Festivalbericht - E-Only Festival 2021 - Freitag

Nach ganz langer Durststrecke sollte es endlich wieder ein Live-Event geben – das E-Only-Festival 2021 durfte seine Toren für 1000 Gäste öffnen und wir waren da selbstverständlich mit von der Partie. Am ersten Tag des Festivals war unser Team aber noch nicht komplett anwesend und deswegen haben wir für diesen Festivaltag gleich zwei verschiedene Blickwinkel für euch. Zu einem könnt ihr die Veranstaltung durch die Augen unseres Fotografen Jörg miterleben und zum anderen konnten wir Matra gewinnen, uns ihre Gedanken aufzuschreiben – viel Spaß damit:


Bericht aus der Sicht des Fotografen – by Jörg


Als ich von den Plänen zu einem E-Only auf dem Gelände das Kulturpark Deutzen gehört habe, war für mich klar: Da sehe ich mich. Nicht zuletzt die Erfahrungen aus dem NCN 2020 mit dem überzeugenden Hygienekonzept haben mich dazu bewogen, daran teilnehmen zu wollen - auch als noch nicht vollständig Geimpfter. Gesagt, getan und darauf gefreut.

Die Vorbereitungen waren dann doch etwas intensiver, als ich es in Erinnerung hatte. Nach so langer Zeit habe ich alles lieber doppelt gecheckt, um ja nichts zu vergessen - Akkus, Kameras und Objektive wurden also mehrfach überprüft. Hab ich wirklich an alles gedacht? Ein beklemmendes Gefühl blieb zurück.


Dann war es plötzlich der 25.06.2021 und ich auf dem Weg zum Festivalgelände - fast! Denn vorher hatte ich ja einen Termin im Testzentrum gebucht, um mich testen zu lassen. Das ging erfreulicherweise sehr entspannt vonstatten. Nun musste ich nur noch kurz auf das Testergebnis warten, was mir per Email zugeschickt wurde und dann war es endlich soweit. Es konnte losgehen. Schon am Einlass konnte ich mein Glück nicht fassen - so viele freundliche und bekannte Gesichter. Bevor ich mich versah, war ich schon in viele Gespräche vertieft.


&thumbnail=1Doch die Zeit verging wie im Fluge und so bereitete ich mich auf die erste Band vor. Ich legte meine Ausrüstung an und machte meinen üblichen Rundgang über das Festivalgelände, um mich zu orientieren und zu schauen, wo alles ist. Dann war es endlich soweit. Mit Nainn sollte die konzertfreie Zeit endlich vorbei sein, so dachte ich jedenfalls. Als ich an der Bühne eintraf, war da allerdings niemand, der Anstalten machte zu musizieren. Ich erfuhr, dass die Band soeben erst eingetroffen war und so schnell wie möglich auf die Bühne gehen würde. So hatte ich noch etwas Zeit, mich umzusehen und die Atmosphäre einzuatmen. Um den ollen Goethe frei zu zitieren: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein“. Das war dann auch das durchgehende Thema des Wochenendes.


Irgendwann wurden mir dann zwei Dinge bewusst, mit denen ich vorher nicht unbedingt gerechnet hatte: Erstens war mir anfänglich nicht klar, dass Mann das Kommunizieren verlernen kann. Ich hatte mich so lange in meine eigene Blase zurückgezogen, dass es mir gegen Ende des Tages immer schwerer fiel, den Menschen die Aufmerksamkeit zu zollen, die sie verdienten. Ich war jedenfalls irgendwann echt „auskommuniziert“. Als Zweites wurde mir langsam aber sicher bewusst, dass das hier ein ausgewachsenes Drei-Tage-Festival war. Mir, der ich seit Monaten keine größeren körperlichen Anstrengungen mehr gewohnt war, fiel es wie Schuppen von den Augen. Die kleine Stimme in meinem Kopf begann schallend zu lachen: Echt jetzt? Ein Drei-Tage-Festival als Anfang und dann noch den ersten Tag direkt von der Arbeit aufs Gelände? Es muss komisch ausgesehen haben, als ich plötzlich in das innere Lachen laut einstimmte. So gut gelaunt konnte das Festival weitergehen.


Ich beschloss also, ungehemmten Spaß zu haben und wie es schien, war ich damit nicht allein - egal wo ich hinsah, ob ins Publikum oder auf die Bühne, überall war das Glitzern in den Augen zu sehen, das förmlich schrie: Endlich wieder normale Menschen.


&thumbnail=1Mir ist nicht klar, ob es nur mir so geht, aber manchmal erlebe ich einen Moment so intensiv, dass sich dieser mir dauerhaft ins Gedächtnis einbrennt. So einen Hier-und-Jetzt-Moment hatte ich dann auch beim Auftritt von Patenbrigade:Wolff – Freunde auf der Bühne und davor, tolle Musik auf den Ohren, gutes Wetter und eine einfach wahnsinnig gute Stimmung, die greifbar war. Was wollte ich noch mehr. Genau in dem Moment wollte ich nirgend woanders sein, als genau da. Das bedeutet Leben!!!


Am ersten Abend bin ich dann später also vollkommen fertig, aber glücklich, in dem Wissen nach Hause gefahren: Morgen geht’s weiter.


Bericht aus der Sicht von Festival-Gästen – by Matra


Das Mitfiebern und die Vorfreude waren groß – aus Februar wurde Juni und aus Stadtbad Leipzig wurde Kulturpark Deutzen - Holger hatte es geschafft: Das E-Only-Festival mit genehmigtem Hygienekonzept fand statt, als erstes Festival der Saison. Zwei Bühnen, 1000 Personen – der Probelauf für mögliche andere Festivals.


Wie immer waren wir am Freitag überpünktlich am Festivalgelände und wie immer auch sehr neugierig, was uns erwartet. Professionell war hier eine Corona-Teststation aufgebaut worden, die direkt vor Ort bei Bedarf vorangemeldete Besucher testete. Perfekt organisiert! Entspannt und bereit für den Einlass achteten die vielen frühen Besucher darauf, nicht zu dicht in Reihe zu stehen und all ihren Papierkram und die App-Daten parat zu haben. Und zack, mit Bändchen am Handgelenk, traten wir aus dem Ausgang des weißen Einlasszeltes, wie durch ein Sternentor, in eine warm umfließende Corona-vergessen-macht-sich-breit-Welt. Auf dem konzepterprobten Festivalgelände war wieder alles bestens ausgeschildert und unser erster Trablauf auf der Einbahnstraße leitete uns zielstrebig direkt zu Pavel und seinem Weinstand. Mit seinem leckeren Rhabarberfederweißer für unterwegs waren wir dann definitiv auf dem E-Only angekommen. Vorbei an einladenden Essensständen, dem Cocktaildealer und einem hübsch gestalteten Kaffeestand endete der erste Rundgang beim Amphitheater, das nun grüne Einzelsitze statt der Holzbänke in der Sonne erstrahlen ließ. Hier hatte sich das Holger-Team in den letzten Monaten viel Arbeit gemacht, das war klar zu sehen. Noch war mit ein wenig Rhabarberfederweißer chillen angesagt und lang herbeigesehnte Freunde konnten herzlich begrüßt werden, doch dann holte uns der Zeitplan der Bands ein.


&thumbnail=1Da der Opener auf der Kulturbühne Nainn noch mit der äußeren Zivilisation - der Autobahn - kämpfte, blieb doch noch ein wenig Zeit mehr für das Plauschen. Geduld, Geduld, auf den Stühlen ließ es sich gemütlich warten. Wie immer auf diesem Gelände, führte Manja vom NCN-Team in das Festival ein und stellte fachkundig und charmant die erste Band vor. Nach schnellem Aufbau ging es los: Einfangend war die Stimme der Sängerin Veve, perfekt auf den düsteren, laufenden Bass abgestimmt. Eine melancholisch dunkle Einstimmung auf das Festival – gerne hätten wir weitergelauscht, doch leider war es wieder viel zu schnell zu Ende.


Und schon ging es eine Bühne weiter zur ersten Band der Amphibühne: Pyrroline lud mit scharf klingendem Elektro, Basedrums und gut arrangierten, melodischen Snaps zum Tanzen ein. Tanzen vor der Bühne, das hat uns wirklich sehr gefehlt, und: hier war es auch erlaubt!


&thumbnail=1Bei der Kulturbühne ließ es sich wieder gemütlich sitzen und wir schwebten bei Oberer Totpunkt in die literarisch geprägte Musikecke. Bettinas einzigartige Stimme, ihr Sprechgesang und ihre Bühnenpräsenz hielten uns fest in ihrem Bann. Wir hätten noch Stunden zuhören können… doch der nächste Act ließ nicht auf sich warten.


Für Intent:Outtake platzierte sich schon die große Fan-Schar vor der Bühne. Ihr Dark-Electro wurde gefeiert und die beiden Leipziger freuten sich sehr, endlich wieder vor Publikum auf der Bühne zu stehen. Nichts geht über die gegenseitige Bereicherung! Sie ließen den Boden erbeben und wir feierten sie.


Nach ihrem Auftritt brauchten wir erstmal eine Pause zum Futtern und um neu eingetroffene, alte Freunde zu begrüßen. Und so kam es, dass wir Patenbrigade:Wolff nur von Weitem genossen – es war eine Freude zu hören, wie sie bei der Amphibühne gefeiert wurde.


&thumbnail=1Zugunsten eines guten Platzes vor der Kulturbühne für Psyche waren wir schon früh dort. Die Stühle waren mittlerweile verräumt und es war klar, hier wird nun gleich heftig abgetanzt werden. Beim Auftritt von Psyche wurde Future-Pop/Synth-Pop der alten Schule gespielt und keiner stand still. Sehr entspannt, gewitzt und souverän interagierte der Sänger Darrin mit den Besuchern und erfüllte den ein oder anderen Musikwunsch.


Auf der Einbahnstraße ging es zum letzten Act des Abends - Agonoize. Volles Amphitheater, die Agonoize-Jünger fehlten natürlich nicht und die Performance von Chris ließ keine rote Essenz übrig. Vor der Amphibühne wurde gefeiert „Bis das Blut gefriert“.


Somit ging dann leider auch der erste E-Only-Tag zu Ende. Überglücklich machten wir uns auf den Heimweg zur Home-Base in Borna - um einen ersten Erlebnistag reicher. Holger und sein starkes Team haben wieder alles gegeben.


Weiter zu Tag 2

Autoren: Jörg & Matra


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