Festivalbericht - WGT 2023 - Montag

Auch der letzte Tag des WGT schien heiß und sonnig zu werden. Und so beschlossen wir, noch einmal dem Heidnischen Dorf einen Besuch abzustatten. Dieses Mal war die Warteschlange am Einlass noch nicht ganz so lang, aber dennoch war das Gelände am Torhaus Dölitz gut gefüllt. An der großen Bühne warteten wir dann im Sonnenschein auf Tales of Nebelheym. Die Steampunk-Formation ließ ein monumentales Intro erklingen, das „Geschichten einer alten Welt“ ankündigte. Alle acht Bandmitglieder kamen nach vorn, allesamt mit einer Laterne in der Hand, die an die toll geformten Mikrofonständer gehängt wurden. Dann legten sie los und begeisterten von Beginn an mit ihrer Musik und dem mehrstimmigen Gesang. In ihren Outfits waren sie außerdem auch etwas fürs Auge – besonders Lady Valentine machte viel her mit ihrem Zylinder und dem Rock. Mit einem munteren „Hallo WGT“ begrüßte uns Frontmann Captain Arbuckle Tedd. Die Stimmung war an diesem Nachmittag schon so gut, dass das Publikum schnell die Arme oben hatte und mitklatschte. „Es ist unglaublich geil, heute für euch zu spielen.“ Ja, wir fanden es auch ganz gut. Sie präsentierten uns Stücke aus der Welt von Nebelheym, unter anderem auch eines über die „schönste, stärkste, trinkfesteste und haarigste“ – gemeint war „Ann McQuarry“. Der Rhythmus war echt genial – dabei konnte wahrlich niemand stillstehen und musste mitwippen oder schunkeln. Da kam echt Bewegung auf. Als Zwischenspiel in diesem Song stimmten sie dann den Klassiker „Drunken Sailor“ an, wo Mr. Ronnie Davis durch seinen schnellen Gesang ohne Knoten in der Zunge beeindruckte. Vor der Stage wurde es immer voller, denn immer mehr wollten bei dieser Steampunk-Fete mitmachen. Weitere Stücke waren dann „The foggy fountain“ oder „Warden of the city“, die allesamt super beklatscht wurden. Vor und auf der Bühne waren nur strahlende Gesichter zu sehen, was wollten wir also mehr. Besonders cool fanden wir dann noch das Evanescence-Cover „Bring me to life”, das an diesem Tag seine Weltpremiere feierte. Sehr gelungen! In dieser folkigen Version ist das Stück auch sehr hörenswert. Diese Formation kannten wir vorher noch nicht, aber wir haben sie bestimmt nicht das letzte Mal live miterlebt. Das war echt grandios!


Nach einem weiteren ausgiebigen Spaziergang über das Gelände des HeiDo machten wir uns dann wieder auf, um ins Täubchenthal zu pilgern. Da wir auf Horrorpunk und Rock’n’Roll stehen, gehört der WGT-Montag in dieser Location für uns einfach dazu. Der Saal war schnell gefüllt und dann ertönte ein 80er Jahre Hit als Intro. Dann stürmte die Band So Long Until The Séance aus Nordirland die kleine Bühne und schon ging es los. Alle fünf Bandmitglieder waren im Gesicht geschminkt und waren wild drauf. Leider war der Sound anfangs etwas matschig und dumpf – Drums zu laut und die Gitarren zu leise. Dem Publikum gefiel das Set trotzdem so wurde getanzt und fleißig applaudiert. Der Frontmann hatte eine tolle Stimme stimmte unter anderem „At the funeral“ an. Mit einem Beamer wurde das Bandlogo an die Wand im Hintergrund geworfen, wodurch die Musiker immer wieder ein Muster im Gesicht hatten. Ansonsten gab es wenig Licht auf der Stage, was ja durchaus zu Horrorpunk passte. Der Bassist spielte immer wieder den Drummer an und der Gitarrist zeigte wild sein Können, wobei er mit seiner neonfarbenen Legging echt irre aussah. „Germany it’s good to be here.“ Die Fans hatten ihre Freude und tanzten im Takt, so auch bei „Necrophiliac“, wo der Sänger seinen Zopf öffnete und nun seine Haare schüttelte beim Singen. Immer wieder ging ein Track in den nächsten über – Verschnaufpausen gab es da also kaum. Der Anfang war also ganz gut gemacht, wenn der Sound auch hätte etwas besser sein können. Aber insgesamt, war es solide und spaßig.


Weiter ging es dann mit den Schweden von Left Hand Black. Dichter Nebel waberte über die Bühne und dann erschien das Quartett. Sie nahmen ihre Instrumente und schon erklang echt guter, handgemachter und schneller Rock’n’Roll. Mal waren die Rhythmen wild und schnell und dann wie ein schöner Tango – diese Mischung war genial. Das machte Spaß! Und der mehrstimmige Gesang komplettierte das Gesamtbild. Der Sound war nun wesentlich besser und das gefiel auch den Zuschauern, die mitwippten und abtanzten. Die einzelnen Stücke hatten so ein hohes Tempo, dass die Füße kaum nachkamen und die Anzahl der Lieder umso höher war in der kurzen Spielzeit. Das gefiel auch dem feierwütigen Publikum und der Beifall fiel lautstark aus. Sogar die Security wippte ausgelassen mit. Bassist Johan begann den einen oder anderen Song und dann stiegen seine Kollegen mit ein – so gab er den Rhythmus an. Dann stellten sich alle Gitarristen zusammen und wiegten sich zu den eigenen Klängen hin und her. Die Empore im Saal war ebenfalls voll und auch da wurde ausgelassen mitgefeiert und immer wieder im Takt mitgeklatscht. Das war großes Kino und Horrorpunk-Rock’n’Roll in seiner besten Form! Danke dafür.


Vor der nächsten Formation begrüßte Moderator Oliver Klein erst einmal das Auditorium. Er kündigte als nächstes eine „verflucht heiße Band“ an, die mit neuem Gitarrist und neuem Drummer antraten. Gemeint war Der Fluch, die für diesen Abend eine exklusive Show in petto hatten. Mit einem Nosferatu-Intro auf der Videoleinwand ging es dann los und schon stimmte Frontmann Deutscher W, der eine Sonnenbrille trug, den Song „Ich bin der Fluch“ an. Dabei lief er am vorderen Bühnenrand hin und her. Die Fans jubelten und begann sofort mit tanzen. Der Sound war gut und so wurde das Ganze ein wahrer Genuss. Weitere Hits waren etwa „Der Rabe“ oder auch „Lass immer eine Kerze brennen“, bei dem der Frontmann ein Grablicht in der Hand hielt und dies an einen Fan verschenkte. Er war so wild drauf, dass er immer wieder auf den Zaun an der ersten Reihe stieg und dort seine Zuschauer direkt ansang. Seine gute Laune war fast greifbar und er freute sich über so viele „alte Gesichter“ vor der Bühne. Hier feierten also Freunde mit Freunden, was dem Ganzen einen familiären Charakter gab. Und die wussten genau, dass das Stück „Hexen leben…“ „länger“ hieß. Hier sang der Gitarrist dann auch mit und es ging wild zu – vor und auf der Stage. Alle hatten Bock und verausgabten sich ordentlich. Ein Hit jagte den nächsten und auch der beliebte „Werwolf“, der mit Geheul und Gejaule eingeleitet wurde, fand an diesem Abend seinen Weg in das Set. Die Stimmung war am Maximum und hätte nicht besser sein können. Der Fluch war somit eher ein Segen!


Als Letztes an diesem Abend im Täubchenthal stand noch eine Band auf dem Programm, die ganz fest mit dem Wort Horrorpunk verbunden ist. Oliver stand vor vollem Haus auf der Stage und erzählte, dass auch diese Band ein „neues Bandmitglied dabei“ hätte. Nachdem einige technische Probleme gelöst waren, kamen sie endlich – die „German kings of Horrorpunk – The Other“. Die Bühnendeko war wieder einmal echt toll. Frontmann Rod stürmte hervor und kam an den vorderen Bühnenrand, um seine Fans anzusingen. Es ging direkt in die Vollen. Der Funke sprang so schnell über, so dass sich vor der Bühne schnell ein Moshpit bildete, wo wild Pogo getanzt wurde. Der vierstimmige Gesang war toll und Tracks wie „Bloodsucker“ wurden von den Zuschauern auch mitgegrölt. „Is das schön, wieder hier zu sein“, so Rod, der übers ganze Gesicht grinste. Der Saal wurde zum Hexenkessel, was der Band sichtlich gefiel und sie so zu noch mehr Höchstleistung anspornte. Die Herren an den Saiten standen beieinander und spielten sich an, während ihr Sänger in die erste Reihe sang. Das Licht war abwechselnd rot, grün oder blau und setzte die Jungs gut in Szene. Der Sound war ein Traum – ok, es hätte ruhig ein wenig leiser sein können, aber sei‘s drum. Es wurde im Saal und auf der Empore geklatscht und gesungen und getanzt. Oliver hatte anfangs Recht – sie SIND die wahren Könige dieses Genre. Da blieb wirklich kein Wunsch offen, denn sie wissen einfach, wie es geht. Immer wieder eine Freude! Und wir freuen uns schon auf das nächste Mal!


Damit war das WGT aber noch nicht vorbei für uns, denn in der Agra-Halle stand noch ein Höhepunkt auf den Plan. Zuerst stärkten wir uns noch einmal an einem der Gastro-Stände auf dem Gelände der Agra und dann fanden wir uns wie so viele andere ein, um dieses Festival mit The Mission zu beenden. Die Moderatoren Elvis, Mark und Oliver hatten zuerst noch die „traurige und bittersüße Pflicht, das 30. Wave-Gotik-Treffen zu beenden“. Sie bedankten sich für ein tolles Treffen und forderten einen Applaus für alle Techniker und Helfer ein. Und wir alle sollten daran denken, dass dies „nichts selbstverständlich“ ist – gut gesprochen. Bevor Wayne Hussey und Kollegen an der Reihe kamen, die an diesem Abend ihre große Tournee abschlossen, ließen die drei Moderatoren uns alle noch ein „Happy Birthday“ singen, denn wenige Tage zuvor hatte der Frontmann Geburtstag. Dann war es aber endlich soweit und die Band kam nach vorn, wo sie mit Jubel und Beifall begrüßt wurden. Gitarrist Simon griff in die Saiten und dann starteten sie mit „Beyond the pale“. Der Sound war wieder einmal echt toll und die Menge feierte lautstark. Weil es die letzte Band überhaupt war, war die Halle echt voll und die Stimmung war super. Waynes Stimme kam gut rüber und er bedankte sich noch einmal gerührt für das Ständchen vorab. „Having a nice weekend?“ war dann noch seine verschmitzte Frage, die mit lautem Jubel beantwortet wurde. Die Herren waren konzentriert und standen eher still – sie ließen einfach ihre Kunst für sich sprechen. Die Lichtshow war dafür umso sehenswerter. Stücke wie „Into the blue“ oder auch „Severina“ wurden laut mitgesungen, was den Musikern ein Lächeln ins Gesicht zauberte. So kann ein Tourabschluss doch kaum besser sein.


Für uns war dann aber die Luft raus – wir waren geschafft nach diesem WGT-Wochenende. Also verabschiedeten wir uns von allen Freunden, die auch den Weg noch einmal in die Agra-Halle gefunden hatten und dann hieß es, ab nach Hause. Wie immer war dieses Treffen etwas Besonderes. Wir haben viele liebe Menschen wiedergetroffen, tolle und exklusive Konzerte miterlebt, die eines 30. Jubiläums des Wave-Gotik-Treffens würdig waren und wunderbare Momente verlebt. Einzig die Klosituation an der Agra war besonders für Frauen etwas aufwendig – die Schlange war überall und immer superlang. Die Technik hat bis auf wenige Momente mitgespielt, zumindest dort, wo wir dabei waren. Das große Rahmenprogramm war so umfangreich, dass wir oft nicht wussten, wohin zuerst und dann entschieden auch mal die knappe Parkplatzsituation oder die heiße Sonne für uns. Das Wetter an sich hätte nicht besser sein können, auch wenn es fast schon zu heiß war, aber wir wollen uns nicht beschweren. Alles in allem – ein tolles Festival und wir sind auch sicher am nächsten Pfingsten wieder mit von der Partie. Ihr auch? Denkt aber dran, euch schnell eine Unterkunft zu sichern, denn sonst wird es knapp und vor allem teuer.


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Autor: Trixi


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