Am vierten und letzten Wave-Gotik-Treffen-Tag war das Wetter wieder angenehm und wir machten uns auf den Weg ins Täubchenthal. Wie auch schon bei den WGT in den Jahren zuvor, war der Montag in dieser Location für echte, handgemachte Musik vorgesehen. Genauer ging es dabei um Horrorpunk, Rock’n’Roll, Punkrock und Rock und das war absolut nach unserem Geschmack. Leider gab es vor Ort nur einen Essensstand mit Pommes und Burger, auch vegetarisch, aber das war es dann auch. Aber zumindest waren die Pommes frisch und lecker. Wir wollen aber nicht übers Essen reden, sondern über Mucke.
Die ersten in diesem Reigen waren an diesem Tag Hellgreaser aus Köln. Mit einem Kinderreim als Intro ging es los. Der Sound war echt gut und der mehrstimmige Gesang kam gut beim Publikum an. Sänger Slaughter Lamb heizte immer wieder ein und forderte die Zuschauer zum Mitsingen und Mitklatschen auf. Zu „Bloody moonlight dance“ bat er darum, dass alle „richtig abgehen“. Er war dabei aber auch um die Fans auf der Empore besorgt, denn er meinte: „Bitte nicht runterfallen.“ Das machte echt Laune und auch wir konnten bei den Beats nicht stillstehen – es war Zeit zum Tanzen. Das sorgte dafür, dass es im Saal schnell wärmer wurde. Slaughter Lamb hatte eine gute Rockröhre und es war den Musikern anzusehen, dass auch sie ihren Spaß hatten. Das Tempo wurde immer weiter angezogen und die Tänzer immer wilder. So muss das sein. Und den Abschluss bildete der Ramones-Klassiker „Pet Cemetary“ – „ohne das werdet ihr uns nicht los“. Der Start war damit mehr als gelungen.
Nach düsterem Punkrock ging es nun in die Dark-Rock-Ecke mit The Fright aus Thüringen. Frontmann Lon Fright wurde von den Damen im Publikum bejubelt und auch seine Kollegen an den Gitarren wurden mit Beifall begrüßt. Die Stimme vom Sänger war angenehm tief und sorgte für vereinzelte Kreischer bei den Mädels im Saal, wie zum Beispiel beim Lied „Suicide sun“. Er war so präsent, dass seine Aura durch den Gig trug. Bassist Kain war ebenfalls super drauf und verausgabte sich regelrecht. Lon Fright kniete sich immer wieder an den Bühnenrand und sang vereinzelte Zuschauer direkt an. Auch die aktuellste Single „Illusion“ fand seinen Platz im Liveset des Abends. Insgesamt müssen wir aber zugeben, dass uns sowohl Musik als auch Liveperformance doch schon sehr an The 69 Eyes erinnerten. Das kommt sicher daher, dass die Band schon des Öfteren mit den Finnen auf Tour war.Das hatten wir an diesem Wochenende ja schon und deswegen genossen wir ein wenig die Sonne im tollen Innenhof des Täubchenthals und lauschten der Rockmusik im Inneren von der Ferne.
Mit kalifornischem Horrorpunk von Rezurex ging es schließlich weiter im Programm. Sänger Daniel hatte sich wie immer einen halben Totenschädel ins Gesicht gemalt und seine grünen Haare toll gestylt. K.R.O. wirbelte seinen riesigen Kontrabass umher und schon tobten die Herren los und wir mussten direkt vom ersten Ton an wieder mittanzen. Das Tempo war schnell und die Laune super – sowohl vor als auch auf der Bühne. Tracks wie „Dead world“ brachten Bewegung in die Menge, denn der Saal war sehr gut gefüllt. Das absolut tolle Bass-Break bei einem der Stücke wurde lautstark bejubelt. Gitarrist Manny war mal hier und mal dort und im nächsten Moment grölte er die Zeilen des Refrains ins Mikro. Was für eine Energie! Der Beat war mitreißend und wirklich niemand konnte sich diesem Sog entziehen – der Hexenkessel war angeheizt und jeder kam an Bord.
Wir mussten uns von dieser Party dann aber lösen, denn wir wollten es uns nicht nehmen lassen, noch ins Haus Leipzig Einlass zu erhalten. Schließlich sollten dort Kite spielen und die wollten wir um nichts in der Welt verpassen. Nachdem wir noch die letzten Töne von Qual mitbekamen, warteten wir mit allen Anwesenden gespannt auf den Gig der Schweden. Das Personal an den Bars vor Ort schien ein wenig überfordert von den ganzen Massen, die sich auf den Treppen und an der Tränke drängelten. Hier war es schon ein wenig sehr eng, aber zum Glück fanden wir links neben der Bühne noch ein Fleckchen, wo wir nicht dicht an dicht mit anderen stehen mussten und auch noch Platz zum Tanzen fanden, als Nicklas und Christian auf die Bretter, die die Welt bedeuten, traten. Als es mit „Bocelli“ losging, waren wir allesamt verzückt. Nicklas' Stimme sorgte für Gänsehaut, die fast das ganze Set über nicht nachließ. Christian wippte im Takt mit, während sein Blick immer auf die Tasten und Knöpfchen der Technik vor ihm gerichtet war. Bekannte Stücke wie „Changing“ oder „Up for life“ wurden mitgesungen und alle im Saal tanzten fasziniert mit. Die Lichtshow war etwas zurückhaltender, als wir es von dem Duo kannten und Nebel verhüllte sie immer wieder, aber dennoch war es wunderbar und stimmungsvoll. Der Jubel war nach jedem Track groß und immer wieder waren die Arme oben. Wir genossen diese Performance in vollen Zügen und als dann mit „Nocturne“ schon wieder alles vorbei war, war es wie ein Aufwachen nach einem tollen Traum. Kite sind jedes Mal ein Erlebnis! Wann ist es denn das nächste Mal soweit – wir wären schon dafür bereit.
Das war dann auch das letzte Konzert des Wave-Gotik-Treffen 2022 für uns. Wir verabschiedeten uns von unseren Freunden und machten uns müde und geschafft auf den Heimweg – musste doch ein Teil von uns am Folgetag schon wieder auf Arbeit.
Fazit
Es war nach der langen Pause echt etwas Besonderes. Es gab so gut wie keine technischen Probleme, die Stimmung war überall entspannt und gute Laune war allen anzusehen. Die Securities waren im Großen und Ganzen echt lieb und fair und bis auf kleine Ausfälle waren auch die Sanitäreinrichtungen, gerade in Zeiten von Corona, in Ordnung. Luft nach oben ist da ja immer. Wir hatten vier schöne Tage, haben viele Freunde getroffen, nette Gespräche geführt, lecker Essen genossen und selbstverständlich großartige Konzerte miterlebt. Unsere Highlights waren vor allem Kite, Lucina Soteira, Fiddler’s Green und Garmarna. Aber auch Gary Numan war ein tolles Ding. Das machte Lust auf das 30. Jubiläum, dass im kommenden Jahr in Leipzig begangen werden soll. Also wir sind auf jeden Fall wieder mit von der Partie – und ihr?
Autor: Trixi