Festivalbericht - E-Only Festival 2021 - Samstag

Start in Tag - by Jörg


Maximal motiviert, mit vollen Batterien und leeren Speicherkarten sind wir dann in den zweiten Festivaltag gestartet. Ja, ich hatte für die restlichen beiden Tage seelische und moralische Unterstützung dabei. Nach dem obligatorischen Test stürzten wir uns also ins Abenteuer „Tag 2“.


Der Samstag - by Trixi


Mir ging es nach meiner 2. Corona-Impfung endlich besser und so konnte auch ich mit zum E-Only nach Deutzen fahren. Am Eingang ging es ganz unkompliziert und schnell beim Corona-Test und nachdem wir unsere Ergebnisse per Mail erhalten hatten, enterten wir das Gelände. Wieder gab es hier das bereits vom letztjährigen NCN bekannte Einbahnstraßensystem und vor der Amphibühne gab es neue Sitzgelegenheiten – keine Bänke mehr, sondern Sitzschalen mit Lehne – ähnlich den Sitzen in Sportstadien. Ich war etwas aufgeregt – war es doch die erste Live-Musik-Erfahrung seit dem NCN 2020 für mich.


&thumbnail=1Und schon betrat Moderatorin Manja die große Bühne und begrüßte alle Anwesenden. g.o.l.e.m. aus München hatten hier ihren ersten Gig überhaupt bei einem Festival und spielten außerdem das erste Mal im „Osten“ So ging es mit Darkelectro-Klängen los. Frontmann Gunar und seine Kollegin am Keyboard gaben alles. Die Stimme wurde verzerrt und der Bass dröhnte ordentlich aus den Boxen. So wurden die Zuschauer geweckt und gerade in den ersten Reihen wurde in den Mittag getanzt. Die Fläche vor der Stage war schon ordentlich gefüllt und alle lauschten den Stücken, wie etwa „Hollow“ und anderen neueren Tracks. So fiel dann auch der Beifall anständig aus, was dem Musiker sichtlich gefiel. Nach und nach zog er dann das Tempo an, so dass auch der Letzte den Schlafsand aus den Augen rieb und sich im Takt mitbewegte. Dabei verschwand der Sänger immer mal im Nebel und auf der Videoleinwand im Hintergrund waren verschiedenste Bilder und Muster zu sehen. Die Unsicherheit war ihm ab und an noch anzumerken, aber das Festivaldebüt war auf jeden Fall gelungen und der Anfang für diesen Tag war gemacht.


&thumbnail=1An der kleinen Kulturbühne gab es keine Bestuhlung mehr – wohl vom Ordnungsamt abgesegnet – und Manja freute sich, Plastikstrom ankündigen zu können. In der Lockdown-Phase hatten sie nicht nur ihr Hoffnung gegeben mit ihrem Lied „tanz allein“ – „endlich nicht mehr allein tanzen“. Dann kamen Matthias und Jürgen hervor und der Sound, der mich extrem an eine Mischung aus DAF und Heimataerde erinnerte, zuckte direkt im Tanzbein. Die beiden Herren trugen Sonnenbrillen und tanzten mit uns Zuschauern um die Wette. Das machte echt gute Laune und Sänger Matthias gab zu, dass dieser Gig ein „unbeschreibliches Gefühl“ sei. Mit einem Lächeln im Gesicht stimmte er die Stücke an – „Steppenkrieg“, „Amoklauf“ und das schon erwähnte „tanz allein“ wurden mächtig gefeiert. Dabei begeisterte er mit seiner tollen Stimme. Bei den Tanzenden wirbelte der Staub vom Boden hoch, so dass sie in einer kleinen Wolke Party machten – ein irres Bild. Die Musiker hatten außerdem ein kleines Anliegen, das sie mit den Worten „geht weg – unterstützt die Szene“ betitelten – ihnen lag das Clubsterben, das auch durch die Lockdowns bedingt war, sehr am Herzen. Gut gesprochen und wir unterstützen diesen Ansatz in vollem Umfang! Danke für diesen guten und intensiven Auftritt. Davon hätten wir gern mehr.


&thumbnail=1Wieder an der großen Bühne angekommen, stand auch schon 2nd face in den Startlöchern. Der Solokünstler Vincent Uhlig wurde hier von einem Live-Drummer unterstützt. Er selbst hatte seine obligatorische Maske vor dem Gesicht – und damit ist kein Mund-Nasen-Schutz im Sinne der Corona-Auflagen gemeint. Darkelectro war auch hier das Programm und dabei tobte der Sänger auf der Stage hin und her und stand kaum einen Moment still. Dabei untermalte er seine Texte mit wilder Gestik und Mimik. Auch hier gab es für das Publikum nicht nur bekannte Lieder auf die Ohren, Vincent hatte auch Stücke „vom kommenden Album“ in petto. Die Mischung aus verzerrtem Gesang und den monumentalen Klängen kam gut an und wurde mit Applaus belohnt. Der Frontmann war so bei der Sache, dass er in der Mittagssonne schwitzte und dann doch seine Maske absetzen musste. Das nenne ich mal Einsatz. Uns zog es dann aber erst einmal an einen Getränkestand, denn es auch uns war es warm.


&thumbnail=1Gut versorgt ging es dann an die Kulturbühne, wo Minimal-Synth-Wave-Sound von Mängelexemplar auf dem Plan stand. Mit einer kleine Verzögerung konnten Lilli und Joa dann auch beginnen und starteten mit ihrem Titelsong „Mängelexemplar“. Dabei trugen sie bunte Sonnenbrillen auf der Nase und versprühten mit Songs wie „Irrenhaus“, „Mein Herz“ oder „Kein Sex in Moskau“ gute Laune, die fast greifbar war. Das Duo stammt aus Düsseldorf und hält die NDW-Klänge der Düsseldorfer Schule wahrlich am Leben. Die Fans hatten richtig Spaß und verausgabten sich auch hier. Mittanzen und Mitsingen war hier angesagt. Alles richtig gemacht, würde ich sagen!


&thumbnail=1In der prallen Sonne war dann Zeit für die Herren von Melotron, die die große Stage bespielen sollten. Und wie sie das taten – ich hatte seit langer Zeit mal wieder richtig Spaß mit der Formation, denn alle drei hatten sie einen tollen Tag und der Sound war richtig gut – das war ja leider in den letzten Jahren nicht immer der Fall. Doch an diesem Tag stimmte alles. Viele Zuschauer suchten sich die schattigen Plätze, doch die Feierwütigsten standen in den ersten Reihen, um mit Andy, Edgar und Kay Party machen zu können. Der mehrstimmige Gesang sorgte für Begeisterung. Der Frontmann hatte wahnsinnig gute Laune und dankte dem Veranstalterteam, dass sie dieses Event auf die Beine gestellt haben. Edgar stand mal am Keyboard und mal hängte er sich das Instrument einfach um, um mit seinem Kollegen am vorderen Bühnenrand rumtoben zu können. „Gib mir alles“, „Stuck in a mirror“ und weitere Klassiker kamen zu ihren Ehren, aber auch Stücke von der erst 2022 erscheinenden CD. Andy lächelte unablässig und ließ mit einer gewissen Selbstironie verlauten: „Die, die Spaß haben, bleiben da – die anderen halten es aus.“ Sowas mag ich ja! Und mit noch mehr Schalk im Nacken verkündete er gegen Ende des Sets noch: „Es wird noch brachialer mit Eisfabrik, Frozen Plasma und Covenant.“ Das sorgte für ordentliche Lacher und spiegelte die allgemeine wahnsinnig gute Stimmung wider. So konnte es wirklich weitergehen.


Nach diesen tanzbaren Klängen kamen an der kleinen Bühne die Post-Punk-Fans mit XTR Human auf ihre Kosten. Keyboarder Valerio trug ein abgefahrenes Hemd und Sänger Johannes kam ganz in Schwarz daher. Das Stuttgarter Duo wurde immer wieder in Nebelschwaden eingehüllt, während sie, wild tanzend, ihre Songs darboten. Die abgehackten Tanzbewegungen von Johannes erinnerten hierbei an einen Roboter. Textlich ging es dann mal um „Hausbau“ oder „Fleisch“ – ich habe die Titel leider nicht genau erkennen können, da die Texte eher gebrüllt, als gesungen wurden. Mich persönlich hat der Auftritt nicht so recht mitgerissen, aber die Fans schienen zufrieden, denn in den Musikpausen brandete immer Applaus auf.


&thumbnail=1Ich musste dann auch unbedingt mal etwas essen und frisch gestärkt, hoffte ich, dass es mit Eisfabrik endlich etwas kühler werden würde – die Sonne machte ihre Arbeit richtig gut an diesem Tag. Die Band war leider ohne Merchandise-Material angereist, aber hier ging es ja auch vorrangig um die Live-Musik. Drummer René kam direkt mit freiem Oberkörper nach vorn und auch seine Kollegen hatten ihre dicken Winterpelze in der Garderobe gelassen. Frontmann Charly grinste und stimmte „Deeper and deeper“ an und von den ersten Tönen an wurde im Publikum im Takt mitgeklatscht. Der Sound ließ keine Wünsche offen und die Stimmung nahm ordentlich Fahrt auf. Es wurde so heiß und die Band war so cool, dass es dann auch doch noch „schneite“. Mit weißen Schaumflocken bedeckt, tanzten nicht nur die Fans in den ersten Reihen ausdauernd zu Tracks wie „Strom“ und anderen. „Schön, wieder hier zu sein“, ließ der Sänger verlauten und der Beifallsturm zeigte, dass auch die Zuschauer so dachten. Die Spielfreude der Musiker war ihnen anzusehen und auf die Frage: „Hast du Konzerte vermisst?“ antwortete jeder Befragte am Bühnenrand mit einem lauten „JAAAA!“. Was sollten sie auch anderes sagen? Wir alle haben es vermisst und Eisfabrik belohnte uns richtig gut für diese lange Durststrecke. Der Bass ließ jeden mittanzen und der Hexenkessel kochte sichtlich. Und als dann auch noch der Yeti auf der Bühne abfeierte, gab es auch für den Letzten kein Halten mehr – irre gut!!!


&thumbnail=1Wer mit Futurepop und dergleichen nichts anfangen konnte, wartete schon gespannt auf die Herren von Implant. Die belgische Formation wartete an der Kulturbühne mit EBM a la Front 242 oder Front Line Assembly auf. Dabei trug Drummer Jan einen Cowboyhut, der irgendwie mit den Sounds kollidierte – zumindest für mich. Was mich dann aber doch grinsen ließ, war das Stück „I don’t trust the machine“ – bei einer Band, die elektronische Musik darbietet, finde ich, dass da doch eine gewisse Komik inne liegt oder nicht?! Im Hintergrund lief zu den Songs eine Videoshow und Frontmann Len war voll bei der Sache. Die Soundeffekte waren zum Teil recht experimentell und Len forderte die Zuschauer auch mal auf: „Listen to your heartbeat“. Es wurde aber eher auf die Klänge aus den Boxen gehört und dazu im Rhythmus getanzt. Das ist es ja auch, was die Musiker wollen.


&thumbnail=1Für uns war wieder eine kleine Pause angesagt, war ich ja noch nicht wieder ganz auf der Höhe und da waren die zahlreichen Sitzgelegenheiten auf dem Festivalgelände sehr willkommen. Im Anschluss warteten wir mit allen Anwesenden auf den Gig von Frozen Plasma, die vorher sogar einen Countdown auf der Videoleinwand ablaufen ließen. Musiker Vasi nahm dann am hinteren Bühnenrand Aufstellung im Dunkeln – hinter all seiner Technik – während Sänger Felix am vorderen Bühnenrand zu „Age after age“ hin und her tanzte. Dabei sprang er herum, so dass es mich wunderte, wie er denn noch Atem fürs Singen hatte – Respekt! Seine Stimme war gut. Beim Den Harrow-Cover „Mad desire“ lief auf der Leinwand ein Video des Originals mit und Felix‘ Kommentar dazu war: „Die 80er waren schon toll.“ Das wurde außerdem durch ein goldenes Jackett, das er kurzerhand überwarf, unterstrichen. Die Fans klatschten im Takt mit, tanzten mit dem Sänger um die Wette und hatten allesamt ihren Spaß. Alle Hits der Formation kamen hier zur Geltung – „Foolish dreams“, „Hypocrite“ oder auch „A generation of the lost“. Das sorgte dafür, dass das Auditorium aber auch nichts zu meckern hatte und sehr zufrieden viel Applaus spendete.


&thumbnail=1Den Headliner auf der kleinen Stage gaben an diesem Samstag die Mädels von Minuit Machine. Und sie wurden von nicht wenigen Zuschauern sehnsüchtig erwartet. Hélène und Amandine starteten mit ruhigen Klängen und nahmen nach und nach immer mehr Fahrt auf. Der Beat war dabei immer flotter und dröhnte gut aus den Boxen. Vor der Bühne ist es richtig voll und alle bewegten sich zu den Klängen, zufrieden lächelnd, mit. Und wenn die Stücke zu Ende waren, brandete regelrecht Jubel auf. Amandine sorgte mit ihrem engelsgleichen Gesang und fliegenden Haaren für verzückte Fans, während Hélène an den Knöpfchen drehte und so die Töne immer wieder veränderte. Die Scheinwerfer tauchten die Damen dabei in rosa und blaues Licht. Es war ein würdiger Tagesabschluss für diese Stage und unter lautstarken Begeisterungsbekundungen konnte das französische Duo seine Sounds bis in die Nacht hinein darbieten.


&thumbnail=1Und auch auf der großen Bühne war nur noch der Headliner angesagt – das waren hier die Herren von Covenant. Mit „Bullet“ starteten Frontmann Eskil und die beiden Daniels in die Vollen und die Zuschauer feierten vom ersten Ton an ab. Auch hier ließ der Sound keine Wünsche übrig und so konnte die Party noch ein letztes Mal an diesem Tag Fahrt aufnehmen. Im Nebel wurde die Formation mal in blaues und mal in grünes oder rotes Licht getaucht. Auf Deutsch gab der Frontmann dann zu, dass er „ein bisschen nervös“ war, „wieder auf der Bühne zu stehen, aber es freut mich, euch alle heut Abend zu sehen“.Auch hier waren die Reihen voll und es wurde ausgelassen mitgesungen und getanzt. Der Sänger entledigte sich seiner Jacke, um selbst auch intensiver tanzen zu können. Tracks wie „Figurehead“ oder „I stand alone“ waren Garanten für Beifallsstürme. Der mehrstimmige Gesang und der technoähnliche Klang tat dann noch sein Übriges dazu. Das Einzige, was hier nicht ganz perfekt war, waren die Scheinwerfer auf der Bühne, die hin und wieder blendeten, aber das war verschmerzbar.


Wir waren zufrieden und machten und allmählich auf den Heimweg – wir waren echt nichts mehr gewöhnt und hingen schon ordentlich in den Seilen. Galt es doch noch einmal Kraft zu sammeln für den dritten Festivaltag.


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Autoren: Jörg & Trixi


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