Festivalbericht - Eastside Festival 2022 - Freitag

Das Eastside Festival sollte ein brandneues Festival im Herzen Deutschland werden und da mussten wir selbstverständlich mit von der Partie sein. Am 01. & 02.07.2022 war es dann auch endlich soweit, nachdem die blöde Pandemie die ersten Versuche immer hat ausfallen lassen. Wir reisten bei leichtem Regen an – unser Navi hatte zwar anfangs lustige Ideen, wo der Veranstaltungsort, das Karlsbad in Halle/Saale, sein sollte, aber letztendlich fanden wir doch unseren Weg. Der Fußweg vom Parkplatz zum Eingang war zwar etwas lang, aber auch das schafften wir.


Wir kamen gerade rechtzeitig zum Anfang des Openers. Adam is a Girl starteten gut gelaunt und die bereits anwesenden Zuschauer waren gespannt. „Wir freuen uns sehr, das Festival zu eröffnen.“ Sängerin Anja lief am vorderen Bühnenrand auf und ab oder sie ließ am Keyboard Melodien erklingen. Ihre Stimme kam super an und so nahm der Applaus von Song zu Song immer mehr zu. Es wurde sogar im Takt mitgeklatscht. „Wie cool, dass ihr alle hier seid, trotz des Regens.“ Der störte gar nicht, denn nach und nach wurde es auch immer trockener vom Himmel her. Bei „Shadows“ legte sich Drummer Alex mächtig ins Zeug, während Anja ausgelassen tanzte. Überhaupt waren die Stücke alle sehr tanzbar und so war auch vor der Stage Bewegung in der Menge. Es wurde auch allmählich voller und somit auch der Beifall immer lauter. Beim Hit „Soldier“ wurde laut gefeiert – und auch mitgesungen. Der Start war gemacht und es hätte kaum besser laufen können.


Wir nutzten hier noch die Sitzmöglichkeiten, die es mit und ohne Dach gab, und schauten uns den Gig von Weitem an, denn der Blick auf die erhöhte Bühne war richtig gut und auch der Sound ließ kaum Wünsche offen. Dann schauten wir uns erst einmal im Karlsbad um und wir müssen sagen, die Location war echt eine gute Wahl. Da das Bad ja auch noch als Naturbad genutzt wird, gab es einen Badestrand, ein festes Toilettenhäuschen – sehr sauber übrigens – einen Kiosk, mit Freibad-Pommes-Deluxe, Eis und noch mehr, mehreren Spielplätzen und genügend Liegestühle und andere Sitzvarianten. Das gefiel uns echt gut. Doch dann war es auch schon Zeit für die nächste Band.


Hier war der Regen so gut wie Geschichte und so stellten wir uns zu den anderen Fans direkt vor der Bühne, denn bei Empathy Test muss getanzt werden. Moderator Jens verriet, dass er Sänger Isaac jedes Mal adoptieren möchte, weil er ihn so niedlich findet, doch bisher hat das nicht geklappt. Mit „Monsters“ und fiesen Soundproblemen ging es dann los. Diese wurden zum Glück schnell gefixt und so wurde es doch noch ein Genuss. Der zweistimmige Gesang bei „Empty handed“ schmeichelte unseren Trommelfellen und das Tanzbein kam ordentlich zum Einsatz. Auch der Frontmann war immer in Bewegung und wenn er nicht gerade mit uns um die Wette tanzte, lief er hin und her. „Going on a festival is always like going blind“, so seine erklärenden Worte zu den Problemen zu Beginn. Schließlich kam auch „the sun“ am Himmel hervor und die Stimmung nahm noch mehr Fahrt auf. Es wurde mitgesungen bei Liedern wie „Bare my soul“ oder „Kirrilee“. Isaac war richtig gut drauf und scherzte zwischendrin über die Kollegen von mesh, die ja lange nicht live unterwegs waren: „They look older.“ Das sorgte für laute Lacher. Weitere lockere Sprüche wurden lautstark beklatscht. Keyboarder Martin „the next Isaac Howlett“ beeindruckte mit seinem Können als zweite Stimme. Der Song „Holy rivers“ ging am Ende dann nahtlos in „Losing touch“ über und damit war auch schon wieder der Schlusspunkt eines großartigen Auftritts erreicht. Schade, denn wir hätten noch länger tanzen wollen. Die Arme waren für den Jubel oben und die Band bedankte sich mit vielen Verbeugungen. Wir mögen Empathy Test echt gern und hätten gern mehr davon!


Nun sollte es lauter werden, denn Haujobb traten zu ihrem „quasi Heimspiel“ an, so Jens, denn das Duo sei „mit dem 9€-Ticket angereist“. Daniel und Dejan versteckten sich anfangs nur hinter ihrem Tisch, der voller Technik stand. Doch dann griff Daniel zum Mikrofon und kam auch mal an den Bühnenrand vorn. Auch er war gut gelaunt und das nicht nur, weil mittlerweile die Sonne auf uns alle herabschien. Er meinte grinsend: „Eigentlich sind wir die Lautesten, aber wahrscheinlich auch die mit dem schlechtesten Gesang.“ Dabei war seine Stimme an dem Tag gar nicht so schlecht aufgelegt. Bei der Mischung als neuen und zum Teil 20 Jahre alten Tracks wie etwa „Machine drum“ wurde von den Electro-Fans gestompt und getanzt und gerade die alte Riege der Electroheads feierte das Ganze mächtig ab. Daniel verausgabte sich so, dass er immer mehr auszog. So war er freier und gab wahrlich alles. Der Sound war hier toll. Zu einem besonderen Stück leitete er mit den Worten „Die Situation auf der Welt ist echt beschissen“ ein. Deswegen hatten die beiden spontan die Lyrics umgeschrieben, so dass es nun „Fuck the bombs of the world“ hieß. Diese coole Aktion wurde laut bejubelt. Genauso wie der Smashhit „Dead market“. Daniel wünschte dem Kollegen Jean-Luc von Front 242 noch weitere gute Besserung, verriet aber, dass dieser schon bald wieder live auf der Bühne zu sehen sein wird. Auch das sorgte für Begeisterungsstürme. Insgesamt war das ein sehr solider Gig und wir ruhten uns schon wieder auf den Bänken aus.


Nach Electro gab es im Anschluss Dark Wave auf die Ohren. Die Musiker von Clan of Xymox kamen allesamt mit Sonnenbrillen auf der Nase hervor und leider hatten auch sie anfangs mit argen Soundproblemen zu kämpfen. Doch auch hier waren die Techniker auf Zack, so dass es schneller besser und letztendlich gut klang. Allmählich wirkte auch die Lichtshow und hier waren blaue und weiße Lichtstrahlen zu erkennen, die zwischen den niederländischen Herren und Damen zu „Your kiss“ umherglitten. Die Fans waren begeistert und klatschten zu den ganzen Hits wie „Jasmine & Rose“ oder „Louise“ immer wieder im Takt mit. Bassistin Mojca lächelte über diese gute Stimmung und Frontmann Ronny nahm sogar seine Brille ab, um das Partygeschehen genauer in Augenschein nehmen zu können. Die Zuschauer tanzten, während Gitarrist Mario und Keyboarder Sean ihr Bestes gaben und sich bei „Emily“ verausgabten. Das kleine Keyboard mit dem Sean mobil am Bühnenrand zu Gange war, leuchtete wie die Scheinwerfer blau. Und auch wenn die „Loneliness“ laut Ronny „real“ ist, „auf dem Land und mit Corona“, an diesem Tag waren sie definitiv nicht allein, denn das Publikum war bei ihnen und gemeinsam hatten alle Spaß.


Wir suchten uns dann erst einmal etwas zu Essen, auch wenn es an den einzelnen Ständen und auch am Kiosk Probleme gab, für warmen Nachschub zu sorgen. Die Nudeln waren hier kalt und dort gab’s leider nur eine kalte Currywurst. Wahrscheinlich haben wir einen blöden Zeitpunkt abgefasst, an dem das jeweilige Personal beim Ansturm der Menge nicht hinterherkam. Dafür waren die Grillsteaks heiß und lecker.


So gestärkt war es dann Zeit, eine Party mit den Briten von mesh zu feiern. Nach einem Videointro kamen Richard, Mark und Kollegen nach vorn und wurden mit Beifall begrüßt. „Good evening. Wow! Haven’t seen for a while“, so Marks erste Worte. Zum ersten Stück „My protector“ waren direkt die Arme zum Mitklatschen oben und die Lichtshow war toll anzusehen. Hier war der Sound von Anfang an echt toll und so konnte die Stimmung Fahrt aufnehmen. Der mehrstimmige Gesang sorgte für Gänsehaut und überall tanzten die Zuschauer mit. Richard wechselte zwischen seiner Stellung am Keyboard oder der Gitarre, mit der er vorn auf der Bühne eine gute Figur machte. Mark stand auch kaum still und heizte dem Auditorium mächtig ein. Der Jubel war groß zu Tracks wie „Runaway“ oder „From this height“. Der Kommentar des Sängers war ein knappes „nice“. Lichtkegel bildeten hin und wieder Lichtersterne oder andere Muster, was toll aussah.Mal waren auf der Videoleinwand Muster zu sehen und dann wieder Landschaftsbilder. Passend zur Textzeile „open up the ground“ bei „I fall over” zeigte die Leinwand Vulkan- und Lava-Bilder – ein toller Effekt. Wirklich niemand vor der Stage konnte bei den Beats stillstehen und so war klar, dass mit „we belong together“ aus „Just leave us alone“ genau dieser Moment an diesem Festivaltag gemeint war. Besonders gefielen uns die Videoeinblendungen zu „The traps we made“, denn hier hatten Richard und Mark alte Kinderbilder von sich herausgekramt und ein tolles Filmchen mit damals und heute-Vergleichen zusammengestellt. Und ja, Isaac hatte Recht – sie sehen schon älter aus. Dazu passte dann auch das später folgende „Friends like these“ und auch hier gab es eine Video-Überraschung, denn viele Fans, auch welche, die an diesem Tag live dabei waren, waren hier zu sehen. Das sorgte für Tränchen in den Augen der Zuschauer und für riesige Beifallsstürme. „Thanks for the support and patience over the last years“ war die Erklärung der Band dazu. Nach “Last one standing” sollte eigentlich Schluss sein, doch di Zuhörerschaft forderte eine Zugabe ein und erhielt sie auch prompt mit „Taken for granted“. Absolut super! Das war doch mal eine großartige Party mit viel Tanz und guter Laune. So etwas haben wir wirklich vermisst.


Nach der obligatorischen Umbaupause war dann auch endlich der Headliner des ersten Tages des Eastside Festivals an der Reihe. Diese Rolle übernahmen die Italiener von Kirlian Camera, die ein langes Video-Intro zeigten, mit Bildern vom Militär und Krieg. Dann erschienen die Musiker und auch Frontfrau Elena und die Fans feierten mit ihnen los. Die Sängerin hatte ein heißes Outfit mit langen Handschuhen, einer Jacke und knappen Hotpants an. Aber nicht nur das sorgte für Begeisterung, nein, auch ihre Stimme ließ die Fans selig grinsen. „The 8th president“ machte den Anfang, bei dem die Gitarristen Andrea und Kyoo einen düsteren Chorus sangen. Überhaupt verbreitete dieses Stück eine sehr bedrückende und dunkle Stimmung, was das Publikum aber nicht vom Mitklatschen abhielt. Die Bilder von China und marschierenden Soldaten war etwas befremdlich und passte für uns nicht so recht zur friedlichen Stimmung des Festivals, aber die Band untermalte damit das Lied „Hellfire“. Nach diesem düsteren Start, ging das Set dann dazu über verschiedene Hits zu spielen, bei denen sich Elena stimmlich regelrecht verausgabte und mit den Höhen und Tiefen spielte. Die Gitarristen ließen die Haare fliegen, während die Frontfrau lasziv tanzte.


Weil es an diesem Tag recht kühl war und wir viel getanzt haben, waren wir aber allmählich müde und machten uns auf den Weg ins Hotelbett. Auf dem langen Weg zum Auto hörten wir die ganze Zeit noch Elenas Stimme durch die Nacht wehen und genossen so noch „K-pax“ und andere. Das hatte auch etwas. Der Festival-Freitag war schon mal echt gelungen. Was wohl der zweite Tag bringen würde?


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Autor: Trixi


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