer Mucke einzuheizen und diese Mission erfüllten sie bravourös. Die Menge jubelte von Beginn an und ging mächtig ab – der Moshpit war hier richtig groß und es ging wild daher. „Guten Abend Leipzig, alles klar bei euch?“ Das konnte nur mit viel Beifall beantwortet werden. Songs wie „Speak no evil“, „Never gonna give you up“ oder “Brainstorm” brachten soviel gute Laune mit sich, dass dies der wildeste Auftritt wurde. „Out of my head“ widmete die Band dann „allen Kriegstreibern“. Es ging so ab, dass die tanzende und pogende Menge immer mehr Platz einnahm. Die Gitarristen Andy und Manny standen auf den Boxen am Bühnenrand und gaben alles und der Sänger kickte mit dem Fuß in die Luft. Die Zuschauer brüllten die Texte der Songs, die nicht selten auch einen tieferen Sinn hatten, laut und mit Inbrunst mit und verausgabten sich – genauso wie ihre musikalischen Helden. Zwischenzeitlich musste schnell das Schlagzeug von KO repariert werden, da dieser es „kaputtgerockt“ hatte. Dann ging es aber umso intensiver weiter. Die Band spielte in ihrer knappen Spielzeit aber nicht nur eigene Songs, sondern auch Covertracks von The 69 Eyes und Motörhead – und gerade bei „Ace of spades“ war der absolute Höhepunkt erreicht. Bassist Valle stieg mit seinem Kontrabass in die Massen und ließ einen Funkenschauer vom Hals seines Instrumentes in die Luft steigen. Um ihn herum war ein Hexenkessel, der nur so brodelte. Coole Nummer! Der letzte Song „Communication Breakdown“ widmete Köfte dann einigen anwesenden Fans, die sich bestimmt für immer daran erinnern werden – das war wirklich eine schöne Geste. „Geil, dass ihr da wart.“ Die 45 Minuten Spielzeit waren vorbei und auch wenn die Menge nach mehr verlangte, wurde schon wieder für die nächste Combo umgebaut.
Nach dem Umbau war nun das amerikanisch-dänische Trio Nekromantix an der Reihe, für gute Stimmung zu sorgen. Drummer Mighty Mouse gab den Takt an und los ging es. Der Kontrabass von Frontmann Kim hatte die Form eines Sargs – das sah schon besonders aus. Auch hier waren die Frisuren wieder sehr korrekt. Überhaupt hätten an diesem Abend einige der Musiker Werbung für Haarspray oder dergleichen machen können. Aber Scherz beiseite – die schnelle, handgemachte Musik der drei Herren kam super an und die Stimmung nahm schnell wieder Fahrt auf. Auch Bewegung kam wieder auf und gemeinsam wurde abgerockt. Der zweistimmige Gesang von Kim und Gitarrist Pete klang gut. Die beiden wechselten sich auch mit dem Leadgesang ab und die Zuschauer sangen auch hier wieder laut mit. Das Tempo war sehr hoch und so ging es hier Schlag auf Schlag – zwischen den Tracks gab es kaum Pausen zum Verschnaufen. Wenn sie doch mal Pause machten, fragten sie in die Menge, ob „faster or slower“ Songs gewünscht seien. Auch nach Musikwünschen wurde gefragt, die zum Teil dann sogar erfüllt werden konnten wie „Gargoyles over Copenhagen“, „Who killed the Cheerleader“ oder „Nekrofelia“. Die dreckige Lache, mit der Kim einige Lieder beendete, hätte wahrlich aus einem Horrorfilm stammen können – passend zum Bösewicht des Streifens. Die Musiker leben ihr Genre wirklich durch und durch – und zwar alle an diesem Abend. Großartig! Die Lichtstimmung war auch immer wieder in Rottönen gehalten, was ebenfalls dazu passte. Mal spielte der Sänger sein großes Instrument im Stehen, mal auf den Knien, mal hielt er den Bass wie eine Gitarre in den Armen – sein Können und die Fingerfertigkeit von mindestens 100 beeindruckten das Publikum und er bekam viel Beifall – seine Mitstreiter natürlich auch. Im Moshpit war es wiederum wild und beim irren Gitarrensolo am Ende des Gigs war der Jubel riesig. Auch Nekromantix forderten einen Extra-Applaus für ihre Mitstreiter des Abends ein – wie es alle anderen jeweils auch getan haben – und verabschiedeten sich letztendlich mit einem ehrlich gemeinten „Dankeschön Leipzig“.
Dann war nur noch der Headliner des Abends übrig – The 69 Eyes. Nebel waberte über die Stage und bei einem Intro kamen Frontmann Jyrki und Kollegen nach vorn. Der Beifall war laut und sie legten mit „Devils“ gut los. Jyrki zeigte beim Refrain immer wieder die Pommesgabel, die hier wohl die Teufelshörner symbolisieren sollten. Seine tiefe Stimme kam gut an und die Menge ging ab. Er und fast alle Musiker trugen hier eine Sonnenbrille – das Scheinwerferlicht war für die selbsternannten Vampire aus Finnland wohl zu hell. Der Sänger ließ seine lange Haare fliegen und nicht wenige Fans taten es ihm gleich. Die gute Laune war fast greifbar – die Herren aus dem Norden wissen eben, wie es geht. Es wurde mitgesungen und getanzt. „Good evening – we are The 69 Eyes“ – das wusste natürlich bereits jeder im Saal und feierte die Band ab. Bei „Feel Berlin“ schossen Nebelfontänen gen Saaldach und rahmten so die Musiker gut ein. Das sah toll aus. Und dazu war der mehrstimmige Gesang gut abgemischt und somit ein echter Trommelfellschmeichler. Überhaupt war hier der Sound richtig gut. Drummer Jussi stand immer wieder auf, um die Menge zu sehen und drosch dann nur so auf seine Trommeln ein. Die Gitarristen Bazie und Timo-Timo standen beieinander und rockten gemeinsam ab oder sie stellten sich an den Bühnenrand, um die Fans noch intensiver anzutreiben. Jyrki gab seinen Musikern immer wieder Platz, indem er sich etwas zurückzog, um dann im nächsten Moment wieder nach vorn zu kommen und mit seiner Präsenz, und dem glitzernden Gürtel an der Hose, zu glänzen. Der kam dann besonders gut, wenn der Sänger seine Hüften wie einst Elvis schwang und so über die Stage tanzte. Der Band gefiel die gute Stimmung bei Songs „ Beneath the blue“ oder „Christina Death“ vom Album „Devils“. Jyrki erzählte zu einigen der Lieder eine kleine Story, was spannend war. Nach drei Tagen Halloween-Tour mit den anderen Bands meinte er scherzhaft: „We start to look like pumpkins.“ Er mochte die Zusammenarbeit aber und meinte noch: „What a nice festival.“ Die Zuschauer waren auch mehr als glücklich, dass die Finnen hier alles gaben für sie und belohnten jeden Song mit Jubel. Wir überließen dann den Fans das Feld.
Wir machten uns zufrieden auf den Heimweg. Es war ein Abend voller handgemachter und großartiger Musik, wie sie leider immer seltener wird. Alle fünf Bands haben wirklich alles gegeben und für gute Laune gesorgt – nicht nur bei uns. Der Felsenkeller war voll und es wurde immer wärmer bei all den tanzenden Massen. Die Hell Nights haben wieder einmal gehalten, was sie versprochen haben – es war wild, laut und mächtig gut. Das machen wir nächstes Jahr dann wieder – ok?! Danke an alle Beteiligten.
Autor: Trixi