Festivalbericht - Eastside Festival 2022 - Samstag

Ausgeruht und bei heißen Temperaturen kamen wir am Samstag des Festivals auf dem Gelände an und sicherten uns direkt einmal einen schicken Schattenplatz mit Sicht auf die Bühne. Mit einem Eis in der Hand ließ sich das dann ganz gut aushalten und wir warteten auf die Konzerte des Tages.


Von Moderator Jens, der ein fröhliches Hawaii-Hemd trug, erfuhren wir davon, dass der Opener des Tages f.o.d. leider wegen eines Trauerfalls in der Familie nicht auftreten konnte. Aber ein ganz spontaner Ersatz wurde schnell gefunden – Daniel Myer erklärte sich bereit, mit seinem Projekt DSTR aufzutreten. Und deswegen war Jens drauf und dran, das Event in „Daniel Myer Festival“ umzutaufen – sollte er doch auch noch bei Covenant später am Tag mit auf der Bühne stehen. Aber schließlich ging es erstmal los mit richtig tanzbarer und guter Musik. Uns hat das Ganze dann sogar noch besser als der Gig von Haujobb am Vortag gefallen – der Stil lag uns einfach mehr. Daniel und sein Mitstreiter Nico standen in der prallen Sonne und wurden regelrecht geröstet. Sein Kommentar dazu: „Ich schwitze wie’n Schwein.“ Das ging sicherlich auch den Zuschauern in den ersten Reihen so, aber es wurde trotzdem ausgelassen mitgewippt und getanzt. Auch Nico nickte immer fleißig im Takt mit. Beim The Sisters of Mercy-Cover „Lucretia My Reflection“ war der Sänger dann so kaputt, dass er sich erst einmal am Bühnenrand hinsetzen musste. „Es ist ja erst der Anfang.“ Dann ließ er sich auch noch darüber aus, dass bei Festivals Sitzmöglichkeiten ganz wichtig seien – „Wir werden ja alle älter.“ Recht hatte er. Und nein, das war kein Diss gegen andere Festivals. Auch wir genossen die Show sitzend im Schatten. Zum Abschluss präsentierte das Duo noch ihren Hit „Forever“, wobei das Publikum ein Meer aus Armen erhob und sich die Wellen von links nach rechts bewegten. Das rührte Daniel sichtlich und mit einem fetten Grinsen konnte er sich dann fürs Erste verabschieden. Danke für diese spontane Show. Geile Nummer!


Nach diesem elektronischen Start wurde es wiederum wave-ig mit der dänischen Formation The Foreign Resort. Die drei Herren standen alle nebeneinander am vorderen Bühnenrand – auch Morten mit seinem Schlagzeug. Das gefiel uns – mal was anderes, als den Drummer immer hinten im Dunkeln verstecken. Bassist Steffan war absolut aufgedreht und hüpfte von Beginn an auf und ab und rockte ab, während sein Kollege Mikkel "Dead end roads“ besang. „Guten Tag Eastside“, so die Begrüßung durch die Musiker. Bei „She is lost“ wurden die Gitarren und Mikrofone getauscht, so dass nun Mikkel den Bass zupfte. Der Beifall fiel immer gut aus. Die Songs waren mal ruhiger und dann wieder flotter, so dass der Sänger meinte: „Da kann man auch tanzen.“ Das ließen sich die Fans nicht zweimal sagen und bewegten sich zu den Klängen. Vom Stil her erinnerte uns diese Performance absolut an alte Hits von The Cure. Der Sound passte aber auch zum sonnigen Wetter und während wir uns mit Freunden unterhielten, die noch eingetroffen waren, war das eine tolle Untermalung. Mit „New Frontiers“ hatten „The Foreign Resort aus Kopenhagen“ dann auch schon ihr Ende erreicht und wurden mit Jubel von der Bühne begleitet.


Auf der Stage wurde immer schnell umgebaut, so dass die angegebenen Spielzeiten so gut wie immer auf die Minute genau eingehalten wurde – gute Arbeit. Jens kündigte dann an, dass der Frontmann von M.I.N.E „wieder hergestellt“ sei, hatte er doch einige Zeit vorher Auftritte in Italien verletzungsbedingt absagen müssen. Nun war Marcus aber wieder fit und so tanzte er selbst sofort los, als seine Kollegen Jochen und Volker die Noten erklingen ließen. Seine raue Stimme kam gut rüber und auch der Sound war toll anzuhören. Und als dann mit „That Smiling Face“ das erste Stück von Camouflage erklang, war auch dem letzten Zuhörer im Karlsbad klar, wer M.I.N.E sind. Es wurde mitgesungen und trotz der Wärme mitgetanzt. Marcus berichtete noch erklärend, dass er sich den Finger gebrochen hatte, es mittlerweile aber wieder ganz gut ging. Das Mitklatschen überließ er dann aber lieber den Fans, die das auch gern nach dem beeindruckenden Gitarrensolo von Volker übernahmen. Mit einer Tanzeinlage a la Dave Gahan holte sich aber dann auch der Sänger seinen Beifall ab. Den Hüftschwung hatte er schon recht gut drauf. Der mehrstimmige Gesang zu „Dangerous“ war ein Träumchen und zu „Shine“ wurde lautstark aus dem Publikum mitgegrölt – bis hinten zu den Sitzplätzen. Die Spielfreude des Trios war aber auch ansteckend. Diese gute Laune fand dann schließlich zum großen Smashhit „The great commandment“ ihren Höhepunkt – der Jubel und die Party waren unbeschreiblich. Es wurde gefeiert, getanzt, gesungen und gesprungen – was für ein Highlight! Das machen wir nochmal, ok?!


Für uns folgte sogleich ein weiteres musikalisches Highlight, denn Aesthetic Perfection verehren wir sehr. Daniel Graves und seine beiden geheimen Musiker – Drummer und Gitarrist hatten Masken vor dem Gesicht – stürmten hervor und es ging direkt in die Vollen mit „Gods & Gold“. Dazu passte das Shirt des Sängers, das goldene Totenschädel zeigte. Sein Gesicht war halb verdeckt von einem Sonnenhut, was leider ein wenig auch seine ausdrucksstarke Mimik verbarg. Aber es ging ja hier um die Musik und gab es anfangs leichte Soundprobleme, aber auch das war schnell gelöst. Die Zuschauer wippten und tanzten direkt mit und die Arme waren oben. Dafür warf Daniel mit einem „Schönen guten Abend“ Kusshände in die Menge. „S E X“ wurde laut mitgebrüllt und der Sänger posierte hockend für die Fotografen. Er heizte mächtig ein und sein Gitarrist sprang wild umher. Dann wechselte dieser von den Saiten an die Tasten des Keyboards. „Jump as high as youcan“ – diese Aufforderung wurde zu „Never enough” befolgt – von fast allen Anwesenden auf diesem Festival – ein toller Anblick. Die Rampensau Daniel sorgte für richtig Spaß und auch er befand: „Es lohnt sich hier in der Hitze zu sein.“ Immer wieder wechselte er stimmlich von klarem Gesang zu dieser kratzigen Variante. Es war eine rundum gelungene Mega-Show und nicht nur wir tanzten uns die Seele aus dem Leib. Nach einigen weiteren Hits war dann aber doch irgendwann Schluss und mit einem Dank an die Veranstalter verabschiedete sich Mr. Graves – nein, wir haben zu danken!


Danach mussten wir uns erst einmal ausruhen. Ein Fresschen war dann auch schnell gefunden – dieses Mal sogar warm und lecker. Damit waren die Energiereserven wieder aufgefüllt, denn schon kam die nächste Band, die mit ihren Klängen zum Tanzen und Mitwippen anregte. Auch Jens meinte zu De/Vision: „Die gehen einfach immer.“ Vom ersten Ton an wurde mitgeklatscht und Frontmann Steffen tänzelte umher. Seine Stimme kam gut rüber und Keyboarder Thomas nickte im Takt von „Synchronize“ mit. Ob der prallen Sonne verriet der Sänger: „Da bin ich einmal in Halle und schon hab ich `nen Kopf dran – das ist nicht meine normale Hautfarbe.“ Wir fanden aber, dass er gar nicht so verbrannt oder rot aussah. Vor allem alte Hits hatten an diesem Tag ihren Weg in die Setlist gefunden – so etwa „Dinner without grace“ oder auch „I regret“. Das bot die Möglichkeit, dass die langjährigen Fans ihre Textsicherheit beweisen konnten und mitsangen. Allmählich ging dann die Sonne auch unter und die Lichtshow kam besser zur Geltung. Die Arme waren immer wieder oben, was von Spaß und Gefallen zeugte. „Rage“ ging mächtig ab und kaum jemand stand oder saß noch still an seinem/ihren Platz. „Time to be alive“ passte da textlich echt super – wir waren hier in diesem Moment alle am Leben und freuten uns. Steffens Hüftschwung war auch nicht zu verachten. Und dann passierte wieder einmal etwas, dass nur Musik kann. Mit dem Erklingen von „Try to forget“ waren wir alle wieder mit einem Schlag 15 Jahre alt. Das war noch so ein Highlight des Tages - lautes Mitgrölen und Klatschen inbegriffen. „Ihr seid super“, so das Urteil der Musiker zu diesem Hexenkessel. Und unsere Entgegnung dazu: „Selber!“ Und weil es so toll war, gab es dann nach dem eigentlichen Ende noch Zugaben. Das hatten sie sich aber auch echt verdient.


Dieser Tag entpuppte sich immer mehr zum Tanzfest. Auf den vielen Liegestühlen, auf der Wippe auf den Spielplatz, auf den Bänken und einfach auf dem Boden saßen die Festivalgäste und ruhten sich lächelnd und schwatzend aus. Überall flogen große Junikäfer umher und summten uns um die Köpfe. Zum Glück waren das die einzigen Fliegviecher, denn Mücken oder Wespen haben wir an diesem Wochenende erstaunlicherweise kaum zu Gesicht bekommen – gut so.


Und dann erklang auf einmal das lange Intro der Schweden von Covenant. Dabei würde die Bühne in Nebel und blaues Licht gehüllt. Die beiden Daniels bezogen ihre Stellung an ihren jeweiligen Keyboards und dann kam Frontmann Eskil im weißen Anzug nach vorn und die Stimmung explodierte. Als der Beat von „Stalker“ einsetzte, hatten nicht wenige Zuschauer eine fette Gänsehaut. Meine Fresse, war das geil! Der Sänger hüpfte und tanzte selbst ausgelassen und die Fans taten es ihm gleich. Sein Gesang war klar und auch wenn er ab und an den textlichen Einsatz verpasste, war er echt gut drauf und wir genossen die Show in vollen Zügen. „What a beautiful being.“ Die Fete nahm weiter ihrem Verlauf mit Hits wie „Dead stars“ oder „Edge of dawn“ “von unseres erstes Album“. Von der Seite neben der Bühne schauten die Herren der nachfolgenden Band zu und filmten die Menge – das muss schon ein toller Anblick gewesen sein. Daniel Myer tanzte hier ebenfalls ausgelassen und Daniel Jonasson sang mit – seine Stimme war hierbei durch einen Effekt stark verzerrt. Die Beifallsstürme waren richtig laut und Eskil meinte strahlend: „That is magic. What a celebration – thanks for inviting us to your celebration. You’re amazing.” Dann gab er das Mikrofon bei “Lightbringer” an den Kollegen Myer ab, der hüpfend am vorderen Bühnenrand abging. Das Licht dazu war echt schick. Und dann kündigte der Frontmann den Kracher schlechthin an: „Let’s bring it home.“ Gemeint war damit selbstverständlich „Call the ships to port“. Mega! Damit war dann auch schon wieder alles vorbei. Damit waren die Fans nicht einverstanden und forderten auch hier eine Zugabe, die mit „Ritual Noise“ gegeben wurde. Die Daniels droschen hierbei auf Trommeln ein und der Sprachverzerrer kam auch wieder zum Einsatz. Was ein Abschluss der Schweden…besser hätten wir es uns nicht wünschen können. Chapeau die Herren!


Dann wurde lang umgebaut, denn S.P.O.C.K waren schließlich als Mitternachts-Special angekündigt. Wir waren schon recht geschafft vom Tag und wurden während der Wartezeit etwas müde. Aber bevor wir wegdämmerten war es dann soweit. Jens‘ Frage „Habt ihr Bock auf Spock’n’Roll?“ war da fast überflüssig. Alex, Valdi und Johan kamen in ihren weißen Uniformen nach vorn und die Menge begrüßte die Herren mit einem fetten Applaus. „Borg“ erklang und sofort war die ausgelassene Feier wieder im Gange. Mehrstimmiger Gesang schmeichelte unseren Trommelfellen und auch das Tanzbein kam wieder auf seine Kosten bei diesen flotten Rhythmen. Fans hatten Luftballons aufgeblasen, die nun über den Köpfen umherhüpften. Valdi spielte auf einem Keyboard, dass er sich umgehängt hatte und damit stand er tanzend hinter seinen „normalen“ Keys. Frontmann Alex hatte beste Laune und immer einen flotten Spruch auf den Lippen – wie etwa „Prost! Hau wech die Scheiße.“ Dazu kamen Songs wie „Mr. Spocks brain“ und auch „E.T. phone home“ an die Reihe und ein letztes Mal konnte mächtig getanzt und gefeiert werden. Dabei wurden die Musiker in gelbes und blaues Licht getaucht. Selbstverständlich wurden noch diverse andere Aliens besungen und zwischendrin zeigte Johan seine Künste bei Keyboard-Solos. Nach sechs Liedern musste Alex aber eine Pause einlegen, erzählte ein wenig über die Zwangspause, die wir alle hatten: „Ihr seid noch da – ihr lebt noch!“ Und wie – das zeigte sich in Jubel und Partylaune. Der Sänger meinte noch, dass er sich in der schwarzen Szene echt zu Hause fühlt, weil alle miteinander wie eine „große Familie“ sind.


Das sehen wir genauso. Und mit diesen schönen Worten machten wir uns dann aber schon auf den Heimweg. Die Tanzbeine waren müde und wir von der Hitze und dem vielen Feiern echt ausgelaugt. Auf dem Weg zum Auto hörten wir heute leider nichts mehr – der Wind stand wohl anders. Aber dafür liefen wir unter einem klaren Sternenhimmel, was auch toll war. Das erste Eastside Festival war damit Geschichte und wir sehr zufrieden. Für eine Premiere lief erstaunlich wenig schief – die Technikprobleme waren immer schnell im Griff, die Mülleimer waren am zweiten Tag viel schneller wieder geleert und auch die Gastro-Stände waren am Tag 2 etwas mehr auf Zack. Das passte schon. Also wir wären bei einer zweiten Ausgabe gern wieder mit von der Partie – hoffentlich wird es dazu kommen. Drücken wir alle fest die Daumen!


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Autor: Trixi


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